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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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holen lassen, und du kannst nichts dagegen tun. Hast du das verstanden?«
    Marthe blieb stumm.
    Vor diesem Moment hatte sie sich die ganze Zeit gefürchtet. Die einfachen Leute waren den Launen der Mächtigen ausgeliefert, daran würde sich nie etwas ändern. Sie konnte ihnen nur das Vergnügen nehmen, sich an ihrer Angst zu weiden.
    Randolf drehte ihren Arm so derb auf den Rücken, dass sie sich vornüberkrümmte. Dann warf er sie mit dem Gesicht nach unten aufs Lager und schlug ihren Rock hoch. Sein Gewicht presste ihr die Luft aus den Lungen, während er immer wieder voller Wucht in sie stieß.
    Marthe zerbiss sich die Lippen vor Qual, aber sie gab keinen Ton von sich und wehrte sich nicht. Es hätte nichts bewirkt, außer dass sie blaue Flecken, Würgemale oder einen ausgeschlagenen Zahn würde erklären müssen. Tränen liefen ihr aus den Augenwinkeln, während der Schmerz durch ihren Körper brandete.
    »Giselbert hat Recht. Wenn du schreist, gefällst du mir besser. Aber das wird schon noch«, sagte Randolf, während er seine Kleider ordnete. Dann winkte er den Nächsten heran.

Bertholds Dorf
     
    Schon vier Wochen waren verstrichen, seit Raimund Marthe ins Dorf zurückgebracht hatte, aber von Christian und Lukas war noch nichts zu sehen und zu hören. Obwohl die Siedler von Marthe erfahren hatten, dass der Ritter im Auftrag des Markgrafen auf eine längere Reise geschickt worden war, wurden mit der Zeit ihre Mutmaßungen immer ausgefallener, was wohl ihren Herrn in die Ferne geführt haben mochte und wann er zurückkehren würde. Auch die Anweisungen, die Raimund von Christian überbracht hatte, warfen Fragen auf.
    Dass Grete so viel Bier wie möglich brauen sollte, hatte noch Freudenrufe ausgelöst. Auch dass die erste Unterkunft, in der sie anfangs gemeinsam genächtigt hatten und die nun für einen Teil des Viehs und als Scheune genutzt wurde, ausgebessert werden sollte, mochte angehen, obwohl sie mitten in der Erntezeit eigentlich Wichtigeres zu tun hatten. Aber warum sollte der Köhler ausgerechnet jetzt, wo jede Hand gebraucht wurde, zwei zusätzliche Meiler errichten? Niemand im Dorf außer dem Schmied brauchte Holzkohle!
    Doch der Herr mochte seine Gründe haben, also taten sie gut daran, seine Anweisungen zu befolgen.
    Wenn Marthe abends todmüde und erschöpft etwas Ruhesuchte, bettelten Johanna und Marie oft: »Erzähl uns vom Kaiser!«
    Sie wollte nicht über diese Reise sprechen. Zu viel war geschehen, das sie lieber vergessen würde.
    Aber die Kinder und auch die Älteren konnten gar nicht genug hören über die riesige Stadt Würzburg und die Pracht beim Hoftag. Wiprecht betrachtete seine weit gereiste Frau misstrauischer denn je. Sie schien ihm noch unheimlicher geworden zu sein nach all den Erlebnissen in einer Welt, die er nie gesehen hatte und nie zu sehen bekommen würde. Er hielt seit ihrer Rückkehr auffallend Abstand zu ihr – auch nachts. Vielleicht spürte er sogar, dass etwas vorgefallen war, das ihre Abneigung gegen jegliche Berührung noch gesteigert hatte. Sie selbst erstarrte zu Eis, wenn er sich ihr auch nur auf drei Schritt näherte, weil sofort die Erinnerung an die neuerlichen Gewalttaten von Randolf und seinen Kumpanen in ihr aufbrandete.
    Christians Ausbleiben bereitete ihr mittlerweile genauso viele Sorgen wie die Vorstellung von seiner bevorstehenden Wiederkehr.
    Wenn ihm oder Lukas etwas zugestoßen wäre, hätte sie das gefühlt, dessen war sie sich sicher. Einerseits wünschte sie sich die beiden herbei, andererseits stieg jedes Mal Verwirrung in ihr auf, wenn sie an seinen Kuss dachte. Seitdem hatte sich Christian ihr gegenüber kühl statt wie bisher fürsorglich verhalten. Für immer? Die Vorstellung bedrückte sie.
    Susannes Worte tönten immer wieder durch ihren Kopf: Wenn er dich satt hat, lässt er dich fallen und macht dir das Leben schwer.
    Als ob ihr Leben nicht schon schwer genug war!
    Abends fand sie kaum Schlaf, während Wiprecht neben ihr schnarchte und die Mädchen manchmal Unverständlichesmurmelten. In Wachträumen durchlebte sie wieder und wieder, wie Christians Lippen ihre berührten, wie seine Hände sanft und doch begehrend durch ihr Haar und dann auf ihre Schulter glitten. Ihr Körper zog sich zusammen, während sie immer noch seine Berührung zu spüren glaubte.
    Fiel sie dann endlich in Schlaf, so suchten Albträume sie heim, bis sie schreiend auffuhr. Manchmal stapften darin weißhaarige Ungeheuer auf sie zu. Zumeist aber träumte sie, dass

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