Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
Vom Netzwerk:
bist mir zu Gehorsam verpflichtet!«
    Mit dem Gewicht seines Körpers presste er die sich sträubende Marthe an die Wand, während seine Hände über ihre Brüste und Schenkel fuhren.
    Marthe stöhnte entsetzt auf. Sie versuchte, ihren Kopf wegzudrehen und zu schreien.
    »Was geht hier vor?!«
    Gleichermaßen erleichtert und beschämt erkannte Marthe Christian, der diesmal im Gegensatz zu seiner sonstigen Beherrschtheit Mühe hatte, seinen Zorn zu bändigen.
    Doch auch der Fremde wirkte ausgesprochen ungehalten.
    »Was geht Euch das an, Christian? Sie hat zu gehorchen. Und wenn ich die kleine Hure heute Nacht in meinem Bett haben will, hat sie zu kommen!«
    Christian trat einen Schritt näher. »Sie ist keine Hure, sondern ein Gast der Markgräfin und steht unter meinem Schutz. Und diese Art von Gehorsam ist sie selbst Euch nicht schuldig, Burggraf Hermann!«
    Rasch zog Christian Marthe hinter sich.
    »Die Markgräfin verlangt umgehend nach dem Mädchen«, sagte er kühl und gab ihr ein Zeichen, so schnell wie möglich zu verschwinden.
    Das ließ sich Marthe nicht zweimal sagen. Während sie zur Treppe floh, hörte sie den Burggrafen zwischen den Zähnen hervorpressen: »Das wird Euch noch Leid tun, Christian!«

Das Mahl in der Halle
     
    Mit zittrigen Knien stieg Marthe hinauf in die Kammer. Sie wurde erst wieder ruhiger, als sie sorgfältig Dietrichs Brust, Hals und Rücken mit kräftig duftendem Thymian und Lungenkraut einrieb. Es dauerte nicht lange, bis der Junge gleichmäßig atmend einschlief.
    Erleichtert schnappte Susanne sie am Arm und führte sie an einen der unteren Tische in der Halle, wo das Mahl begann. Die jungen Mädchen und Frauen hatten die Köpfe zusammengesteckt und prusteten gerade laut los.
    »Das ist Marthe. Rückt ein Stück, damit sie noch Platz hat«, meinte Susanne und zwängte sich zwischen die anderen. »Stellt euch vor, sie ist wochenlang durch den Dunklen Wald gezogen und musste sich gegen eine ganze Räuberschar behaupten!«
    Die anderen sahen sie teils staunend, teils zweifelnd an, was Susanne umgehend Gelegenheit bot, ihre eigene, dramatisch ausgestaltete Version der Reise weiterzugeben.
    An ihrem Tisch wurde noch nicht aufgetragen. So sah sich Marthe in der riesigen Halle um, die von Fackeln und Kerzen erhellt wurde.
    Oben an der hohen Tafel saß Christian als Gast bei Otto, Hedwig, einem Geistlichen und einigen reich gekleideten Männern.Knappen schnitten ihnen geschickt Fleisch von gebackenen Schweinen und Spießen mit gebratenen Vögeln.
    Lukas legte Christian auf und war damit beschäftigt, sich nicht beiseite drängen zu lassen. Dennoch schaffte er es, gelegentlich zu Marthe hinüberzuschauen und ihr mit einer verstohlenen Geste ein Kompliment für das neue Kleid zu machen, als sie endlich seinen Blick auffing. Rosalind hatte ihn schon überschwänglich begrüßt und ihm zu verstehen gegeben, dass sie noch heute Abend auf ihn warten würde. Das Essen konnte für ihn gar nicht schnell genug vorbei sein. Aber mindestens genauso stark beschäftigte ihn der Gedanke, wie Otto und Hedwig wohl Marthe belohnen würden.
    Zu dem Tisch, an dem die Mädchen saßen, wurde schließlich eine große Schüssel mit Hirsebrei gebracht, außerdem Platten mit gesalzenem Fisch, Brot und Butter. Marthe langte zu, ließ aber immer wieder ihre Blicke wandern. Alles kam ihr wie in einem Traum vor – die große Halle, ihr neues Kleid, die vielen Menschen. Noch vor einem halben Tag hätte die Pracht sie geblendet. Aber einiges von dem, was sie seitdem erlebt hatte, ließ sie darüber grübeln, ob nicht tödliche Intrigen und Feindschaften der Preis dafür waren, hier zu leben.
    Warum hatte jemand Hedwig töten wollen? Und musste Christian jetzt einen Racheakt des Burggrafen fürchten?
    Sie war froh, dass er sie aus jener furchtbaren Lage befreit hatte. Aber nie und nimmer wollte sie schuld daran sein, dass er in Gefahr geriet.
    Weiter vorne an einem Tisch sah Marthe Raimund sitzen, jenen Ritter, der Christian so freudig begrüßt hatte. Er schwenkte eine Hühnerkeule in der rechten Hand und hatte den linken Arm um eine neben ihm sitzende junge Frau gelegt, die gerade etwas mit schelmischer Miene sagte. Die ganze Tischgesellschaft – mehrere Ritter und einige Frauen – lachte lauthals mitihr und hob die Becher. Sie prosteten Christian zu, der kaum merklich seinen Becher hob und zurückgrüßte.
    Doch an der hohen Tafel herrschte eine verborgene Spannung, die Marthe nicht entging. Sie sah, dass Otto

Weitere Kostenlose Bücher