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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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tatsächlich für wichtig erachtete, die hohlköpfige Maria zu beobachten? Und wichtiger noch: Würde er es tun, oder würde er ganz einfach hinter Geoffrey herkommen? Nun, wir werden sehen, dachte Geoffrey, während er Melisende durch die dunklen Straßen folgte. Unterwegs grübelte er darüber nach, wo er schon einmal jemanden getroffen hatte, der eine ähnliche Gangart zeigte wie Melisendes Begleiter. Doch es wollte ihm nicht recht einfallen.
    Sie kamen nur langsam voran, bewegten sich fast in gemessenem Schritt, und Geoffrey wurde allmählich langweilig. Sie gingen zuerst zur Pharos-Straße und tauchten dann in das Gewirr der Gassen östlich der St.-Stephans-Straße und des Felsendomes. Hier wurde es schwieriger, den beiden zu folgen, denn die Straßen waren kurz. Wenn Geoffrey ihnen zu nahe kam, riskierte er, gesehen zu werden; wenn er zu weit zurückblieb, konnte er sie leicht verlieren.
    Er erkannte, dass sie auf das Knäuel enger Gassen nahe dem Joschafat-Tor zuhielten, wo viele Häuser schon seit einem Jahr leer standen. Verglichen mit dem Judenviertel und dem Teil der Stadt, in dem die griechische Gemeinde lebte, waren diese Häuser prachtvoll. Aber die Menschen waren abergläubisch, und es war nicht leicht, das Gemetzel zu vergessen, das hier stattgefunden hatte. Angeblich waren Teile des Gebiets von abtrünnigen Kriegsknechten der Kreuzfahrer bewohnt. Geoffrey wusste, dass das Viertel des Nachts ebenfalls von Händlern bevölkert war, die Waren auf dem schwarzen Markt verkaufen oder anbieten wollten. Aber auch ohne diese Gerüchte wusste er, dass es zu jeder Zeit ein gefährlicher Ort war, und ganz besonders nach Einbruch der Dunkelheit.
    Sie bewegten sich im Zickzack tiefer und tiefer in dieses Labyrinth, und Geoffrey bemerkte einen Verfolger. Er war nicht überrascht, denn er hatte halb erwartet, dass Roger hinter ihm herkam. Vielleicht hatte Melisendes umständlicher Weg sich sogar zu seinem Vorteil entwickelt, dachte er, indem er es Roger erschwert hatte, unbemerkt hinter ihm zu bleiben. Geoffrey war über Rogers Anwesenheit nicht übermäßig besorgt, denn wenn dieser ihm hätte schaden wollen, hätte er ihn gar nicht erst aus dem Feuer gerettet.
    Daher traf ihn der Angriff, als er schließlich kam, völlig unvorbereitet. Das erste Anzeichen, das etwas nicht stimmte, war ein Stein, der gegen die Wand über seinem Kopf prallte. Überrascht hielt Geoffrey an und fuhr herum, gerade rechtzeitig, um einen Mann mit erhobenem Schwert auf sich zulaufen zu sehen. Geoffrey riss sein eigenes Schwert aus der Scheide und nahm eine Verteidigungshaltung ein. Überrascht erkannte er, dass es nicht Roger war, der auf ihn losstürzte wie ein Verrückter.
    Er wehrte einen Schlag ab, der seinen Arm halb lähmte, entlockte dem Gegner aber einen Schmerzenslaut. Dann zielte er mit einem schnellen Stoß auf die Beine, ehe jener das Gleichgewicht wiedererlangte. In einem wirren Durcheinander zappelnder Gliedmaßen ging der Mann zu Boden, und Geoffrey wandte sich um, um einem Angriff von anderer Seite zu begegnen. Wie der erste Mann warf sich auch dieser unbesonnen Geoffrey entgegen. Er hackte wild auf Geoffrey ein, und dieser fing den Schlag auf und nutzte die Bewegungsrichtung, um den zweiten Mann über den ersten stolpern zu lassen.
    Dann kamen zwei weitere heran. Sie griffen nicht ungezielt an wie die ersten, sondern näherten sich von gegenüberliegenden Seiten, sodass Geoffrey seine Aufmerksamkeit aufteilen musste. Als sich der erste Mann wieder erholte und der Rauferei anschloss, wusste Geoffrey, dass er in Schwierigkeiten war.
    Aber er war in der Vergangenheit schon in schlimmeren Situationen gewesen, und ganz gewiss war er schon besseren Schwertkämpfern begegnet als diesen. Er entschied, dass der Angriff in seiner Situation die beste Verteidigung war, nahm seine Kräfte zusammen und ging in die Offensive. Mit einem unchristlichen Heulen, das er von den Sarazenen gelernt hatte, sprang er auf die Angreifer zu und trieb sie mit weit ausholenden, beidhändigen Schwerthieben vor sich her wie Blätter vor dem Wind.
    Ein Gegner ließ die Waffe fallen und floh vor dem Ansturm, die übrigen wankten. Als er ihre Schwäche spürte, stieß Geoffrey weiter vor und lief los, als sie vor ihm flohen. Der erste Mann stolperte, und Geoffrey stürzte sich auf ihn. Er hätte ihm zu gern einige Fragen gestellt. Schon hatte

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