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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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nicht ungefährlich, vor allem wenn sie lange andauern«, sagte sie und strich sich das Haar zurück. »Aber sie kommen vom Fieber und nicht von Dämonen. Gebt ihm Meisterwurz-Wein und Galgant in Himbeerwasser gegen das Fieber und Rainfarn gegen den Husten. Ich werde den Leuten in der Küche zeigen, wie das zubereitet werden muss.«
    »Bist du sicher, Kind? Dann hat dich der Himmel geschickt«, stieß Hedwig erleichtert hervor.
    Ihre geheimste und drückendste Sorge war, dass Gott sie mit der Krankheit ihres Sohnes dafür bestrafen wollte, dass sie einen weiteren Rat ihrer Großmutter befolgt hatte und Otto auch an jenen Tagen nicht zurückwies, an denen die Kirchefleischliche Gelüste verbot. Es hieß, dass mittwochs, freitags und sonntags gezeugte Kinder deshalb missgestaltet oder besessen seien. Doch Eilika hatte behauptet, dies sei eine Erfindung der Kirchenmänner, denen jede Lust zuwider war.
    »Wir müssen alles tun, um seine Kräfte zu stärken«, fuhr Marthe fort. »Keine Aderlässe mehr, viel frische Luft und Sonne, wenn das Fieber erst einmal weg ist. Vielleicht gibt es unter den altgedienten Rittern einen treuen Freund, der sich seiner annimmt? Oder einen munteren Knappen?«
     
    Marthe ließ sich von Susanne in die Küche führen, um die Medizin für Dietrich zuzubereiten. Zu ihrem Erstaunen war diese Küche nicht wie üblich ein hölzerner Bau, der wegen der Brandgefahr etwas abseits von den anderen Gebäuden stand, sondern ein steinernes Gewölbe im Keller der Burg. In dem Raum voller Rauch und Hitze waren Dutzende schweißüberströmter Leute damit beschäftigt, Gemüse zu schneiden, Geflügel zu rupfen, Fisch auszunehmen und Fleisch über offenem Feuer an Spießen zu drehen.
    Susanne führte sie zum Küchenmeister, einem schmächtigen Mann, dessen Hagerkeit in Widerspruch zu seinem Beruf stand. Er rührte gerade verschiedene Kräuter zu einer Soße in Essig, behielt dabei die gesamte Küche im Auge und rief Befehle in alle möglichen Richtungen.
    »Was wollt ihr?«, knurrte er die Mädchen an, während er weiter an seiner grünen Soße rührte.
    Susanne berief sich auf Hedwigs Anweisungen.
    Der Küchenmeister verdrehte die Augen. »Muss das ausgerechnet jetzt sein, wo ich ein Mahl für zweihundert Leute vorzubereiten habe?«
    Marthe wollte antworten, aber er winkte ab. »Mach nur, Mädchen. Wenn es dem Kleinen besser geht, soll es mir recht sein.Wäre schade, wenn der Junge nicht wieder auf die Beine käme. He, du da!« Er drehte sich um und winkte einen Burschen heran.
    »Du gibst den beiden, was sie brauchen, hörst du?«
    Der Küchenmeister zwinkerte Marthe zu, machte dann wieder eine mürrische Miene und widmete sich erneut der grünen Soße.
     
    Marthe bat um eine Hühnerbrühe für Dietrich, erklärte Susanne alle Zutaten für Dietrichs Arzneien und zeigte ihr die Zubereitung. Als der erste Trank fertig war, seihte sie den aufgebrühten Thymian durch ein Tuch, rührte Honig hinein und gab den so gefüllten Zinnbecher der Magd. »Nimm das hier mit und gib es Dietrich. Er soll es trinken, solange es noch warm ist. Ich mache nur noch den Rest fertig und komme gleich nach.«
    Susanne ließ sich einen kleinen Korb geben, packte alles hinein, was sie bereits fertig zubereitet hatten, und ging nach oben, den Becher vorsichtig in der Hand tragend.
    Als Marthe endlich auch die den Husten lindernde Salbe in ein kleines Töpfchen abgefüllt hatte, verabschiedete sie sich höflich vom Küchenmeister und machte sich auf den Weg zu Dietrichs Kammer.
    Auf der Treppe kam ihr ein vornehm wirkender älterer Mann in einem reich bestickten Bliaut entgegen. Sie trat beiseite, um ihn vorbeizulassen, und schlug die Augen nieder. Doch der Fremde hatte schon nach ihrem Arm gegriffen und hielt sie fest.
    »Oh, ein neues Gesicht«, frohlockte er leicht schwankend und musterte sie. Sein Atem roch nach Wein.
    Marthe hielt den Blick gesenkt und wollte zurückweichen, doch der Mann zog sie noch ein Stück zu sich heran.
    »Du bist ein hübsches Kind, weißt du das«, sagte er mit einem anzüglichen Lächeln, tätschelte ihre Wange und drehte ihren Kopf hin und her, um ihn von allen Seiten zu betrachten.
    »Komm mit«, sagte er dann und zerrte sie mit sich, ohne ihr Sträuben zu beachten.
    Am Ende der Treppe schob er sie in einen schmalen Gang und küsste sie hart. Voller Angst und Widerwillen versuchte Marthe, sich ihm zu entwinden.
    »Halt still, du dummes Ding«, fauchte der Edelmann.
    »Oder ich lasse dich bestrafen. Du

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