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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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abschätzig. Dann sah sie Geoffrey nachdenklich an. »Aber erzählt mir doch, wie Ihr darauf kommt.«
    Â»Zunächst ist da Akira«, erklärte Geoffrey. Melisende sah ihn verständnislos an. »Einer der fünf Ermordeten tauchte im Haus von Marias verhasstem Vater auf und ein weiterer im Haus ihrer Dienstherrin, die keinen Hehl daraus macht, dass sie Maria für ein einfältiges Flittchen hält.«
    Â»Wollt Ihr etwa behaupten, Maria hat diese Männer getötet und sie aus Bosheit in unsere Häuser gelegt?«, fragte Melisende ungläubig.
    Â»Ja. Ich bin mir nicht sicher, ob sie sie selbst umgebracht hat. Aber sie hat möglicherweise dafür gesorgt, dass diese besonderen Orte für die Taten ausgewählt wurden.«
    Â»Aber das ist …«, sie verstummte. Geoffrey wartete ab. »Ich erhielt an diesem Nachmittag eine Nachricht: Onkel wollte mit mir sprechen. Doch als ich dort ankam, sagte er, er habe die Nachricht schon vor einigen Tagen geschickt. Er wartete bereits ungeduldig auf mich.« Sie schaute zu Geoffrey auf, und ihre hellbraunen Augen loderten. »Maria muss diese Nachricht abgefangen haben, um sie mir später zu schicken und mich aus dem Haus zu locken, wenn es ihr gelegen kam! Sie hat mich verraten!«
    Â»Vermutlich denkt sie dasselbe über Euch«, sinnierte Geoffrey.
    Â»Was wollt Ihr damit sagen?«, brauste sie auf.
    Â»Kommt schon, Melisende! Ihr seid eine italienische Edelfrau, die sich in die griechische Gemeinde eingeschlichen hat, um deren Geheimnisse an den Patriarchen weiterzuleiten! Wo liegt da der Unterschied zu dem, was Maria Euch angetan hat?«
    Melisende war still.
    Â»Ich nehme an, sie benutzt Abduls Palast der Freuden, um den Rittern Informationen zu entlocken«, fuhr er schließlich nachdenklich fort. »Sogar Roger mochte Maria, weil sie seine Sprache spricht. Also ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Ritter sich mit Maria unterhalten. Wer weiß, was für Geheimnisse sie ihr erzählen?«
    Â»Aber sie ist mir von Vater Almaric aus der Grabeskirche empfohlen worden«, wandte Melisende ein. »Und er ist ein frommer Mann, dessen Treue zu Onkel außer Frage steht.«
    Â»Nun, sie hat ihn ebenfalls getäuscht«, sagte Geoffrey und erinnerte sich an den gütigen, etwas verwirrten alten Benediktiner, mit dem er über den Tod von Bruder Lukas gesprochen hatte. »Doch was ist mit diesen Kuchen? Die vergifteten, die man Dunstan hat zukommen lassen? Habt Ihr irgendeinen Verdacht, wer sich daran zu schaffen gemacht haben könnte?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich war es nicht. Es muss Maria gewesen sein. Als sie nach der Schlägerei bei diesem … Abdul zurückkehrte« – sie erschauderte kurz, und Geoffrey unterdrückte ein Lächeln –, »erzählte sie mir, Ihr hättet Beweise, dass ich diese verfluchten Kuchen vergiftet habe.«
    Â»Das hat sie Euch erzählt? Ich kann Euch versichern, ich habe keinerlei derartige Beweise.«
    Melisende blickte düster drein. »Also steckt Maria hinter all dem! Die dumme, hohlköpfige, kokette Maria.«
    Geoffrey sagte nichts, seufzte aber schwer. Er fühlte sich niedergeschlagen angesichts all dieser Intrigen und Lügen. Es war eine lange Nacht gewesen, und allmählich forderte sie ihren Preis. Ihm tat alles weh. Er fühlte sich müde und zerschlagen und wollte nur noch in sein Zimmer in der Zitadelle zurückkehren und schlafen. Daher entschuldigte er sich bei Melisende und verabredete sich mit ihr für den morgigen Tag.
    Als er aufbrach, ergriff sie seine Hand und lächelte ihn verführerisch an. Er fragte sich, was Tankred wohl sagen würde, wenn er wüsste, wie sein treuester Ritter sich schon auf die nächste Begegnung mit der verschlagenen Nichte des Patriarchen freute. Er verabschiedete sich und schritt glücklich durch die warme, staubige Luft. In dem Bemühen, die letzte Stickigkeit der Katakomben aus seinen Lungen zu vertreiben, atmete er so tief ein, dass ihm ganz benommen zumute wurde.
    Zufrieden erreichte er die Zitadelle und ging zu seinem Zimmer. Hugo wartete dort auf ihn und sprang mit einem erleichterten Lächeln von der Fensterbank auf. Der Hund öffnete nur gleichgültig ein Auge und schlief dann weiter. Geoffrey ging davon aus, dass irgendjemand sein Leben und seine Gliedmaßen riskiert hatte, um das Tier zu füttern. Ansonsten hätte es ihn nicht so

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