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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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wird das Kind mit seinen Aderlässen noch unter die Erde bringen, dachte Marthe wütend. Serafine hätte den Jungen in ein paar Tagen wieder auf die Beine gebracht. Aber es ist nicht nur der Husten. Etwas frisst an seiner Seele. Und es ist nicht schwer zu erraten, was das sein dürfte. Warum sieht seine kluge Mutter das nicht?
    Sie griff nach der Hand des Jungen, um seine volle Aufmerksamkeitzu bekommen. »Vielleicht sollte Eure Mutter mit dem Medicus reden, dass er Euch vorerst nicht mehr zur Ader lässt. Ich habe ein besseres Mittel, das Euch gesund machen kann.« Der Junge schaute sie zweifelnd an. »Keine Aderlässe mehr? Aber wie willst du die Krankheit dann verjagen?«
    »Mit Kräutern.«
    »Pah! Karnickelfutter! Das ist etwas für Bauern. Die zählen nicht.«
    Sie geben euch Korn und Fleisch und Wolle und fast alles, was ihr sonst noch braucht, dachte Marthe. Stattdessen sagte sie: »Wenn Gott die Pflanzen wachsen lässt auf seiner schönen Erde, dann hat er sich bestimmt etwas dabei gedacht. Und ich glaube, ein paar von diesen Kräutern hat er eigens dafür erschaffen, damit junge Herren wie Ihr wieder gesund und einmal starke Ritter werden.«
    Der Kleine schaute immer noch skeptisch.
    »Kennt Ihr Drago, das Pferd von Ritter Christian?«
    Mit einem Mal leuchteten die Augen des Jungen. »Das schnellste und schönste Pferd in der gesamten Markgrafschaft. Viele wollten es haben, aber nur Christian darf auf seinen Rücken. Nicht einmal mein Vater – und der ist Markgraf und ein großer Held! Solch ein Pferd möchte ich auch einmal reiten!«
    »Drago wurde auf der Reise hierher verletzt, aber ich habe ihn geheilt. Mit Kräutern. Wenn es Euch wieder besser geht, können wir uns die Narbe ansehen. Und genauso werde ich Euch auch heilen.«
    Der Junge blickte sie beeindruckt an.
    Marthe legte die Hände auf seine Brust, wobei sie ein unangenehmes Gefühl in den Fingerspitzen spürte, wie immer, wenn sie eine Körperstelle berührte, wo etwas nicht in Ordnung war. Sie ließ ihre warmen Hände auf dem schmalen Körper liegen, bis Dietrichs Atem ruhiger wurde.
    »Ich werde eine Salbe zubereiten, mit der ich Eure Brust einreibe, dazu bekommt Ihr Sude und Rainfarnsuppe. Es wird zwar nicht so gut schmecken wie ein Honigkuchen, aber Euch wird es bald besser gehen.«
    Marthe beugte sich zu Dietrich und flüsterte verschwörerisch: »Was meint Ihr: Wenn ich mit dem Koch rede, dass er da und dort in Eure Arznei ein bisschen Honig tut, werdet Ihr sie dann tapfer nehmen?«
    Dietrich überlegte einen Moment und nickte dann.
    »Gut. Also abgemacht. Und denkt daran: Ein wahrer Ritter hält sein Wort!«
    Niedergeschlagen wandte sich Dietrich ab. »Ich bin ja keiner und werde auch nie einer.«
    »Sagt Euer Bruder oft solche Dinge wie vorhin?«
    Der Junge nickte. »Er ist der Erstgeborene und wird einmal Herr der Mark. Aus mir wird nicht einmal ein richtiger Ritter. Das denken alle. Darum muss ich bestimmt bald ins Kloster. Ich will da nicht hin. Und Vater … schämt sich für mich.«
    »Wer sagt das? Albrecht?«
    Wieder nickte Dietrich.
    »Und Ihr denkt, dass Ihr darüber nicht einmal mit Eurer Mutter reden könnt?«
    »Ein Edelmann kann doch kein Weib um Hilfe bitten!«
    Marthe verbarg ihr Lächeln sorgfältig. »Ich glaube, wenn man erst fünf Jahre alt ist, darf man das schon. Und wisst Ihr, was ich noch glaube?«
    Das schmale Gesicht wandte sich ihr wieder zu, diesmal voll neugieriger Erwartung.
    »Ihr habt das Zeug zu einem tapferen Ritter.«
    »Woher willst du das wissen?«
    »Ich weiß es einfach. Ihr werdet Eurem Vater Ehre machen. Aber erst einmal müssen wir dafür sorgen, dass Ihr wieder zuKräften kommt. Ich bespreche das jetzt mit Eurer Mutter und mit dem Küchenmeister und komme dann wieder. Abgemacht?
    »Abgemacht.«
     
    Hedwig hatte die Szene aufmerksam beobachtet, während sie mit verschränkten Armen an der Tür stand.
    »Was willst du tun?«, fragte sie, nachdem sie noch einmal kurz zu Dietrich ans Bett gegangen war und ihm übers Haar gestrichen hatte.
    »Wird er häufig von Krämpfen geschüttelt?«, fragte Marthe.
    Hedwig nickte stumm. Die Müdigkeit um ihre Augen, die nur ein aufmerksamer Betrachter bemerken konnte, wich nun unverhüllter Sorge.
    »Wann geschieht das? Wenn er fiebert oder aus heiterem Himmel?«
    »Im Fieber. Es wird schon geredet, er sei besessen. Das will ich einfach nicht glauben.«
    Marthe war erleichtert und zugleich fassungslos über die Unfähigkeit des Medicus. »Diese Krämpfe sind

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