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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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Vorstellungen von der grundsätzlichen Güte ihres Onkels waren zu tief verwurzelt. Geoffrey dachte daran, wie erschrocken sie gewirkt hatte, als der Patriarch vorschlug, ihn wegen seines Mitwissertums umzubringen. Widerstrebend kam er zu dem Schluss, dass sie an Lukas’ Tod nicht unmittelbar beteiligt war.
    Sie fuhr fort. »Im Griechenviertel ist man der Meinung, dass der Vogt Bohemunds Ritter ermorden ließ, um einen Aufstand gegen sich zu verhindern. Ich fragte mich allerdings, weshalb Ihr dann für den Vogt ermitteln solltet. Und ich machte mir Sorgen um Onkel. Er ist mit Bohemund verbündet, und Angriffe gegen Bohemunds Ritter sind indirekt auch Angriffe auf ihn. Hätte ich gewusst, dass Ihr für ihn arbeitet, hätte ich Euch raten können, keine Zeit mehr mit Ermittlungen im griechischen Viertel zu verschwenden, sondern Euch auf andere Dinge zu konzentrieren. So aber nahm ich an, Ihr würdet für den Vogt arbeiten, und es war mir nur recht, dass Ihr Eure Zeit mit den Griechen verschwendet.«
    Â»Und was ist mit Bruder Dunstan? Habt Ihr ihn gekannt oder nicht?«
    Sie zuckte die Achseln. »Was ich Euch auf dem Markt erzählte, entsprach der Wahrheit. Er kaufte Kuchen bei mir.«
    Â»Maria hat mir erzählt, er hat Euch öfter zu Hause besucht.«
    Â»Was? Aber das ist lächerlich! Weshalb hätte er das tun sollen?«
    Â»Vielleicht, weil er Eure wirkliche Herkunft kannte und damit drohte, sie zu verraten?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ihr habt mich schon einmal gefragt, ob dieser Dunstan mich erpresst hat. Also kann ich wohl annehmen, dass er ein Erpresser war. Doch Ihr müsst mir glauben, Herr Geoffrey: Ich würde niemals einer fetten, schleimigen Kröte wie diesem Dunstan gestatten, sich zwischen mich und meine Arbeit im Griechenviertel zu stellen! Er wäre mir nicht aus dem Haus gekommen, ehe nicht Onkel alles über ihn erfahren hätte.«
    Geoffrey warf einen Blick auf ihre funkelnden Augen und ihr entschlossen vorgeschobenes Kinn. Wenn er sich dazu noch seine eigenen Erfahrungen mit ihrem Temperament und ihren Fähigkeiten ins Gedächtnis rief, zweifelte er nicht daran, dass sie die Wahrheit sagte. Also war die unvollständige Nachricht, die Geoffrey in Dunstans Pult gefunden hatte und in der Geld gefordert wurde, wenn gewisse Geheimnisse gewahrt bleiben sollten, nicht für Melisende bestimmt gewesen.
    Â»Wusstet Ihr, dass Bruder Dunstan für Euren Onkel gearbeitet hat?«
    Â»Hat er?« Sie wirkte überrascht, und Geoffrey fragte sich, ob der Patriarch seine Nichte absichtlich uneingeweiht ließ für den Fall, dass die Griechen sie enttarnten. Denn was sie nicht wusste, konnte sie möglichen Gegnern auch nicht erzählen.
    Â»Also hat Maria gelogen, als sie von Bruder Dunstans häufigen Besuchen bei Euch zu Hause sprach?«
    Â»Nun, ja. Sie ist sehr … leicht zu beeinflussen. Vermutlich hat sie es sich nur vorgestellt.«
    Â»Aber Ihr habt sie benutzt, um mir nachzuspionieren.«
    Â»Was? Maria? Meint Ihr das im Ernst? Es gibt nichts, wozu ich sie benutzen könnte! Sie ist viel zu unzuverlässig. Sie kann sich vielleicht einige Augenblicke lang konzentrieren, und dann würde sie mit irgendeinem Mann davonziehen. Sie ist eine hervorragende Kuchenbäckerin, aber es fehlt ihr an Verstand.«
    Â»Und was ist mit ihrer Schwester Katrina?«
    Melisende hob die Hände. »Ihr müsst sie oft in diesem schrecklichen Hurenhaus besucht haben. Anscheinend wisst Ihr mehr über sie als ich, ihre Dienstherrin. Ich wusste gar nicht, dass sie eine Schwester hat. Mir hat sie gesagt, sie wäre Akiras einziges Kind.«
    Â»Habt Ihr Euch vorige Nacht mit ihr über Dunstans vergiftete Kuchen unterhalten?«
    Sie wirkte überrascht. »Ja, das habe ich.« Sie kniff die Augen zusammen. »Ihr habt uns belauscht!« Als er nicht antwortete, warf sie ihm einen vernichtenden Blick zu und fuhr dann fort: »Sie hat mir berichtet, dass Ihr Fragen über mich gestellt habt, und ich habe ihr erzählt, dass einige unserer Kuchen vergiftet und zu Dunstan geschickt worden sind. Wir saßen beisammen und versuchten herauszufinden, wer so etwas getan haben könnte.«
    Â»Ich meine, wir haben Maria möglicherweise gewaltig unterschätzt«, stellte Geoffrey nach einer Weile fest. »Ich glaube, da ist mehr an ihr, als sie vorgibt.«
    Â»An Maria? Nie und nimmer!«, behauptete Melisende

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