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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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war der Schrei eines Eichelhähers, bevor alles um ihn in Dunkelheit versank.
     
    Als Christian erwachte, war seine Umgebung so vollkommen schwarz, dass er im ersten Augenblick befürchtete, blind geworden zu sein.
    Immerhin – er lebte. Aber er hatte keine Vorstellung, wo er sich befand und wie lange er bewusstlos gewesen war.
    Er versuchte, sich zu bewegen, und bereute das sofort. Sein Kopf dröhnte, jede Faser seines Körpers schmerzte, er hatte wahnsinnigen Durst und das Gefühl, sich gleich erbrechen zu müssen – wohl die Nachwirkungen des harten Schlages auf seinen Kopf.
    Seine nächsten Bewegungen waren vorsichtig und auch nur kurz. Bald wusste er zumindest so viel: Er lag auf nacktem Lehmboden, die Hände auf den Rücken gefesselt. An seinen Füßen klirrten Ketten, die in einer Wand befestigt waren.
    So gut es ging, versuchte er sich zu strecken und Kraft zu sammeln für das, was ihm bevorstand. Randolf würde ihn wedervergessen, noch ihm ein schnelles Ende gönnen. Doch bald ließ ihn die Anstrengung wieder in einen Dämmerzustand sinken.
    Unmöglich, zu sagen, wie viel Zeit vergangen war, als ihn ein Geräusch weckte, das schmerzhaft durch seinen Kopf fuhr. Eine Tür knarzte und schabte über den Boden, das Licht von zwei Fackeln blendete ihn.
    Christian blinzelte angestrengt gegen die gleißende Helligkeit, aber er konnte die Männer nicht erkennen.
    »Bei Gott, wie ist der denn zugerichtet«, sagte einer mit auffallend heiserer Stimme und steckte seine Fackel in die Halterung.
    »Mit dem hatten wohl mehrere eine Rechnung zu begleichen«, meinte der andere. »Scheint aber noch zu leben. Muss er auch, sonst kriegen wir Ärger. Unser Herr hat noch einiges mit ihm vor.«
    Allmählich gewöhnten sich Christians Augen an das Licht. Er konnte die Konturen seines Kerkers und der beiden Männer erkennen, die sich ihm vorsichtig näherten.
    Mühsam setzte er sich auf und räusperte sich. »Ich muss pinkeln. Kannst du mir für einen Moment die Stricke abnehmen?«, fragte er den Heiseren.
    Der grinste. »Von mir aus kannst du pinkeln, wohin du willst. Wir sollen dich sowieso bereitmachen. Kriegst gleich hohen Besuch.«
    Er nahm die Handfesseln ab, während der andere dem Gefangenen einen langen Dolch an die Kehle drückte. »Eine falsche Bewegung, und du bist tot.«
    Christian überlegte nur kurz. Flucht war im Augenblick undenkbar. Er konnte sich kaum auf den Beinen halten, die Welt um ihn wankte und zerfloss immer wieder vor seinen Augen, und seine Füße waren in Ketten. Sollte er besser das Angeboteines schnellen Todes annehmen? Oder auf eine Gelegenheit zur Flucht hoffen?
    Aber zuallererst musste er wirklich Wasser lassen. So gut es ging zielte er in eine Ecke.
    Als er fertig war, packten die Wachen ihn an den Armen, schlossen die Fußfesseln auf und zerrten ihn in die Mitte des Verlieses. Jetzt erst sah Christian, dass ein rostiger Ring in das Deckengewölbe eingelassen war, an dem eine Kette mit zwei Handfesseln hing. Die Männer schlossen die schartigen Schellen um seine Gelenke und zogen ihn hoch, bis Christian an seinen Armen hing, ohne den Boden zu berühren.
    Das Ende der Kette befestigte der Heisere an einem Haken in der Wand. Dann verriegelten sie den Kerker wieder und ließen den Gefangenen im Dunkeln zurück.
    Bald glaubte Christian, das Gewicht seines Körpers würde ihm die Arme aus den Gelenken reißen. Sein Atem wurde flacher, er bekam kaum noch Luft. Er musste daran denken, dass den Delinquenten bei dieser Foltermethode oft noch schwere Steine an die Füße gebunden wurden. Wie lange hielt ein Mann das aus?
    Jetzt konnte er nur noch den heiligen Leonhard, den Schutzpatron der Gefangenen, um Kraft für das bitten, was ihm bevorstand.
     
    Den nächsten Besucher erkannte er an der Stimme, noch ehe sich seine Augen erneut an das Licht der Fackeln gewöhnt hatten.
    »Seht an«, höhnte Randolf, »der tapfere Ritter Christian. Der Stolz der Bauern und Bergleute. Ich weiß nicht, was das Pack an dir findet, wenn ich dich so sehe.«
    Die drei Männer, die ihn begleiteten, lachten.
    Christian schwieg.
    »Immer noch stolz? Oder hat es dir vor Furcht die Sprache verschlagen?«
    Christian konnte kaum noch atmen. Dennoch stieß er hervor: »Dafür hast du endlich deinen Mut wiedergefunden … Mich in Ketten vor dir zu haben … ist auch viel leichter … als mit einem Schwert.«
    Die Antwort brachte Christian einen Fausthieb in den Magen ein, dass er Sterne vor den Augen sah.
    Ungerührt wartete

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