Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
Vom Netzwerk:
beinahe hinter sich gelassen hatten. Helbye sollte die Straße von einem Baum aus beobachten, und auf sein Zeichen hin würde Barlow, verhüllt mit dem Schultertuch der alten Frau, die Ziegen auf die Straße treiben.
    Sobald Hugos Krieger dann langsamer wurden, um dem Hindernis auszuweichen, würde ein Trupp unter der Führung Rogers den hinteren Teil der Kolonne angreifen. Wenn Hugos Männer sich umwandten, um dem Angriff zu begegnen, würde eine zweite Einheit unter Führung von Geoffrey von vorne angreifen. Und während all dieser Verwirrung sollten Courrances, d’Aumale und die Johanniter mit Unterstützung von Geoffreys Bogenschützen den Mittelteil der Kolonne bedrängen, der auf der schmalen Straße in der Falle saß.
    Die Männer waren gut ausgebildet, und es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie alle in Stellung waren. Danach wurde es still, abgesehen vom besorgten Meckern von Ziegen und dem Kläffen eines kleinen, rattenähnlichen Hundes. Geoffrey saß hinter dem letzten Haus des Dorfes auf seinem Pferd und wischte sich den Schweiß ab, der unter seinem kegelförmigen Helm hervorrann. Er tauschte einen Blick mit einem Waffenknecht aus Bristol und lächelte ermutigend. Der junge Mann versuchte, das Lächeln zu erwidern, aber er war sichtlich verängstigt und brachte nur eine Grimasse zu Stande. Geoffrey verstand seine Aufregung. Die Gegner waren ihnen um mehr als das Doppelte überlegen, und sie wussten nicht, wie Hugos Armee zusammengesetzt war. Wenn Hugo fünfzig Ritter an seiner Seite hatte, waren sie verloren, trotz Geoffreys sorgsam durchdachter Pläne.
    Geoffrey atmete tief die heiße Wüstenluft ein und versuchte, an nichts anderes mehr zu denken als an die bevorstehende Schlacht. Dann hörte er Hufschlag von der Straße, schwach zuerst, aber stetig lauter werdend. Er lauschte angespannt. Hugos Männer rückten in gleichmäßigem Tempo vor, nicht in dem halsbrecherischen Galopp, zu dem Geoffrey seine Leute quer durch die Wüste getrieben hatte. Das war gut. Je langsamer sie waren, desto größer die Hoffnung, den ganzen Trupp zwischen den Häusern einzuschließen, denn sie würden dann nicht so weit auseinander reiten. Geoffrey riskierte einen Blick die Straße entlang und sah den ersten Ritter auf sich zutraben. Dann nahm der Plan seinen Anfang.
    Helbye winkte Barlow zu, ließ sich aus dem Baum fallen und rannte zu Roger. Barlow fing an, die Ziegen anzutreiben, aber die Tiere stoben in alle Richtungen auseinander, nur nicht auf die Straße zu. Geoffreys Hand spannte sich um den Schwertgriff, während er Barlows hilflose Versuche beobachtete, die Herde unter Kontrolle zu bekommen.
    Barlow wedelte verzweifelt mit den Armen und erschreckte die Ziegen damit noch mehr, sodass sie in die entgegengesetzte Richtung liefen wie vorgesehen. Der erste Reiter war halb durch das Dorf, und immer noch kam keine Ziege in Sicht. Barlow fing an zu rufen, und Geoffrey biss verärgert die Zähne zusammen. Hugos Männer würden hören, wie Barlow auf Englisch rief, und sie würden merken, dass er kein Beduine war. Dann würden sie die Falle durchschauen, und Geoffrey und seine Männer wären nicht in der Lage, sie aufzuhalten.
    Der Ritter vor Hugo war nun zu zwei Dritteln durch das Dorf, und seine Kameraden ritten in einer hübschen, engen Formation hinter ihm, die für Geoffreys Plan perfekt gewesen wäre. Aber Barlow war schmählich mit den Ziegen gescheitert, die nun in einem aufgeregten Haufen von der Straße weg in die Wüste liefen.
    Dann geschah es. Als rasender Wirbel von Schwarz und Weiß tauchte Geoffreys Hund auf. Seine Zähne waren erwartungsvoll gebleckt in der Hoffnung auf Ziegenfleisch. Mit entsetztem Meckern liefen die Tiere erst auseinander und versammelten sich dann wieder zu einer dichten Gruppe, die auf die Straße zuhielt. Der Hund lief hinterher und schnappte nach den zappelnden Beinen.
    Die Ziegen rannten über die Straße, gerade als der erste von Hugos Männern das Ende des Dorfes erreichte. Der Zeitpunkt hätte nicht günstiger sein können. Die Ziegen hatten weit mehr Angst vor den reißenden Kiefern, die sie verfolgten, als vor den Berittenen. Sie sprangen die Straße entlang und tobten und schlängelten sich zwischen den Beinen der Pferde einher. Die ersten Ritter waren hilflos, umgeben von einer großen Woge meckernder, staubiger Leiber.

Weitere Kostenlose Bücher