Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
dem Medicus zugetragen hat. Nur dank Christian konnte diese junge Kräuterfrau, die damals den Giftanschlag auf mich enthüllt hat, Dietrich das Leben retten.«
    Otto fühlte sich plötzlich überrollt von den Dingen, über die er noch nichts erfahren hatte. Sein Stolz und die Heftigkeit seines Streits mit Hedwig verboten ihm, sofort in allem nachzugeben. Aber immerhin fühlte er sich verpflichtet, einzulenken. Er würde der Sache nachgehen müssen.
    »Ich lasse dir Essen bringen. Aber du wirst diesen Raum nicht verlassen und mit keinem Menschen reden.«
    »Gut«, gab Hedwig zurück, obwohl er von ihr keine Antwort erwartet hatte. »Und du wirst die Angelegenheit inzwischen restlos aufklären und dir eine Entschuldigung überlegen, mein Gemahl.«
    Die letzten beiden Worte schleuderte sie ihm so voller Hass entgegen, dass Otto sich bei dem Gedanken, er könnte sich geirrt haben, noch schlechter fühlte als zuvor.
     
    Zu seiner Beschämung hatte Otto das Komplott binnen kürzester Zeit aufklären können. In Gedanken verfluchte er Randolf, der ihn seit Monaten immer wieder aufmerksam gemacht hatte, wenn Christian und Hedwig miteinander redeten,und der so den Boden dafür vorbereitet hatte, dass er den Einflüsterungen erlag, die ihm nach seiner Ankunft zugetragen worden waren.
    Langsam geschürte und dann jäh aufflammende Eifersucht hatte ihn geblendet.
    Tief in seinem Innersten hatte er immer befürchtet, seine schöne Frau könnte sich in einen jüngeren Mann verlieben. Und unübersehbar war sie schon immer Christian gewogen und seine Fürsprecherin bei vielen Gelegenheiten gewesen. Doch wenn er alles abwog: Er hatte bislang wirklich nie Grund gehabt, an ihrer Treue zu zweifeln. Selbst wenn sie so kaltblütig oder leichtsinnig wäre, ihn zu betrügen, würde sie nie irgendwelche Schriftstücke als Beweis hinterlassen.
    Auf dem Weg zur Kinderfrau, von der er sich Einzelheiten über den Zwischenfall mit dem Medicus berichten ließ, war ihm dann noch Raimund entgegengekommen, der vor ihm auf ein Knie sank, das Haupt beugte und ihn bat, einen Diener anzuhören, der eine verhüllte Gestalt aus der Kammer hatte huschen sehen, die Christian als Unterkunft zugewiesen worden war.
    Also machte sich Otto zähneknirschend auf den Weg zurück zu Hedwig und überlegte, wie er seine Frau beschwichtigen könnte.
    Er hatte ihr Unrecht getan. Die Ehre gebot, das in Ordnung zu bringen. Doch wie? Mit Kleidern oder Schmuck hätte er andere Frauen versöhnen können, aber nicht Hedwig. Sie würde ihm die Geschenke vor die Füße werfen.
    Selten hatte er sich so unwohl und unentschlossen gefühlt wie in dem Moment, als er wieder das Gemach betrat.
    Hedwig erwartete ihn in einen pelzverbrämten Umhang gehüllt. Nichts wies darauf hin, dass sie geschlafen hatte. Dennoch wirkte sie hellwach.
    Zerknirscht stand Otto vor ihr.
    Sie sah ihn mit verschlossener Miene an und sagte kein Wort. Still seufzte er in sich hinein. Hedwig war eine stolze Frau. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie ihm die Sache erleichtern würde.
    Langsam ging er auf sie zu und zog sie an sich. Sie versteifte sich.
    »Verzeih mir, meine Liebe, ich habe dir Unrecht getan. Die Eifersucht hat mich rasend gemacht«, sagte er.
    Für einen kurzen Moment gab Hedwig seiner Umarmung nach, doch dann löste sie sich und trat einen Schritt zurück.
    »Weißt du, was das Schlimmste daran für mich ist?«, fragte sie mit kühler Stimme. »Nicht die Nacht in Stricken, nicht das Gerede der gesamten Dienerschaft. Sondern dass du mir nicht mehr vertraust. Ich bin immer deine erste und wichtigste Verbündete gewesen. Und ausgerechnet jetzt, wo uns der Hoftag beim Kaiser bevorsteht, den wir nur überstehen können, wenn wir klug vorgehen, wirfst du das alles beiseite und hörst auf den ersten besten Verleumder.«
    Die Order des Kaisers zum Hoftag! Die hatte Otto über alldem ganz vergessen.
    Um nicht erleben zu müssen, dass Hedwig ihn wegstieß, unterdrückte er die Regung, sie wieder an sich zu ziehen, und griff nur nach ihren Händen.
    »Hedwig! Vor dir steht ein Mann, den die Liebe blind gemacht hat. Selbst wenn du mir jetzt noch nicht verzeihen kannst … tu es um der Mark Meißen willen! Ich brauche dich an meiner Seite, dich und deinen klugen Rat.«
    Hedwig zögerte. Sie konnte und wollte es ihm nicht zu leicht machen. Dafür war sie viel zu gekränkt. Aber sie durfte ihn auch nicht erneut in den Jähzorn treiben.
    Zumal Ottos Anschuldigung zwar haltlos war, aber ganz tiefin ihrem

Weitere Kostenlose Bücher