Das Geheimnis der Heiligen Stadt
er eine Hand ausgestreckt, um den Mann auf die FüÃe zu zerren, da traf ihn ein weiterer Schleuderstein an der Schulter. Er prallte von Geoffreys Kettenhemd ab, lieà ihn aber das Gleichgewicht verlieren.
Geoffrey stürzte zu Boden und sah, wie der Schwertkämpfer sich mit der Waffe in der Hand wieder aufrappelte. Geoffrey war nicht bereit, sich vor einem bloÃen Novizen geschlagen zu geben, und griff nach den Knöcheln seines Gegners. Dabei lieà er die eigene Waffe los. Der Schwertkämpfer ging wieder zu Boden, und Geoffrey versuchte, auf die FüÃe zu kommen. Er war sich bewusst, dass der Mann mit der Schleuder unmittelbar hinter ihm lauerte und auch die übrigen Angreifer zurückkehrten. Wo sie Geoffrey nun unbewaffnet sahen, nahmen sie ihren ganzen Mut zusammen. Einer von ihnen schlug nach ihm, während der andere sich auf Geoffreys Knie stürzte, um ihn zu Boden zu ringen. Während Geoffrey versuchte, sich zu befreien, zog er den Dolch. Dann aber spürte er einen dumpfen Schmerz in seinem Kopf und dann nichts mehr.
Geoffrey schlug langsam die Augen auf. Er fühlte, wie Hände ihn überall betasteten und ihn mal in diese, mal in jene Richtung zerrten. Allmählich konnte er deutlicher Melisendes Gesicht erkennen. Sie durchsuchte ihn fachmännisch, und ihre Züge waren starr vor Verachtung. Geoffrey war froh, dass er sich gebadet hatte und seine Kleidung sauber war.
Er versuchte, sich aufzusetzen. Sofort war Waffengeklirr zu hören, und er fand sich umringt von vier Schwertern und einem gespannten Bogen. Geoffrey fand es schmeichelhaft, dass er ihnen noch so viel Respekt einflöÃte, obwohl er inzwischen flach auf dem Rücken lag und â wie er sich rasch vergewisserte â waffenlos war.
Hinzu kam noch eine weitere, unbewaffnete Person, die mit einer eigentümlichen Mischung aus Abscheu und Ãrger auf ihn herabblickte. Es war Bruder Celeste vom Heiligen Grab. Natürlich!, dachte Geoffrey. Celeste war es gewesen, den er kürzlich hatte hinken sehen, als er sie in der Grabeskirche zu ihrem Gespräch mit Vater Almaric geführt hatte.
Verächtlich stieà Geoffrey die Waffen beiseite und setzte sich auf. Er blinzelte, als die Welt um ihn kippte und sich drehte, ehe sie sich wieder beruhigte.
»Ihr riecht nach diesem abscheulichen Hurenhaus!«, zischte Melisende angewidert. »Maria hat mir erzählt, dass Ihr dort gewesen seid und Fragen gestellt habt.«
Geoffrey verzichtete auf die Erklärung, dass der Duft von Badeölen und frisch gereinigten Kleidungsstücken herrührte. Melisende würde ihm vermutlich ohnehin nicht glauben. Stattdessen rieb er sich die schmerzende Schulter und runzelte die Stirn.
»Also, was machen wir nun?«
»Ihr seid so arrogant!«, sagte Melisende zornig. »Ich hätte Euch den Schädel gleich richtig einschlagen sollen.«
»Ihr wart das also?«, fragte er. »Nun, das begreife ich. Diese armseligen Zerrbilder von Kriegern hätten es auch nicht geschafft.«
Der erste Schwertkämpfer rückte drohend näher an ihn heran. Melisende hielt ihn am Arm zurück. »Ruhig, Adam. Er versucht mit Absicht, dich aufzubringen. Gib ihm nicht die Genugtuung.«
Geoffrey hatte Adam schon einmal gesehen, und er verstand nur zu gut die Gefühle des jungen Mannes. Adam war es gewesen, der aus Marias Zimmer in Abduls Palast der Freuden vertrieben worden war, um seinen Platz an Geoffrey abzutreten.
Melisende wandte sich wieder ihrem Gefangenen zu. »Sie hätten Euch letztendlich überwältigt«, behauptete sie und beäugte ihn geringschätzig.
»Wie?«, wollte er ungläubig wissen. »Sie sind fortgelaufen! Sie sind nur zurückgekommen, weil sie gesehen haben, dass ich unbewaffnet bin. Und davon abgesehen ist es kein ehrenvoller Kampf, jemanden von hinten auf den Kopf zu schlagen, wenn die Gegner ihm ohnehin schon sechs zu eins überlegen sind.«
»Seit wann kämpfen Normannen ehrenvoll?«, fragte sie kühl.
Da waren sie also wieder bei ihrem Lieblingsthema. Vielleicht hatte Maria Recht mit Melisendes Ehemann, denn ihre ungewöhnliche Feindseligkeit gegenüber Geoffrey musste einen Grund haben. Er hob die Hände zum Zeichen, dass er sich geschlagen gab, denn er wusste genau, dass er diese Schlacht nicht gewinnen konnte.
»Woher habt Ihr das?«, wollte sie wissen. Sie hielt den Ring mit dem roten Rubin in die Höhe, den ihm
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