Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
besprechen. Außerdem hat er Albrecht mitgenommen, damit der am Hof meines Vaters zum Pagen ausgebildet wird.«
    Sie strich sich müde über die Augen. »Ich hoffe, die strenge Hand meines Vaters und seiner Ritter machen aus dem Jungen einen besseren und vor allem beherrschteren Mann. Aber noch mehr Sorgen bereitet mir der Kaiser. Wenn nicht ein Wundergeschieht, wird der Charakter meines Sohnes unwesentlich für die Zukunft der Mark Meißen sein, denn dann wird er nie darüber herrschen dürfen. Wir könnten dem Kaiser nicht einmal eine Geldbuße zahlen. Jeder weiß, dass mein Gemahl alles in die Besiedlung und in die Feldzüge gesteckt hat.«
    »Dann wird Euch meine Nachricht doppelt willkommen sein. Aber sie verdient Vertraulichkeit.«
    Hedwig gab den Anwesenden einen Wink, sich an den Rand der Halle zurückzuziehen und bat Christian, näher zu treten.
    Während er ihr leise von der Entdeckung der Fuhrleute berichtete, ging ein Strahlen über ihr Gesicht. Bewegt griff sie nach seiner Hand. »Euch schickt der Himmel! Was für wunderbare Möglichkeiten.«
    »Es könnte Markgraf Otto zu einem der reichsten Fürsten im Kaiserreich machen.«
    »Christian, Ihr seid die Antwort auf meine Gebete. Sobald mein Gemahl eintrifft, werde ich dafür sorgen, dass er Euch umgehend empfängt.«
    Sie ließ seine Hand los und bedeutete ihm aufzustehen.
    »Ich möchte noch einmal nach Dietrich sehen. Begleitet Ihr mich?«
    Christian verneigte sich und folgte ihr unter den argwöhnischen Blicken der Dienerschaft.
     
    Dank Marthes Bemühungen war Dietrich inzwischen wieder zu Bewusstsein gekommen. Blass lehnte er an seinen Kissen, aber er ließ sich schon von Susanne mit Leckereien füttern und von Marthe Geschichten erzählen.
    Als seine Mutter und Christian den Raum betraten, richtete er sich auf und behauptete: »Mir geht es schon viel besser. Kann ich morgen wieder mit Euch ausreiten, Christian?«
    Der lächelte erleichtert. »Ich glaube, wir sollten Eure Frau Mutter und Eure Heilerin um Erlaubnis fragen, ob Ihr schon kräftig genug dafür seid.«
    Hedwig sah fragend zu Marthe, die nur kurz überlegte. »Lasst uns morgen sehen, ob Ihr Euch schon auf den Beinen haltet. Erst einmal müsst Ihr wieder gut zu Fuß sein, ehe Ihr Euch auf ein Pferd wagen könnt.«
    Dietrich verzog das Gesicht. Doch bevor er etwas sagen konnte, ertönten vom Hof laute Signale.
    Eine der Kammerfrauen stürzte zum Fenster. »Der Markgraf und sein Gefolge kommen zurück«, vermeldete sie.
    Hedwig wandte sich zur Tür. »Ich bin froh, dass es dir wieder besser geht, Dietrich.«
    Dann ging sie, um den Markgrafen der Sitte gemäß am Burgtor mit einem Willkommenstrunk zu empfangen.
    Otto wirkte angespannt und mürrisch.
    »Wenn Ihr hier alles geregelt habt, lasst uns ein Mahl in der Kemenate einnehmen, vielleicht kann ich Eure Sorgenfalten glätten, mein Gemahl«, meinte sie.
    »Das wird noch dauern«, knurrte Otto, während er von seinem Pferd stieg. Hedwig nickte und ließ nach dem Küchenmeister schicken, um ihm Anweisungen zu geben.

Unter Verdacht
     
    Voller Gedanken saß Hedwig in der Kemenate. Der Tisch war mit Ottos Lieblingsspeisen gedeckt. Plötzlich wurde die Tür so heftig aufgerissen, dass sie zusammenzuckte.
    »Hinaus«, schrie der Markgraf die Frauen an, die erschrocken flüchteten.
    Mit wenigen Schritten war Otto bei Hedwig, packte sie bei den Armen und schüttelte sie. »Hure! Verräterisches Weib!«
    Hedwig öffnete fassungslos den Mund, doch Otto ließ ihr keine Zeit für eine Entgegnung.
    »Schweig! Sonst lasse ich dich vor aller Augen auf dem Hof auspeitschen.«
    Er riss eine Schnur von den Bettvorhängen und fesselte ihre Hände mit raschen Griffen an einen der Bettpfosten.
    »Du kannst heute Nacht darüber nachdenken, wem du Treue schuldest«, keuchte er. »Und ich überlege mir, welche Strafe gut genug für dich ist.«
    Otto stürmte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Hedwig hörte noch, wie er die Bediensteten anwies, dass niemand das Zimmer betreten sollte, der den nächsten Morgen erleben wollte.
    Von sich überschlagenden Gedanken zerrissen, blieb sie zurück. Was war vorgefallen? Welchen Einflüsterungen war Otto erlegen? Und wer würde mit ihr in den Abgrund gezogen?
    Klar war nur eines: Dies würde eine lange, schlimme Nacht werden. Und wahrscheinlich nicht nur für sie.
     
    Christian saß mit Raimund, Gero und Richard bei einem Krug Wein, als zwei Wachen zu ihnen kamen. »Euer Schwert, Christian«, forderte einer der

Weitere Kostenlose Bücher