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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Randolf, bis der Gefangene die Benommenheit halbwegs abgeschüttelt hatte.
    »Das Schöne an euch ehrbaren Rittern ist, dass ihr so berechenbar seid«, fuhr der Hüne mit zynischem Grinsen fort. »Ich hab gewusst, dass du dich auslieferst, wenn Hartwig mit deinem Bauernpack ein bisschen härter umspringt. So viel Edelmut – und was hast du nun davon? Deine Freunde denken, du bist längst tot, die Welt hält dich für einen Dieb, und dein ach so ehrbarer Ruf ist schon dahin, noch bevor deine Knochen in meinem Verlies verrotten.«
    »Dafür sterbe ich als ehrlicher Mann – im Gegensatz zu dir«, keuchte Christian und fing sich den nächsten Schlag ein. »Niederes Pack wie du hat im Ritterstand nichts zu suchen!«, zischte Randolf hasserfüllt. »Jetzt tilge ich dich von der Erde, und dein Bauerngesindel lernt zu gehorchen.«
    Christians Stimme war nur noch ein Krächzen.
    »Wer Schande über den Ritterstand bringt, das sind Leute wie du, die diejenigen quälen und ermorden, die sie schützen sollen.«
    Randolf trat noch einen Schritt näher, zerrte den Kopf seines Gefangenen an den Haaren nach hinten und blickte ihn an.
    »Wenn du immer noch den Mut für freche Antworten hast, werde ich wohl etwas härter vorgehen müssen«, verkündete er. »Doch bevor dich meine Leute so bearbeiten, dass du baldnicht einmal mehr deinen Namen weißt, will ich dir noch eines erzählen.«
    Er ließ Christian los, trat einen Schritt zurück und starrte ihn mit kaltem Lächeln an. »Mit deiner Angebeteten Luitgard hatte ich wenig Freude im Bett. Temperamentloses Weib. Schwach und ängstlich. Aber weißt du, mit wem ich richtig Spaß hatte? Mit deiner kleinen Hure, diesem Kräuterweib.«
    Die winzige Verzögerung, mit der Christians gequälter Aufschrei ertönte, ließ Randolf böse lachen.
    »Sie hat es dir nie gesagt, nicht wahr? Dann erfahr’s von mir: Ich hab sie als Erster genommen! Und wie hat sie geschrien und gewinselt! Wann immer sich Gelegenheit bot, hab ich sie mir geholt. Und ich konnte sie den halben Tag lang stoßen, wenn ich mir nur vorgestellt habe, dass du mir dabei zusiehst.«
    Er legte eine winzige Pause ein.
    »Da kommt mir doch ein Gedanke. Ich lasse sie holen und besteige sie hier vor deinen Augen. Und dann übergebe ich sie meinen Wachen als Zeitvertreib.«
    Die jäh aufbrandende Welle von Wut weckte ungeahnte Kräfte in Christian. Mit einem unmenschlich klingenden Schrei zog er die Beine an und trat mit Wucht gegen Randolf, der taumelte und sich nur mit Not auf den Füßen hielt.
    Durch die heftige Bewegung riss der Ring aus der Verankerung, an dem Christians Ketten hingen. Der Gefesselte schlug zu Boden. Sofort stürzten sich Randolf und die Wachen auf ihn und traten in hemmungsloser Wut auf ihn ein, bis er bewusstlos in seinem Blut schwamm.
    Mühsam zügelte der Hüne seinen Wutausbruch.
    »Genug«, wies er die Wachen an. »Ich wollte ihn eigentlich nicht gleich am ersten Tag erschlagen, sondern ihm noch für eine Weile das Leben zur Hölle machen.«
    Schlecht gelaunt stapfte er nach oben. Warum eigentlich hatte dieser Tölpel Hartwig nicht auch gleich noch das Kräuterweib mitgebracht? Er würde einen Boten mit neuen Befehlen ins Dorf schicken müssen.
     
    Wo nur Lukas blieb?
    Zusammengekauert, fröstelnd und auf die Geräusche des nächtlichen Waldes hörend, schlief Marthe schließlich ein.
    Ihr eigener Angstschrei riss sie aus einem Albtraum.
    Christian!
    Obwohl es noch tief in der Nacht war, konnte Marthe nicht wieder einschlafen. Ihr Traum war so furchtbar gewesen, das Bild von einem blutüberströmten Christian auf dem Boden eines Kerkers so übermächtig, dass sie am ganzen Leib zitternd in der Höhle kauerte und sich nicht rühren konnte. Der pochende Schmerz in ihrer rechten Schläfe fraß sich allmählich durch den ganzen Kopf.
    Als die Morgendämmerung einsetzte, hörte sie ein Pferd schnauben. Sie griff nach ihrem kleinen Messer und rutschte noch tiefer in ihr Versteck. Doch der Schrei des Eichelhähers, der gleich danach ertönte, ließ sie aufatmen.
    Im nächsten Augenblick tauchte Lukas in der Höhle auf. Mit einem Blick erkannte er Marthes Zustand. Er legte ihr seinen Umhang um die Schultern und sagte nur: »Ich weiß, wo Christian ist.«
    Während er ihr Brot und eine Kanne Bier reichte, berichtete er, wie er Hartwigs Männern gefolgt war, ohne entdeckt zu werden. »Sie haben ihn in Randolfs Burg gebracht. Da hinein konnte ich nicht, also bin ich ins Dorf zurück und habe mir mein Pferd

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