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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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Kleidung der beiden Ritter vorgenommen, um sie mit feinen Stichen auszubessern, und begann dann ein Altartuch für die künftige Christiansdorfer Kirche zu sticken. Christian und Lukas sorgten inzwischen mit Übungskämpfen dafür, dass Raimund wieder zu Kräften kam. Wenn sie abends gegeneinander antraten, gab es jedes Mal einen wahren Auflauf. Die Schnelligkeit und das Geschick Christians im Umgang mit dem Schwert übertraf alles, was die Dorfbewohner in dieserBeziehung je zu sehen bekommen hatten. Und Lukas erwies sich als gelehriger Schüler.
    Es waren ungeheuer viele Arbeiten auf einmal zu bewältigen. Noch mehr Anbaufläche musste dem Wald abgerungen, die erste Ernte eingebracht und die Herbstsaat vorbereitet werden.
    Obwohl die Männer und Frauen abends bis zum Umfallen erschöpft waren, konnten sie nun auch den Bau der Häuser nicht länger aufschieben, denn das schlechte Wetter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Feierlich losten sie unter Christians Aufsicht aus, welche Familie welche der abgesteckten Hufen bekommen sollte, und begannen die Standorte für die Katen zu wählen.
    Guntram mit seinem Geschick im Umgang mit Holz und zwei der jungen Burschen wurden zum Bauen abgestellt. Sie legten für jedes Haus eine Grube von gut einer Elle Tiefe an, wuchteten Feldsteine in die Ecken und errichteten Gevierte aus dicken Stämmen. Die Zwischenräume füllten sie mit Flechtwerk und verschmierten die Ritzen mit Lehm, den sie in der Nähe des Baches gefunden hatten. In den Hütten würde im Winter auch das Vieh Platz finden.
     
    Eines Nachmittags traf ein unerwarteter Besucher im Dorf ein. Ein fremder Bauer mit vernarbtem Gesicht fragte nach der weisen Frau. Wie sich herausstellte, war er der Dorfälteste des Nachbardorfes, das bisher den Kontakt zu den Christiansdorfern gemieden hatte.
    Er ließ sich zu Marthe führen und erklärte ihr mit wirren Worten seine Notlage. Sein Bruder hatte sich bei der Arbeit den Fuß verletzt, die Wunde wollte nicht heilen, sondern wurde immer schlimmer. Bald wahnsinnig vor Schmerz, tobte der Verletzte und war drauf und dran, sich den Fuß mit der Axt abzuhacken.
    »Unter uns ist niemand, der sich mit so etwas auskennt. Aber wir haben von dir gehört. Hilf ihm, und du wirst es nicht bereuen«, brummte der Bauer, der sich als Wilhelm vorgestellt hatte.
    Marthe wunderte sich insgeheim, woher die Leute im Nachbardorf wohl von ihr gehört haben könnten. Doch wichtiger war jetzt der Kranke. »Was habt ihr mit ihm gemacht?«
    Der Älteste zuckte die Schultern. »Mit dem Knüppel eins übergezogen, damit er still hält, und ihn dann auf einen Balken gebunden. Da liegt er jetzt und schreit schon wieder.«
    Wenigstens ist er nicht an seinem Erbrochenen erstickt, nachdem er wieder zu sich kam, dachte Marthe erleichtert.
    »Ich muss meinen Herrn fragen.«
    Mit dem Fremden ging sie hinüber zu Christians Haus. Der ließ sich berichten und musterte den Bauern aufmerksam.
    »Wir sind zu guter Nachbarschaft bereit. Aber hat euch nicht euer Herr verboten, mit uns zu sprechen?«
    Ein verschlagener Zug huschte über Wilhelms Gesicht. »Wir sollen Euch in nichts helfen. Aber er hat nicht gesagt, dass wir uns in einem Notfall nicht an Euch wenden dürfen. Im Moment ist er auch gar nicht da, also können wir ihn nicht um sein Einverständnis fragen. Er wäre bestimmt sehr unzufrieden, wenn wir einen kräftigen Mann verlieren, weil wir nichts unternommen haben.«
    Christian blickte zu Marthe. »Wärst du bereit zu helfen?«
    »Wenn Ihr es erlaubt, Herr.«
    »Du garantierst für ihre sichere Rückkehr?«, fragte er den Bauern.
    »Aber ja doch, Herr«, beeilte sich dieser zu versichern.
    Christian hatte seine Entscheidung getroffen. »Sie wird kommen. Aber ich werde sie begleiten.«
    Damit hatte Wilhelm wohl nicht gerechnet. In seinem Gesichtwar deutlich abzulesen, wie sich die Erleichterung über die zugesagte Hilfe mit der Angst mischte, Berthold könnte erfahren, dass Christian persönlich das Dorf betreten hatte. Aber er konnte das Ansinnen des Ritters schlecht ablehnen, wenn er Hilfe wollte.
    Sie brachen unverzüglich auf. Christian nahm Marthe wieder zu sich auf seinen Hengst, nachdem Drago sie freudig wiehernd begrüßt hatte. So erreichten sie schnell das Nachbardorf.
    Der Verletzte lag immer noch am Boden, fest verschnürt auf ein Brett gebunden, und gab keinen Ton von sich.
    Die Dorfbewohner näherten sich respektvoll den Neuankömmlingen, verneigten sich vor Christian, stießen sich

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