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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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auch die Engländerin das Zeug dazu hat, ihren Mann um den Finger zu wickeln, wird sich erst zeigen, wenn das Brautlager vollzogen ist, dachte Hedwig. Die Frage war: Würde sie eine heimliche Verbündete werden wie Beatrix oder eine gefährliche Feindin?
     
    Das Defilee der Fürsten war beendet.
    Schlagartig erfüllte knisternde Spannung den Saal.
    Jedermann wartete darauf, wie der Kaiser nun über die sächsischen Edlen entscheiden würde, die die Dreistigkeit besessen hatten, seinem Befehl erst beim dritten Aufruf Folge zu leisten.
    Marthe hielt den Atem an. Sie hatte durch den Klatsch unterwegs einiges über die Streitigkeiten gehört, die nun verhandelt werden sollten. Von Ottos Zukunft hing auch die ihres Dorfes ab. Würde der Kaiser die Mark Meißen dem gnadenlosen Herzog von Sachsen zusprechen? Oder würde Krieg auch ihre neue Heimat verwüsten?
    Sie suchte nach Hedwig, doch deren Gesicht ließ keine Regung erkennen. Neben ihr stand der Markgraf mit einer Miene, die kein bisschen Reue zeigte, sondern stattdessen kaum verhohlenen Trotz.
    Der Kaiser ließ einen Moment der Stille verstreichen, ehe seine kräftige Stimme den Saal füllte.
    »Meine getreuen Untertanen. Es erfüllt Uns mit großer Freude, Euch in solch großer Zahl bei Unserem Hoftag zu sehen. Insbesondere freuen Wir Uns, dass nun endlich auch die Fürsten und Bischöfe den weiten Weg aus sächsischen Landen zu ihrem Kaiser gefunden haben, die Uns im vergangenen Jahr durch den schon Jahre währenden Streit mit Unserem treuesten Freund und Vetter, dem Herzog von Sachsen und Bayern, in Bedrängnis gebracht haben.«
    Hedwig bewahrte nur mit Mühe Fassung. Schon dass Herzog Heinrich demonstrativ neben dem Kaiser stand und nicht bei den anderen Fürsten, wies darauf hin, dass Friedrich ihn nach wie vor als Vertrauten betrachtete. Jetzt hatte er das auch noch unmissverständlich ausgesprochen. Der Kaiser war bekannt dafür, dass er seine Feinde mit unerbittlicher Härte strafte. Selbst wenn er Dietrich als Pagen aufnahm, musste das noch lange nicht bedeuten, dass er dessen Vater in Gnaden beließ.
    Während ihr das Blut in den Schläfen klopfte, wartete die Markgräfin auf die Worte, vor denen sie sich seit einem Jahr fürchtete.
    Der Kaiser hatte bisher freundlich mit leicht ironischem Unterton gesprochen. Doch nun verlieh er seiner Stimme Schärfe.
    »Wir werden nicht übersehen, dass Ihr Gründe für Euer Vorgehen gehabt haben mögt und bereits mehrfach Beschwerde gegen Herzog Heinrich vorbrachtet. Doch obgleich Wir diese abgewiesen haben, gabt Ihr Euch mit Unserem Urteil nicht zufrieden, sondern habt die Waffen gegen ihn erhoben, der Unser getreuester Gefolgsmann ist.«
    Friedrich blickte unerbittlich in die Runde.
    »Die an der Rebellion beteiligten Fürsten mögen vortreten.« Aufrecht schritt Hedwigs Vater Albrecht der Bär vor den Kaiser, sank auf ein Knie und beugte sein graues Haupt. Ihm folgten seine Söhne und Landgraf Ludwig der Eiserne vonThüringen. Aus dem unmittelbaren Gefolge des Kaisers trat Ottos Bruder Dietrich, Markgraf der Ostmark, hervor und kniete neben ihnen nieder. Fast zugleich mit ihm ging Otto mit festem Schritt nach vorn, gefolgt von seinen Brüdern Dedo von Groitzsch und Heinrich von Wettin. Immer mehr Fürsten drängten sich durch die Reihen, bis schließlich mehr als drei Dutzend Edle stumm vor dem Kaiser knieten, um seinen Urteilsspruch entgegenzunehmen.
    Marthe riss die Augen auf.
    Was auch geschehen war – der Kaiser, so schien ihr, war in einer schwierigen Lage. Wenn so viele seiner Fürsten Krieg gegen seinen mächtigsten Vasallen führten, konnte er das nicht hinnehmen, wenn er den Löwen weiter stützen wollte. Aber eine Revolte solchen Umfangs vermochte das ganze Reich zu erschüttern. Wenn sich die Hälfte seiner Fürsten gegen den Löwen erhoben hatte, würde der Kaiser kaum über ihre Beweggründe hinweggehen können.
    Ob den Kaiser ähnliche Gedanken bewegten?
    Streng sah Friedrich auf die vor ihm Knienden.
    »Gemeinsam mit einer ganzen Reihe von Geistlichen, die sich vor Gott dafür zu verantworten haben« – der Staufer warf einen finsteren Blick in die Richtung, wo Bischöfe und Erzbischöfe zusammenstanden –, »habt Ihr nicht nur die Ländereien des Herzogs von Sachsen und Bayern angegriffen, sondern auch verhindert, dass er Uns mit seinem Heerbann nach Italien folgte. Wir haben seine starken Truppen schmerzlich vermisst. So habt Ihr Uns, den durch göttliche Gnade erhabenen Kaiser, in Gefahr gebracht

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