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Das Geheimnis der Hebamme

Titel: Das Geheimnis der Hebamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabine Ebert
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scherzte Marthe und erkannte sich selbst kaum wieder. Die mitreißende Fröhlichkeit der weit gereisten Brüder machte sie jedes Mal seltsam unbeschwert.
    »Lasst mich weiter raten, Friedrich: der Rücken wieder steif? Und Hans plagt das Reißen in den Händen?«
    »Getroffen, Kleine«, tönte Friedrich. Dann aber tat er geheimnisvoll. »Diesmal gibt es noch einen anderen Grund. Ist Ritter Christian da? Wir haben eine wichtige Nachricht für ihn.«
    »Außerordentlich wichtig«, bekräftigte Hans.
    »Er kann nicht weit weg sein, wollte nur nach dem Köhler schauen«, sagte Marthe. Sie schob die Katze beiseite, die ihr Lukas geschenkt und die sich inzwischen zu einem respektablen Mäusejäger entwickelt hatte, und beugte sich zu Marie hinab: »Lauf und such den Herrn! Bitte ihn her und sag, er hat Gäste mit einer dringenden Botschaft.«
    »Ist gut.« Schon war die Kleine losgerannt.
    Marthe reichte den Besuchern einen Willkommenstrunk und schlug ihnen dann vor, den Dorfältesten zu begrüßen. Sie hatte bemerkt, dass Griseldis schon vors Haus getreten war, um Ausschau nach den Neuankömmlingen zu halten, und wollte ihr keinen Anlass zu Eifersüchteleien geben.
    Mit langen Zügen stürzte Friedrich das Bier hinunter. »Ah! Eine Wohltat für Leib und Seele.« Verschwörerisch neigte er sich zu Marthes Ohr. »Jetzt bin ich gewappnet, um dem alten Drachen gegenüberzutreten.«
    Marthe musste gegen ihren Willen lächeln. Sie nahm den Brüdern die hölzernen Becher ab, begleitete sie zu Hildebrand und Griseldis und ging dann wieder an ihre Arbeit. Hans undFriedrich würden sich schon bei ihr einfinden, wenn alle Höflichkeiten ausgetauscht waren.
    Wenig später sah sie Christian aus dem Wald treten. Marie folgte ihm, stolz darauf, ihren Auftrag so schnell erfüllt zu haben.
    Mit langen Schritten ging der Ritter auf die Fuhrleute zu. »Seid willkommen! Ihr findet anscheinend Gefallen an unserem kleinen Dorf mitten im Dunklen Wald?«
    »Wenn Ihr mich fragt – es wird immer schöner und stattlicher«, meinte Friedrich und wies über den Landstrich. Mittlerweile stand parallel zum Bach eine Reihe Häuser, hinter denen sich die ersten Felder bis zum Waldrand erstreckten. Den Mittelpunkt des Ortes bildete Christians Haus mit der Dorflinde davor, und auf einem Hügel stand die schlichte hölzerne Kirche, zu deren Weihe kurz vor Ostern sogar Bischof Gerung aus Meißen gekommen war.
    »Hat sich schon wieder verändert und rausgeputzt seit unserem letzten Besuch. Ihr habt fleißige Leute hier, Ritter Christian.«
    »Das habe ich. Was führt Euch diesmal hierher? Wieder die Geschicklichkeit unserer Marthe?«
    »Ja, das auch. Aber wir haben Euch etwas mitzuteilen.«
    »Wenn Ihr erlaubt – unter sechs Augen«, fügte Hans hinzu.
    Christian ließ sich seine Verblüffung nicht anmerken. Mit einer Geste bat er die Fuhrleute in sein Haus und ließ Grete Bier und heiße Suppe auftischen.
    Während die beiden zulangten, überlegte Christian, welche Nachricht sie wohl bringen würden. Es schienen keine schlechten Neuigkeiten zu sein, das glaubte er an ihren Mienen ablesen zu können. Doch es wäre unhöflich, sie jetzt schon mit Fragen zu löchern. Also wartete er geduldig, bis beide die Schüssel leer gelöffelt hatten.
    »Köstlich«, ächzte Friedrich und hielt sich den Bauch. »Mütterchen Grete, du bist am Herd eine Könnerin.«
    »Wenn so ein Nimmersatt wie Ihr das sagt, kann ich wohl stolz darauf sein«, gab die Alte grinsend zurück und nahm die Schüssel, um sie am Bach mit Sand auszuscheuern.
    Als Grete zur Tür hinausgegangen war, sah Christian aufmunternd zu Friedrich. »Also, was gibt es?«
    Der Salzkärrner strich sich über die Halbglatze und blickte ihn verschwörerisch an. »Ihr erinnert Euch an den Gesteinsbrocken, den wir bei unserem vorigen Besuch am Flussbett gefunden und mitgenommen hatten?«
    »Den ich gefunden hatte, Bruder«, ging Hans gutmütig dazwischen.
    Natürlich erinnerte sich Christian. Diese Angelegenheit hatte für allerlei Verwunderung und freundlichen Spott unter den Siedlern gesorgt. Als das Fuhrwerk auf dem regendurchweichten Weg stecken geblieben war und mit Hilfe der Männer wieder in Bewegung gesetzt werden musste, hatte sich Hans gebückt und einen schwarzen Stein aufgelesen, den ein Rad freigelegt hatte und der an einer Bruchstelle metallisch glänzte. Er hatte ihn seinem Bruder unter die Nase gehalten und den Fund schließlich auf den Wagen gepackt. »Wenn Ihr Lesesteine sammeln wollt, kommt gern

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