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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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seine eigenen Leute wanken in ihrer Treue zu ihm. Du glaubst, du hättest gewonnen, weil ich sterbe. Aber es gibt noch andere, die so denken wie ich. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis einer von ihnen Erfolg hat. Und Bohemund wird trotzdem bald mit einer großen Armee herbeikommen, und ihr beide werdet keine andere Wahl haben, als für ihn zu kämpfen.«
    Â»Woher willst du wissen, dass er kommt?«, fragte Geoffrey. »Vielleicht will er gar keine Krone, die mit Blut erkauft ist.«
    Â»Oh, das wird ihm nichts ausmachen«, warf Roger vergnügt ein. »Bohemund ist kein so zart besaiteter Mönch.«
    Â»Ich habe meine Botschaft von einem Mann überbringen lassen, der Bohemund davon überzeugen kann, wo seine Vorteile liegen«, flüsterte Hugo. »Guibert von Apulien hat vor zwei Wochen Bohemund ausgerichtet, er solle sich bereitmachen.«
    Geoffrey blickte ihn an. »Herr Guibert ist tot«, stellte er leise fest.
    Hugos Augen weiteten sich vor Entsetzen, aber dann tat er Geoffreys Behauptung ab. »Du lügst. Guibert würde mich oder Bohemund niemals im Stich lassen.«
    Â»Sicher nicht«, sagte Geoffrey. »Aber Guibert und seine Leute wurden von Sarazenen überfallen, ehe sie Bohemund überhaupt erreichten. Man hat sie bis auf den letzten Mann niedergemacht. Tankred hat mir davon in einem Brief berichtet, den er von Haifa aus geschickt hat. Er wunderte sich darüber, was Guibert überhaupt in der Wüste zu suchen hatte. Er hielt es für hinreichend seltsam, um es in seinem Brief zu erwähnen. Bohemund hat deine Nachricht niemals erhalten.«
    Alle Farbe wich aus Hugos Gesicht, und er schloss die Augen.
    Ein Warnruf von Helbye war zu hören, den Roger aufgestellt hatte, um die Straße zu bewachen und nach irgendwelchen Verstärkungen Ausschau zu halten, die Hugo vielleicht in der Hinterhand gehalten hatte. Roger lief zu seinem Pferd. Geoffrey hob in Erwartung eines weiteren Gefechts Hugos Schwert auf. Es blieb nicht die Zeit, einen weiteren Hinterhalt vorzubereiten: Sie würden sich einfach so, wie sie waren, dem Kampf stellen müssen.
    Helbye trat vor, um eine kleine Gruppe Krieger abzufangen, die auf Jerusalem zuritt. Geoffrey beobachtete, wie der Sergeant in einen hastigen Wortwechsel verwickelt wurde. Helbye blieb der Mund offen stehen, dann schien der Sergeant sich zusammenzunehmen. Er rannte zu Geoffrey.
    Â»Der Vogt!«, keuchte er. »Der Vogt ist tot!«
    Geoffrey schaute von Helbye zu den Kriegern, die gerade angekommen waren. Einer von ihnen war Konrad von Lüttich, ein Ritter, den Geoffrey gut kannte. Er war einer der treuesten Anhänger.
    Â»Es stimmt«, sagte Konrad und musterte Geoffrey aus erschöpften, rot geränderten Augen. »Er starb früh heute Morgen an einem Fieber.« Er schaute zu Geoffrey und Roger, dann zu Courrances und d’Aumale, die herbeigekommen waren, um zu sehen, was das für ein Wirbel war. »Was geschieht jetzt?«
    Geoffrey blickte auf Hugo hinab, der den letzten Rest seiner ersterbenden Kräfte zu einem Lächeln sammelte.
    Â»Warst du das?«, fragte Geoffrey flüsternd. »Hast du ihn vergiftet?«
    Â»Das wirst du nie erfahren«, erwiderte Hugo. Seine Stimme war so schwach, dass Geoffrey sich niederknien musste, um ihn zu verstehen. »Das wirst du nie erfahren.«

Geschichtliche Anmerkungen:
    G ottfried, Herzog von Niederlothringen, hatte nach der Eroberung Jerusalems als Vogt des Heiligen Grabes die Vorherrschaft im Heiligen Land inne. Er erwies sich als ehrenhafter und frommer, aber auch unfähiger und unkluger Herrscher. Das junge Königreich sah sich mit vielen Schwierigkeiten konfrontiert. Auf allen Seiten war es von Feinden umgeben, und zu den externen Bedrohungen kam noch das fehlende politische Geschick Gottfrieds.
    Die Lage wurde durch Intrigen, Streit und Machtkämpfe verschlimmert, denn es herrschte Uneinigkeit zwischen Gottfried, dem Patriarchen Daimbert und den übrigen Anführern des Kreuzzuges, die im Heiligen Land geblieben waren: Raimund von Toulouse, Bohemund, Tankred und Balduin, dem jüngeren Bruder Gottfrieds. Diese inneren Zwistigkeiten waren besonders problematisch, weil Daimbert, der die Vorherrschaft sowohl über die Stadt wie auch über das Königreich Jerusalem wollte, nicht nur offiziell die katholische Kirche repräsentierte und damit päpstlichen Rückhalt genoss, sondern außerdem offen mit den Normannen

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