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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nach ihrer Hand und küsste sie. »Es ist immer wieder ein Gewinn, mit Euch Pläne zu machen.«
    Während Hedwig ihm einen merkwürdigen Blick zuwarf, wandte sich Otto beiläufig an Christian.
    »Euch ist doch nicht übermäßig an dieser Hochzeit gelegen?«
    »Durchaus nicht, Herr«, antwortete Christian wachsam, den der plötzliche Themenwechsel stutzig machte.
    »Das trifft sich gut«, sagte Otto gönnerhaft. »Dann werde ich Euch nicht weiter drängen. Geben wir Edelgard einem, der nicht lieber stattdessen ins Verlies gehen würde.«
    Der Markgraf lachte kurz auf. »Ich habe neue Order für Euch. Ihr begleitet mich zum Hoftag des Kaisers nach Würzburg. Je nachdem, wie die Dinge dort laufen, könnt Ihr von da aus gleich in den Harz reisen, um Bergleute anzuwerben.«
    Christian verneigte sich erleichtert. »Wie Ihr wünscht, Herr.«
    Doch als Otto ihn in glänzender Laune entlassen wollte, hielt Hedwig ihn noch einen Moment zurück.
    »Wisst Ihr, wo Marthe steckt? Ich kann sie nicht finden.«
    »Mit Verlaub, Herrin, bei meiner Verhaftung fürchtete ich einen weiteren Angriff auf sie und ließ sie in Sicherheit bringen«, gestand Christian. »Ich hoffe, Ihr verzeiht mir meine Eigenmächtigkeit. Wenn Ihr wünscht, werde ich sie unverzüglich holen.«
    »Tut das, Christian – und danke für Eure beschämende Voraussicht«, sagte sie mit einem scharfen Seitenblick zu Otto.
    »Es geht meinem Sohn wieder gut, aber ich möchte ihn jetzt nicht allein hier lassen, sondern bei mir und in guter Betreuung wissen. Können wir Marthe und Dietrich mit nach Würzburg nehmen?«
    »Wie Ihr wünscht, Herrin«, meinte Christian und entfernte sich mit raschen Schritten, nachdem ihm Otto die Erlaubnis dazu erteilt hatte.
     
    Als Christian Josefas Hütte betrat, stieß Marthe einen hellen Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. Wieder kamen ihr Tränen, doch diesmal vor Erleichterung.
    Josefa ging auf ihn zu und umarmte ihn, obwohl sie kaum bis an seine Schultern reichte und sich auf die Zehenspitzen stellen musste. »Wir haben uns Sorgen um dich gemacht, Junge.« Mit kurzen Worten erzählte Christian, was geschehen war. Von der ursprünglich angesetzten Hochzeit erwähnte er nichts. Der Anblick von Marthe, die ihn kaum aus den Augen ließ und vor Freude strahlte, hatte ihn das schon wieder vergessen lassen und wärmte sein Herz.
    »Marthe, sei so gut, lauf zur Garküche und hol uns ein paar gute Sachen. Das muss gefeiert werden«, sagte Josefa. Sie kramte unter ihren Salbentöpfchen ein größeres hervor. »Gib das der Wirtin, damit kannst du bezahlen.«
    »Für das Mahl komme ich auf.« Christian drückte Marthe eine Münze in die Hand und stellte Josefas Töpfchen wieder auf das Brett zurück.
    Als Marthe hinausgehuscht war, setzte sich Josefa neben Christian und legte ihre abgearbeitete Hand auf seinen Arm.
    »Ich bin froh, dass du wieder da bist«, sagte sie. »Und dass du das Mädchen zu mir geschickt hast.«
    Sie sah Christian durchdringend an. »So etwas wie sie habe ich noch nicht erlebt. Sie weiß nicht nur alles, was ich ihr über Kräuter und Salben hätte beibringen können. Sie hat wirklich heilende Hände. Eine außerordentliche Begabung. Jetzt lernt sie, damit umzugehen. Du wirst staunen, sie dabei zu erleben. Aber sie wird nun noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen, selbst wenn sie sich vorsieht. Du musst sie beschützen.«
    »Das werde ich.«
    »Sie hat Schlimmes durchgemacht. Und euch stehen noch schwere Zeiten bevor. Aber glaube mir, alles wird ein gutes Ende nehmen.«
    Josefa sah, wie sich Christians Gesicht verschloss. Aber sie ignorierte das und griff nach seiner Hand. »Du wirfst ihr vor, dass sie diesen Alten geheiratet hat. Aber sie hat es nicht ohne Not getan. Vielleicht rettet ihr das vorerst das Leben. Als ehrbare Ehefrau ist sie unauffälliger. Du bist nicht immer da, um auf sie aufzupassen.«
    Josefa schwieg eine Weile und sagte dann: »Sie hat sich die Augen ausgeweint deinetwegen. Verschließ dein Herz nicht gegen sie!«
    Es dauerte eine Weile, bis Christian antwortete.
    »Das werde ich nicht. Das habe ich nie getan.«

Unterwegs zum Kaiser
     
    Nun sollte sie sogar zum Kaiser reisen! Von all den Wendungen, die Marthes Leben seit dem letzten Frühjahr genommen hatte, schien ihr das die unglaublichste. Als sie damalsnoch in ihrem Heimatdorf in Fines Kate lebte, hatte sie geglaubt, sie würde bis ans Ende ihrer Tage dort bleiben und sich um die Krankheiten und Schwangerschaften der Leute im

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