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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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der Patriarch als Bezahlung für seine Dienste überlassen hatte. Geoffrey blickte zum Himmel empor und sah, dass es noch immer dunkel war. Er konnte nur für wenige Augenblicke betäubt gewesen sein, doch in dieser Zeit hatte sie ihn gründlich durchsucht. Der Ring war in einer Börse an der Innenseite seines Wappenrocks festgenäht gewesen. Tatsächlich hatte Geoffrey ihn schon ganz vergessen. Er hatte Helbye, der sich mit so etwas auskannte, bitten wollen, ihn zu verkaufen oder gegen etwas Nützlicheres einzutauschen. Geoffrey war der Ansicht, dass Ringe den festen Halt am Schwertgriff behinderten, und er trug daher keine.
    Â»Ich habe ihn aus einer Kirche gestohlen«, erwiderte er. Er konnte ihr kaum erzählen, dass der Patriarch ihm den Ring als Lohn für die Untersuchung des Mordfalls überlassen hatte, in dem Melisende sehr wohl die Täterin sein konnte. Und doch enthielt seine Antwort ein Körnchen Wahrheit – denn Daimbert repräsentierte die Kirche in Jerusalem.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Das klingt glaubwürdig«, stellte sie beißend fest. »Denn ein Normanne würde gewiss nicht zögern, aus dem Haus Gottes zu stehlen. Und doch weiß ich, dass Ihr lügt.«
    Sie hätte ihm wohl nicht einmal geglaubt, wenn er ihr gegenüber ehrlich gewesen wäre. Und darin lag auch eine gewisse Gerechtigkeit, denn er selbst hatte ihre Ehrlichkeit auch oft genug angezweifelt.
    Â»Wir nehmen ihn mit«, sagte sie zu ihren bewaffneten Begleitern. »Passt gut auf ihn auf. Ihr habt gesehen, wozu er fähig ist. Er kämpft wie der Teufel selbst.«
    Â»Wie der Teufel gegen die Engel«, murmelte Geoffrey und zog seinen Arm von Adam fort, der unsichere Versuche unternahm, ihn zu ergreifen.
    Â»Wir können ihn nicht mitnehmen!«, widersprach Celeste. »Er wird uns den ganzen Weg über behindern. Und was fangen wir mit ihm an, wenn wir dort sind?«
    Â»Nun, wir können ihn uns nicht hier vom Hals schaffen«, stellte Melisende fest. »Dieser Ort wirkt vielleicht verlassen, aber glaubt mir: Hier gibt es Leute, die jeden unserer Schritte beobachten, selbst während wir uns hier unterhalten. Sie werden sich nicht einmischen, solange wir nichts tun, was Aufmerksamkeit auf diese Gassen zieht. Doch für jeden, der diesen Ort nutzt, wäre es eine Katastrophe, wenn hier ein Ritter ermordet würde. Die Gegend würde für Wochen von Gottfrieds Leuten wimmeln, und alle Geschäfte kämen zum Erliegen. Nein, Bruder. Ich fürchte, wir haben keine andere Wahl, als ihn mitzunehmen.«
    Â»Wir könnten ihn hier töten und die Leiche mitnehmen«, schlug Adam begeistert vor.
    Melisende dachte darüber nach. »Nein«, sagte sie dann. »Er ist zu schwer. Besser, er läuft selbst.«
    Geoffrey war alles andere als beruhigt durch ihre Worte. Es war wenig tröstlich zu wissen, dass er nur deshalb nicht gleich hier ermordet wurde, weil irgendwer – der womöglich in noch finsterere Geschäfte verwickelt war als Melisende – es sehen würde. Er fragte sich, ob es Guido, John und den Mönchen geradeso ergangen war. Hatte man auch sie anderswohin gebracht und dort rasch mit einem Dolchstoß in den Rücken beseitigt?
    Â»Wenn Ihr versucht zu entkommen, wird mein Bogenschütze Euch niederschießen«, sagte Melisende kalt. »Egal wer zusieht. Also macht, was Ihr wollt. Mir ist es gleich.«
    Sie stolzierte davon und überließ es den nervösen Bewaffneten, ihren Gefangenen hinterherzubringen. Geoffrey war nicht übermäßig besorgt, denn die Pfeilspitzen des Bogenschützen waren nicht geeignet, um Kettenhemden zu durchdringen. Außerdem war der Bogen nur schlecht gespannt. Geoffrey lief trotzdem nicht davon – nicht aus Angst vor dem Bogenschützen, sondern weil es sehr schwierig war für einen Ritter, mit schwerem Kettenhemd und ausgepolstertem Wappenrock längere Strecken zu rennen. Er war zu einem raschen Spurt im Stande, über eine kurze Entfernung, und er konnte über viele Meilen ein beachtliches Marschtempo vorlegen. Doch er wäre niemals in der Lage, seine Wachen abzuhängen.
    Melisende führte sie durch immer weitere Straßen, bis Geoffrey vollständig die Orientierung verloren hatte. Er blickte zu den Sternen auf, um zumindest ein Gefühl für die Richtung zu erhalten. Sie bewegten sich etwa nach Südosten, aber dieses Wissen nutzte Geoffrey

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