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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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und tragt die Schuld an den Verlusten, die Wir in Italien erleiden mussten.«
    Im Audienzsaal war es so still, dass man eine Nadel zu Boden hätte fallen hören können.
    »Doch wie Ihr wisst, ist Uns in besonderem Maße daran gelegen,dass Friede in Unseren Landen herrscht und die Ehre des Reiches gewahrt wird.«
    Erneut legte der Kaiser eine Pause ein, um dann sein Urteil zu verkünden. »Vernehmt Unseren Willen! Wir werden von einer Bestrafung absehen, unter der Bedingung, dass alle Beteiligten einen Waffenstillstand abschließen. Wir gewähren Euch eine Woche, um miteinander die Bedingungen auszuhandeln. Danach möge dieser leidige Streit für alle Zeit aus der Welt geschafft sein, wenn Ihr weiter Unserer Gnade teilhaftig werden wollt.«
    Der Kaiser forderte die vor ihm knienden Fürsten auf, sich zu erheben. »Ihr seid entlassen. Wir wünschen, dass Ihr umgehend mit den Verhandlungen beginnt.«
    Mit einer eleganten Handbewegung bedeutete er auch dem überraschten Herzog Heinrich, den anderen zu folgen und sich in einen Raum für die Gespräche führen zu lassen. Gefolgt von seinen ranghöchsten Gefolgsleuten, stapfte der Löwe hinter seinen Kontrahenten her.
    Was soll ich Hedwig nur berichten, dachte Marthe besorgt. Dass von denen hier niemand zum Einlenken bereit ist, dürfte der Markgräfin längst klar sein.

Feine Fäden
     
    Hedwig war erleichtert und besorgt zugleich. Der Kaiser sah von einer Bestrafung ab, aber die Mienen ihres Vaters und auch ihres Mannes ließen wenig Bereitschaft zu einer Einigung mit dem Löwen erkennen.
    Da sie sich den Männern nicht anschließen durfte, sondern warten musste, bis der Kaiser die Audienz beendete und sie gemeinsam mit den anderen Anwesenden entließ, hatte sie keine Möglichkeit, beschwichtigend auf ihren Gemahl einzuwirken.
    Während sie scheinbar aufmerksam dem weiteren Geschehen folgte, bei dem Themen abgehandelt wurden, die sie wenig interessierten, kreisten ihre Gedanken um das, was im Verhandlungsraum vor sich gehen mochte: gegenseitige Anschuldigungen, Vorwürfe und wilde Drohungen.
    Ihr Vater hatte vor Jahren erzählt, dass der Löwe als noch junger Mann einmal sogar bei Verhandlungen zu den Waffen gegriffen hatte und den Erzbischof und den Dompropst von Bremen verhaften ließ.
    Als Kaiser und Kaiserin sich endlich erhoben und den Saal verließen, wartete Hedwig, bis sich das Gedränge etwas lichtete, um dann nach Dietrich zu suchen.
    Doch sie kam nicht weit. Ein vornehm gekleideter Page von ungefähr zehn Jahren verneigte sich höflich vor ihr. »Hedwig von Meißen? Die Kaiserin bittet Euch zu sich.«
    Überrascht folgte Hedwig dem Jungen, der sie durch die Residenz zu einer reich beschlagenen Tür führte, anklopfte, sie hineingeleitete, sich verbeugte und lautlos wieder verschwand.
    Beatrix winkte eine der vielen Kammerfrauen heran, die ihr und Hedwig roten Wein in kunstvoll gearbeitete goldene Becher goss.
    Sie bedeutete ihrem Gast, auf einem der Stühle nahe dem Feuer Platz zu nehmen.
    »Ihr könnt stolz auf Euren jüngsten Sohn sein, Markgräfin«, sagte Beatrix mit feinem Lächeln. »Wird Euer Gemahl ihn zum Ritter erziehen lassen, oder hat er eine geistliche Laufbahn für ihn vorgesehen?«
    Hedwig neigte den Kopf. »Der Kaiser hat dem Jungen heute eine große Gnade erwiesen, für die ich auch Euch danken möchte. Dietrich träumt davon, ein Ritter zu werden. Deshalb hält mein Gemahl es nicht für richtig, ihn in ein Kloster zu schicken, wenn ihm die Berufung dafür fehlt.«
    Nun maß sie jedes Wort vorsichtig ab.
    »Dietrich soll einmal über die Gebiete um Weißenfels herrschen, … wenn unser Erstgeborener Albrecht die Mark Meißen erbt.«
    Unhörbar schwebten dahinter die Worte:
Falls er die Mark Meißen erbt
.
    Die Kaiserin zeigte mit keiner Regung, ob sie die heimliche Frage verstanden hatte. Aber auch sie wählte ihre Worte sorgfältig.
    »Wer weiß, was die Zukunft bringt? Zum Glück haben Frauen einen mäßigenden Einfluss auf das oft überschäumende Temperament der Herren.«
    Bringt Euren hitzköpfigen Gemahl dazu, dass er sich mit dem Waffenstillstand einverstanden erklärt, und ihm wird nichts geschehen.
    Hedwig verstand. Vorsichtig fuhr sie fort: »Majestät, ich bedaure zutiefst, dass mein Gemahl den Unwillen des Kaisers hervorgerufen hat. Aber seine Absichten waren ehrenhaft und stets auf das Wohlergehen des Reiches gerichtet. Er hegt … gewisse Zweifel an den Verhältnissen, die sich entwickeln könnten, während der Kaiser in Italien

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