Das Geheimnis der Highlands
tragen könnte, wenn er in diesem Punkt nicht weiter beharrte. Doch er wollte Adrienne nicht in diesem unkontrollierten Zustand. Er wollte sie hellwach, völlig bewußt, und er wollte, daß sie ihn bat, sie zu berühren. Er wollte, daß sie ihn, ihm ebenbürtig, mit ehrlichem, schamlosem Verlangen ansah und die Worte sagte. Hawk zog seinen Mund von ihrem weg und atmete schwer.
»Öffne die Augen, Adrienne.« Er zwang sich, still zu liegen, seine Hüften starr gegen die verführerische Wölbung ihres Körpers.
Ein wortloser Moment flacher Atemzüge verging, ihre Lippen Zentimeter voneinander entfernt.
»Sieh mich an. Sage meinen Namen. Jetzt«, befahl Hawk.
Adriennes Augen öffneten sich nur leicht. Zwing mich nicht, mich zu bekennen … Erbitte nicht soviel! flehte sie stumm. Und erneut drängte ihr Körper aufwärts und bettelte ihn an, auf sie zu steigen und sie in ihrer trunkenen Erregung zu nehmen, so daß sie morgen so tun könnte, als wäre es nicht ihre Entscheidung gewesen.
»Sieh mich an und sage meinen Namen.« Seine Stimme wurde hart bei diesen Worten. Sein wundervoller, gemeißelter Mund schwebte nur ein Flüstern über ihrem.
Adrienne starrte ihn stumm an. Tränen brannten in ihren Augen und drohten, sich über ihre Wangen zu ergießen.
»Warum kannst du es nicht?« fragte er fordernd, und sein Dialekt war wie grober Sand über zerbrochenem Glas. »Ist es so unmöglich? Sidheach. Das ist alles, was du zu sagen brauchst. Oder James, sogar Lyon. Schloßherr Douglas wäre ausreichend!« Alles – außer Adam.
Adrienne starrte ihn an, und der Abscheu vor ihrer eigenen Schwäche würgte sie. Sie hatte nichts dazugelernt! Noch einen Zentimeter, noch eine kleine Bewegung, und sie wäre verloren wie noch niemals zuvor. Wohin der Körper geht … wird das Herz folgen … sage seinen Namen, und küsse ihn noch einmal, und dann kannst du deiner Seele auch gleich den Abschiedskuß geben. Dieser Mann hat die Macht, dich auf eine Art und Weise zu vernichten, wie es Eberhard nie vermocht hätte.
»Was ist nötig, damit du ihn vergißt?«
Und er dachte, es war Adam. Aber es war nicht Adam. Es war Eberhard. Und dieses Mal würde von ihr nichts übrigbleiben, wenn sie sich erneut zum Narren machte.
»Sage meinen Namen, Mädchen, um der Liebe Gottes willen!« dröhnte Hawk. Er zitterte vor knapp gezügelter Leidenschaft und Unglauben, daß sie so lustvoll auf ihn eingehen konnte, so ganz und gar, und trotzdem noch immer seinen Namen verweigerte. »Wenn es überhaupt noch eine Chance für mich gibt, Adrienne, ruf es mir zu! Wenn du noch nicht einmal meinen Namen aussprechen kannst, dann habe ich keine Aussicht, je deine Liebe zu erlangen!«
Seine letzte Bitte war der gequälte Schrei eines verwundeten Tieres; er legte ihr Herz offen.
Der Pulsschlag zuckte in seinem Hals, und sie hob die Hand, um ihre zitternden Finger dort hinzulegen. Härter und härter stählte sie ihr Herz, bis es hinter einem Gletscher aus Erinnerung und Trauer wieder sicher war.
Er schob ihre Hand weg.
»Sag es.« Er preßte seine Forderung durch zusammengebissene Zähne.
»Na, ist das nicht rüüührend. Ich werde ihr helfen.«
Olivias Stimme triefte vor Boshaftigkeit. »Nenn ihn einfach des Königs Hure«, säuselte sie. »So haben wir ihn immer genannt.«
* * *
Der Sturm, der in ihm tobte, erstarb genau in diesem Moment.
»Ist es wahr?« flüsterte Adrienne schließlich, die Augen geweitet und erfüllt von Schmerz. Von Schmerz und noch etwas anderem. Hawk sah den stummen Schrei in ihren schiefergrauen Tiefen. Er wollte es leugnen, den Alptraum beseitigen. Aber er wollte diese Frau nicht anlügen. Sie mußte ihn mit der ganzen Wahrheit annehmen, oder überhaupt nicht. Wenn sie ihn annahm, wenn er auch nur noch den Hauch einer Chance hatte, würde sie ihn vollständig besitzen. Bitterkeit schoß in ihm hoch und durchtränkte ihn mit einer Verzweiflung, die so allumfassend war, daß er vor Schmerz fast laut geschrien hätte.
»Man nannte mich des Königs Hure«, antwortete er ernst.
Schatten schossen hervor und zuckten über ihre irisierenden Silberaugen. Die Dunkelheit, die er geschworen hatte zu vertreiben, hatte er mit seinen eigenen Händen genährt.
Er rollte sich von ihr ab und erhob sich langsam, dannentfernte er sich in die Nacht, still wie ein Wolf, und ließ sie am Rande des Abgrunds mit seiner ehemaligen Mätresse zurück. Er hoffte, sie würde die boshafte Olivia einfach die Klippen hinabstürzen, aber er
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