Das Geheimnis der Highlands
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»Mylord?« Ihre Stimme war weich und warm und sorglos, wie die eines kleinen Mädchens.
Als er sie in seine Arme schloß, erschauderte sie vor Verlangen. »Mylord!«
* * *
Adrienne sah nicht, daß sich über ihr seine Augen verdunkelten. Wie sollte er sie beschützen? Wie konnte er für ihre Sicherheit garantieren? Wie schnell konnte er Adam erreichen und herausfinden, was vor sich ging? Denn gleichgültig, welche verwinkelten Gassen sein Verstand auch durchwanderte auf der Suche nach einer Erklärung für die seltsamen Vorkommnisse, in die seine Frau verstrickt war – er schien sich immer im Kreis zu drehen, und jedesmal stoppte er mit knirschenden Schuhsohlen direkt vor diesem verfluchten Schmied. Und es war nicht bloße Eifersucht, obwohl der Hawk unumwunden zugeben würde, daß er eine abgrundtiefe Abneigung für diesen Mann empfand.
Es war nicht die schwarze Dame, die Adrienne zu ihm gebracht oder sie ihm so grausam entrissen hatte. Das war eine Tatsache.
Was war es dann?
Jemand oder etwas anderes hatte die Macht. Die Macht,den Herrn von Dalkeith mit einem Schlag zu vernichten – indem man ihm seine geliebte Frau nahm. Was für ein Spiel, welch furchtbarer, perverser Zeitvertreib fand auf dem Boden von Dalkeith statt? Welche Macht hatte ein Interesse daran, und warum?
Ich kam hierher, um dich zu hassen, Hawk. Aber ich kam nicht, um die Frau zu hassen, die du als dein Weib beanspruchst. Adams Worte hallten in seinem Kopf wider, und er begann, die groben Linien einer sorgfältig inszenierten Rache zu erahnen. Aber das würde bedeuten, daß Adam Black über Kräfte verfügte, an deren Existenz der Hawk niemals wirklich geglaubt hatte. Erinnerungen an Zigeunergeschichten, die er als junger Bursche gehört hatte, tauchten in seinem schwirrenden Kopf auf und warfen Fragen und Zweifel auf. Geschichten von Druiden und Pikten und, genau, von verruchten und boshaften Feen. Lydia hatte immer gesagt, daß jede Legende in gewissem Maße auf Tatsachen basierte, wobei die mythischen Elemente einfach nur dazu dienten, das Unerklärliche zu erklären, aber deshalb nicht unbedingt unwahr sein mußten.
Oh, seine Liebe stellte die Grenzen seines Glaubens an die natürliche Welt auf die Probe und ließ ihn sich weit öffnen.
Und wenn er einräumte, an eine solche Magie wie Zeitreisen zu glauben, welche Art von Magie konnte er als zu übersteigert verwerfen? Keine. Er konnte keine Möglichkeit, wie überirdisch auch immer, ohne intensive Prüfung verwerfen.
Adam Black war in der Lage gewesen, das vormals unheilbare Gift Callabron unschädlich zu machen. Adam Black schien immer verdammt viel zu wissen. Adam Black hatte freimütig zugegeben, nach Dalkeith gekommen zu sein, um sich zu rächen.
Die Roma hatten sich weit vom Feuer des Schmieds entfernt. Die Roma, die an Mythen und Legenden glaubten .
Und der Hawk, Adam zu Dank verpflichtet für das Leben seiner Frau, hatte sich gezwungen, all die Merkwürdigkeiten zu übersehen, und hatte sie seiner tiefen Abneigung dem Schmied gegenüber zugeschrieben und sich eingeredet, in den aufgeblähten Umrissen harmloser Wolken Drachen zu sehen.
Er würde sie niemals gehenlassen, aber jemand oder etwas konnte sie ihm in der Laune eines Augenblicks entreißen.
Er würde danach suchen, es zerstören und sie befreien – das schwor er bei seinem Leben.
Denn für ihn gab es kein Leben ohne sie.
Kapitel 27
Obwohl der Hawk darauf bestand, früh am nächsten Morgen aufzubrechen, sorgte er ebenfalls dafür, daß sie sich auf ihrem Heimweg nach Dalkeith Zeit für zärtliche Stunden nehmen konnten. Er schickte die eine Hälfte seiner Garde voraus und befahl der anderen, gebührenden Abstand von ihm und seiner Lady zu halten, damit sie ihre Zweisamkeit genießen konnten. Er würde später nach Uster zurückkehren und seine Amtsgeschäfte zu Ende bringen, nachdem diese Schlacht geschlagen war.
Adrienne war begeistert von seiner dringenden Eile, nach Dalkeith zurückzukehren und ihr Gelübde zu besiegeln. Genauso begeistert war sie von der Dreitagesreise mit langen Aufenthalten in kühlen Becken mit blubberndem Quellwasser; ausgedehnten Zwischenspielen der Leidenschaft auf federndem Moos unter dem Baldachin hell flatternder Blätter. Momente, in denen er sie neckte, zärtlich bedrängte und lehrte, bis sich die errötende Jungfrau mit ihrer neu entdeckten Weiblichkeit vertraut gemacht hatte und begeistert das Gefühl der Macht auskostete, die eine Frau über ihren Mann besitzt.
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