Das Geheimnis der Highlands
einer Sense, nur um lange in den Erinnerungen der Sterblichen fortzuleben. Doch welchen Blendwerks er sich auch bediente, immer bekam er, was er sich vorgenommen hatte. Und er war sich auch dieses Mal seines Erfolgs so sicher gewesen! Die Frau war nicht nur im magischen New Orleans aufgewachsen, sie hatte den Männern so vehement abgeschworen, daß er sie durch die Jahrhunderte hindurch gehört hatte. Adam hatte sie wochenlang beobachtet, bevor er seine wohlüberlegte Wahl getroffen hatte; er hatte sie studiert, alles erfahren, was es Wissenswertes über die faszinierende Adrienne de Simone zu erfahren gab. Dinge, die selbst ihr geliebter Ehemann nicht von ihr wußte. Er war überzeugt gewesen, daß sie die eine Frau war, die garantiert den legendären Hawk hassen würde.
Jetzt, als Adam sich auf Dalkeith-Upon-the-Sea zubewegte, enthüllte sein weitsehender Blick eine selige Adrienne, die sich in Gedanken träumerisch mit Heiratsplänen beschäftigte.
Doch der Hawk, ah … der Hawk war im Augenblick nicht so unbekümmert. Er spürte, daß etwas nicht stimmte. Er würde vorbereitet sein.
Adam hatte Adrienne hergebracht, damit sie den Hawk abwies, und natürlich, damit er die Schönheit für sich selbst beanspruchen konnte. Selten wurde solch ein aufregendes sterbliches Wesen geboren wie diese Frau. Selbst der König hatte sich über ihre Makellosigkeit geäußert. Welch süße Rache, den Hawk mit einer Frau zu verheiraten, die ihn niemals lieben würde, während Adam sie zu der Seinen machte. Den Mann zum Hahnrei zu machen, der den Elfenkönig erniedrigt hatte. Aber es schien, als habe er sich in Adrienne genauso getäuscht wie in dem Hawk. Er hatte sie beide unterschätzt.
Sie liebte den Hawk so intensiv, wie er sie liebte. Adam hielt kurz an und grinste durchtrieben, als ihm ein phantastischer Einfall kam. Was für eine lächerliche Rache wäre es doch gewesen, den Hawk lediglich zum Hahnrei zu machen.
Eine neue und wahrhaft vernichtende Möglichkeit tat sich ihm plötzlich auf.
* * *
Lydia und Tavis saßen auf der gepflasterten Terrasse von Dalkeith, als Hawk und Adrienne spät in jener Nacht eintrafen.
Vom Dunkel verschluckt, unterhielten sie sich leise und nippten an süßem Portwein, während sie beobachteten, wie das junge Paar einritt, abstieg und sich an die Hand nahm, um auf die Terrasse zuzusteuern. Lydias Augen glänzten vor Freude.
Adrienne sagte etwas, das den Hawk zum Lachen brachte. Als er sie mit einer langsamen Bewegung anhielt und küßte, zog sie ihm das Band aus dem Haar und warf es hoch in die Nacht. Was als ein zärtlicher Kuß begann, vertiefte sich stürmisch. Lange Momente verstrichen, in denen sich der Kuß entfaltete. Anhaltend und wild und heiß küßten sich der Herr von Dalkeith-Upon-the-Sea und seine Lady. Unter einem fast vollen Mond. Auf der Wiese direkt vor der Terrasse küßten sie sich.
Und küßten sich.
Lydias Lächeln wurde schwächer, und sie bewegte sich unruhig auf ihrem Sessel. Sie zwang sich, tief und schwer einzuatmen, und befahl ihrem Herzen, mit diesem lächerlichen Donnern aufzuhören. Sie hatte geglaubt, ihr Körper habe derartige Leidenschaft längst vergessen. Wohl kaum.
»Das ist ein Kuß, will ich mal sagen.« Tavis’ ausgeprägter Dialekt rollte über sie.
»Da – das … ist es.« Lydia schluckte. Wie lange war es her, daß ein Mann sie so geküßt hatte?
Tavis rutschte unmerklich näher, und Lydia sah ihn barsch an.
Dann wurde ihr Blick nachdenklich.
Tavis Mac Tarvitt war ein gutaussehender Mann, bemerkte sie. Wie war es möglich, daß ihr das bisher entgangen war? Und warum dieses verstohlene Lächeln auf seinem Gesicht? »Warum lächelst du?« fuhr sie ihn an.
»Das ist eine schöne Nacht für Dalkeith, will ich mal sagen«, antwortete er versöhnlich. »Sie sind nach Hause gekommen. Und für mich sieht es ganz danach aus, als hätten wir hier bald kleine Kinder herumlaufen, und das will ich mal ausdrücklich sagen.«
»Hmpf.« Lydia schnaufte. »Bist du mittlerweile dahintergekommen, wie man Kaffee macht, alter Mann? Ich hätte liebend gern eine Tasse Kaffee für sie morgen früh.«
»Mylady.« Sein sanfter Blick belehrte sie. »Ich bin ein Mann mit begabten Händen, erinnert Ihr Euch? Natürlich kann ich Kaffee machen.«
Begabte Hände . Die Worte verweilten einen Augenblick länger in ihren Gedanken, als ihr lieb war. Und sie warf verstohlen einen flüchtigen Blick auf diese Hände. Gute Hände waren das, in der Tat. Breit und
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