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Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Das Geheimnis der Heiligen Stadt

Titel: Das Geheimnis der Heiligen Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Beaurfort
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kannst«, sagte Roger. Aber obwohl er lächelte, lag nichts Heiteres in seinem Blick. Roger sah aus wie ein Mann, der von einem Schlachtfeld kam.
    Â»Was ist geschehen?«, fragte Geoffrey und setzte sich mit Rogers Hilfe mühsam auf.
    Â»Ich habe getan, was du mir gesagt hast. Die arme Eveline liegt nun irgendwo auf der Straße. Ich habe sogar das Messer von dem Ritter, der neben ihr lag, genommen und es in ihre Wunde gesteckt. So wird jeder annehmen, dass Henri d’Aumale sie umgebracht hat.«
    Â»D’Aumale ist tot?«, fragte Geoffrey. Seine Gedanken überschlugen sich.
    Â»Keine Ahnung«, erwiderte Roger. »Auf jeden Fall war er bewusstlos. Es wundert mich nicht, dass die Lothringer da ihre Finger drin haben. Und es würde mich auch nicht wundern, wenn sie es waren, die Eveline überhaupt erst getötet haben.«
    War das die Lösung? Gab es womöglich gar keinen Zusammenhang zu den vorangegangenen Mordfällen? Vielleicht war das hier nur das jüngste Kapitel in dem Zermürbungskrieg, den die normannischen Ritter mit den Lothringern austrugen, seit die Kreuzfahrer vor einem Jahr die Festung eingenommen hatten. Geoffrey holte tief Luft und hustete heftig.
    Â»Psst«, sagte Roger und warf einen Blick über die Schulter zurück. »Wir sind bei jemandem im Garten, und wir wollen keine Aufmerksamkeit erregen.«
    Â»Entschuldige«, sagte Geoffrey. »Was ist dann passiert? Hat dich jemand gesehen?«
    Roger schüttelte den Kopf. »Zwei Streitrösser donnerten über die Straße, und da sie frei und herrenlos waren, hielt jeder sie für lohnende Beute. Die meisten Ritter liefen hinter ihnen her, und die, die blieben, schauten dem Feuer zu. Dann gab es neuen Lärm von Abduls Freudenhaus, und jeder, der noch da war, lief wieder hinein. Ich beschloss, auf dich zu warten, denn die Straßen waren leer, und niemand machte großes Geschrei um uns. Aber dann bemerkte ich eine sonderbare Sache.«
    Er hielt inne. Geoffrey wartete, bis er schon glaubte, Roger hätte vergessen, was er sagen wollte. »Was hast du bemerkt?«, meinte er auffordernd.
    Roger blickte ihn düster an. »Als alle diese Ritter zu Abdul hineinliefen, marschierte einer stattdessen zu den Ställen. Rauch quoll aus der Tür. Ich rechnete damit, dass du jeden Augenblick herauskommst und in diesen anderen Ritter hineinläufst. Aber du kamst nicht, und er drückte die Türen zu. Zunächst glaubte ich, er wollte das Feuer eindämmen. Aber dann legte er den Riegel vor.«
    Â»Hast du gesehen, wer es war?«
    Roger blickte immer noch düster. »Es war dunkel und verqualmt. Aber er kam mir sehr bekannt vor.«
    Â»Wer?«, wollte Geoffrey ungeduldig wissen.
    Roger schüttelte unsicher den Kopf. »Ich kann es nicht beschwören, aber ich glaube, es war Courrances.«
    Geoffrey sagte nichts. Aber er schaute auf den Stofffetzen, den er noch immer in der Hand hielt: das Stückchen, das von einem Überwurf abgerissen war, als sich jemand gegen das raue Holz der schweren Türflügel gelehnt hatte, um sie zuzudrücken. Es war kostbares schwarzes Leinen, und es war noch immer sauber, nach allem, was es durchgemacht hatte. Geoffrey kannte nur eine Person mit einem schwarzen und fleckenlosen Überwurf, und das war Courrances.
    Das erzählte er Roger, und der große Ritter blies unglücklich die Backen auf. »Anscheinend will er nun doch nicht, dass du die Untersuchung fortsetzt«, sagte er. »Obwohl er sich vor ein paar Tagen noch so hämisch über deine Lage gefreut hat.«
    Â»Vielleicht wusste er gar nicht, dass noch jemand im Stall war«, wandte Geoffrey unsicher ein.
    Roger runzelte die Stirn. »Vielleicht. Aber es war verdammt offensichtlich, dass das Feuer absichtlich gelegt worden war, vor allem, da sich jemand die Mühe gemacht hatte, erst die Pferde hinauszulassen. Selbstverständlich muss er nicht gewusst haben, dass du es warst. Vielleicht mag er einfach keine Brandstifter.«
    Geoffrey rieb sich die Augen. Sie fühlten sich unter seinen Fingern verkrustet und wund an. Er wusste nicht, wann er sich zuletzt so zerschlagen gefühlt hatte. Langsam erhob er sich auf die Füße. Er wünschte, er könnte morgens aufwachen und feststellen, dass alle Verdächtigungen nur Träume waren und er Roger wieder vertrauensvoll entgegentreten konnte. Aber während dieser Gedanke noch durch seinen Geist strich,

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