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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Übermut. An einer Lichtung saßen sie ab und ließen ihn grasen.
    »Du nimmst mich doch morgen mit?«, vergewisserte sich Marthe.
    Christian sah überrascht auf. »Auf keinen Fall. Es ist zu gefährlich.«
    »Soll ich hier warten, bis eine Nachricht eintrifft, dass du erschlagen oder gehängt worden bist?«, widersprach Marthe leidenschaftlich. »Kommt nicht infrage!«
    »Noch keinen Tag verheiratet – und schon gibst du Widerworte«, sagte Christian halbwegs belustigt.
    »Du hättest eben doch die Tochter des Haushofmeisters nehmen sollen, als Otto sie dir angeboten hat, wenn du eine folgsame Frau haben willst«, gab Marthe keck zurück. Elisabeth hatte ihr vor einigen Tagen von dieser Episode erzählt.
    Sieh an, dachte Christian, aber er war nicht überrascht. Er hatte vom ersten Tag an gewusst, dass Marthe nicht wie die meisten anderen Frauen war. Deshalb liebte er sie. Doch jetzt ging es um Leben und Tod.
    Streng sah er sie an. »Wir haben auch noch nicht darüber gesprochen, wieso du gestern plötzlich im Dorf aufgetaucht bist, obwohl ich dich angewiesen hatte, in der Höhle zu bleiben.«
    »Es war doch gut so. Dadurch ist dem kleinen Christian nichts geschehen«, entgegnete Marthe.
    Angesichts von Christians unvermindert strengen Zügen fügte sie etwas kleinlauter an: »Drago hat mich ins Dorf gelockt. Außerdem hatte ich das dringende Gefühl, dort gebraucht zu werden. Und du weißt doch, dass das bei mir immer etwas zu bedeuten hat.«
    Christian war zwischen Seufzen, Lächeln und Schelten hin und her gerissen. Er hielt sie an beiden Armen fest und sah ihr ernst in die Augen. »Du willst mich mit meinen eigenen Worten schlagen. Ich habe geschworen, dich zu schützen, und werde es selbst um den Preis meines Lebens tun. Aber mach mir diese Aufgabe nicht noch schwerer, indem du dich unbedacht Gefahren aussetzt. Wenn ich in den Kampf gehe, mussich mich darauf verlassen können, dass du in Sicherheit bist und nicht plötzlich vor der Klinge meines Gegners auftauchst.«
    »Und ich habe geschworen, zu dir zu stehen. Lass mich mit dir ziehen. Ich werde zu Raimund gehen oder zu Hedwig. Vielleicht kann ich dort noch irgendetwas bewirken.«
    Christian überlegte kurz, dann sagte er: »Einverstanden.«

Die Entscheidung
     
    Der unerwartete Besuch von Markgraf Dietrich und seinem Gefolge sorgte für Wirbel auf dem Meißner Burgberg. In dem aufkommenden Durcheinander näherte sich Raimund Dietrichs Pferd und nahm es beim Zügel. »Gestattet, dass ich mich persönlich um Euren kostbaren Hengst kümmere«, sagte er. »Mir scheint, er lahmt etwas an der linken Hinterhand.«
    Mit geübtem Griff hob er den Huf des Rappen an. »Das Eisen sitzt nicht richtig. Wenn Ihr das Tier behalten wollt, muss es dringend neu beschlagen werden«, sagte er, während er dem Markgrafen kaum erkennbar leicht zunickte.
    »Ich habe gehört, Ihr lasst Pferde züchten und kennt Euch deshalb besonders gut damit aus«, erwiderte der Markgraf. »Wärt Ihr so gut, Euch persönlich darum zu kümmern und mir Bescheid zu geben?«
    »Selbstverständlich«, antwortete Raimund und verneigte sich.
     
    Ungehalten erkannte Otto mit einem Blick aus dem Fenster, dass sein Bruder von Hedwig begleitet wurde.
    Was sollte das bedeuten? Hatte er nicht verfügt, dass seine Frau Burg Landsberg nicht ohne seine Zustimmung verlassen sollte?
    Immerhin besaß er genug höfisches Benehmen, um den Schein zu wahren, als Dietrich und Hedwig die Halle betraten.
    »Willkommen, Gemahlin«, begrüßte er seine Frau kühl. »Ich hoffe, Ihr und unsere Tochter seid wohlauf. Sicher wollt Ihr Euch gleich in Eure Gemächer zurückziehen, um Euch von der Reise zu erholen.«
    Dietrich sah aufmunternd zu seiner Schwägerin hinüber, die sich entfernte, nachdem sie Otto mit hoheitsvollem Lächeln knapp zugenickt hatte.
    »Ich warte auf eine Erklärung«, knurrte Otto seinen jüngeren Bruder an. »Ich hoffe, du hast triftige Gründe.«
    »Allerdings«, gab Dietrich ernst zurück. »Bruder, ich muss mit dir reden. Allein.«
     
    Erstaunt sah Oda auf, als jemand ohne anzuklopfen ihre Kammer betrat.
    »Du?«, meinte sie kühl, als sie Randolf auf sich zukommen sah. »Weißt du nichts Besseres zu tun – jetzt, wo du Tölpel diesen Ministerialen hast entkommen lassen, nachdem du ihn schon öffentlich für tot erklärt hast?«
    »Ich habe Vorkehrungen getroffen, dass sein Tod Wirklichkeit wird«, antwortete Randolf, ohne sich die Beleidigung anmerken zu lassen.
    Dann schoss er seinen Pfeil ab:

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