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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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entfernen!«
    Der Medicus wollte aufbrausen, doch Christian zielte mit dem Schwert auf seine Brust. »Wollt Ihr es darauf ankommen lassen?«
    Der Gelehrte blickte sich kurz um. Als er erkannte, dass er von der verängstigten Dienerschaft keine Hilfe zu erwarten hatte, richtete er sich auf. »Das wird Euch noch Leid tun! Ihr habt keine Ahnung, mit wem Ihr Euch da anlegt!«
    Mit hasserfülltem Blick eilte er davon.
    Marthe stürzte zu Dietrich und griff nach seiner Hand. »Schnell, schnell, bringt Salz«, rief sie den Kammerfrauen zu, die sich immer noch nicht rührten.
    »Habt ihr nicht gehört, was sie gesagt hat? Lauft«, rief Christian. »Oder wollt ihr euch den Tod des Jungen auf die Seele laden?«
    Ängstlich huschten zwei der Frauen davon.
    Marthe suchte nach dem Puls des Jungen und sah gequält auf.
    »Sei tapfer, Kleiner«, flüsterte sie und streichelte seinen Arm. Vorsichtig zupfte sie an den Egeln, aber keiner war schon so vollgesogen, dass er sich leicht entfernen ließ.
    Als endlich eine der Mägde Salz brachte, streute sie reichlich davon auf die Egel, bis sie sich krümmten und schließlich von Dietrichs Kopfhaut abfielen.
    Sie nahm den Kopf des Jungen an ihre Brust und strich ihm übers Haar. »Halte durch!«
    Der Kranke schien nichts davon zu bemerken, er war weiß wie das Laken und eiskalt. Marthe begann abwechselnd seine Arme und Beine zu reiben, um den Blutfluss anzuregen..
    »Was geschieht hier?« Hedwigs energische Stimme weckte die Dienerschaft aus der Erstarrung. »Gerade läuft mir wutschnaubendder Medicus entgegen und beschwert sich, dass er mit Waffengewalt an der Ausübung seiner Heilkunst gehindert worden sei.«
    Christian trat einen Schritt vor. »Mit Verlaub, Herrin, das war ich.«
    Die Markgräfin starrte ihn verwundert an.
    Schnell wies Marthe auf die zwei Dutzend sich immer noch krümmenden Egel zu ihren Füßen. »Der Medicus wollte Eurem Sohn das ganze Blut aus dem Kopf ziehen! Ich weiß nicht, ob er bleibenden Schaden angerichtet hat.«
    Blass geworden trat Hedwig heran und schob angewidert die Egel mit der Fußspitze beiseite.
    »Räumt diesen Dreck hier weg«, herrschte sie die Mägde an, die sich sofort daranmachten, die Tiere einzusammeln.
    »Was kannst du tun?«, fragte die Markgräfin besorgt.
    »Ich brauche etwas zur Stärkung für ihn, sein Blut muss besser zum Fließen gebracht werden. Bitte, lasst Susanne kommen. Sie soll Rosmarintinktur bringen. Wenn keine da ist, den stärksten Wein, den der Küchenmeister im Keller hat. Und ich brauche mehr Decken und einen Wärmstein.«
    Voller Sorge sah sie zu Hedwig hoch.
    »Ich hoffe, ich bin noch rechtzeitig gekommen.«
    »Wenn mein Gemahl wieder hier ist, werde ich den Arzt davonjagen lassen«, kündigte Hedwig wütend an. Sie blickte sich zu den Frauen um. »Ihr werdet alles tun, was sie euch sagt, und alles holen, was sie braucht, um meinen Sohn zu heilen. Habt ihr verstanden?«
    Eilfertig nickten die Bediensteten.
    »Du wirst dich gut um ihn kümmern«, sagte die Markgräfin zu Marthe und drehte sich dann zu Christian um.
    »Verzeiht mir, vor lauter Sorge vergesse ich die Gebote der Gastfreundschaft. Ich habe Euch noch nicht einmal einenWillkommenstrunk angeboten, geschweige denn gefragt, welche dringenden Nachrichten Euch in dieser Eile hierher führten. Bitte, kommt mit mir.«
    Christian warf Marthe noch einen aufmunternden Blick zu und folgte dann der Fürstin.
     
    In der Halle nahm Christian aus Hedwigs Hand einen Becher Wein entgegen.
    »Was führt Euch nach Meißen?«, fragte die Markgräfin mit einem Lächeln, das die Müdigkeit und Besorgnis in ihrem Gesicht nicht vollständig verbergen konnte.
    »Ich bringe wichtige und dringliche Nachrichten für den Markgrafen. Wo kann ich Euren Gemahl finden?«
    »Es lohnt nicht, ihm nachzureiten. Wir erwarten seine Rückkehr noch heute.«
    Hedwig senkte die Stimme. »Ihr wisst, der Kaiser ist von seinem verhängnisvollen Italienzug zurückgekehrt und hat die sächsischen Edlen zum Reichstag nach Würzburg beordert. Dort wird uns wenig Gutes erwarten. Friedrich steht weiterhin unvermindert auf der Seite des Löwen und bezeichnet uns als Friedensbrecher. Schon zweimal haben die Beteiligten an den Kämpfen gegen Herzog Heinrich der Ladung nicht Folge geleistet. Jetzt hat uns der Kaiser die dritte Aufforderung geschickt, zum Hoftag zu erscheinen. Diesmal müssen wir kommen, um nicht in Acht und Bann zu fallen. Otto ist zu meinem Vater gereist, um mit ihm das weitere Vorgehen zu

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