Das Geheimnis der Highlands
wußte, daß damit seine Probleme nicht gelöst wären. Denn wenn er richtig lag, würde seine Frau sich in kürzester Zeit in Adams Bett befinden.
Sie war für ihn verloren.
Besser, er hätte dieses Mädchen niemals kennengelernt, auf daß er niemals den süßen Rausch der Gefühle gekannt hätte, die loslösende Leidenschaft und die befreienden Flügel der Liebe, die daraus hätten erwachsen können.
In jener Nacht wanderte er ziellos umher, verloren in Erinnerungen an jene Zeit, als er unter dem Befehl seines Königs stand. Alles für Dalkeith und für seine Mutter, für Ilyssee und Adrian. Richtig, und für das glückliche Schottland, wenn sein König von Zeit zu Zeit gefährlich närrisch wurde. Nein, er hatte wirklich niemals eine Wahl gehabt.
Hawks Augen suchten den Nachthimmel nach einer Sternschnuppe ab. Er hatte vor, sich bei jeder einzelnen etwas zu wünschen, für den Rest seines Lebens, wenn nötig. Sicher könnten zehntausend Wünsche einen einzigen ungeschehen machen. Doch die Wolkendecke war zurückgekehrt und nicht ein einziges Flackern eines Sternes war zu sehen in der absoluten Dunkelheit, die ihn umgab.
Kapitel 17
»O meine Liebe, ich dachte, Ihr wüßtet!« überschlug sich Olivia.
»Fahrt zur Hölle«, sagte Adrienne leise, als sie sich aufzustehen zwang.
»Ich versuche nur, dir zu helfen –«
»Nein, das tut Ihr nicht. Die einzige Person, der Ihr zu etwas verhelfen wollt, seid Ihr selbst – und zwar zu einer gehäuften Portion meines Mannes.«
»Ach, ja. Dein edler Gatte. Bist du nicht neugierig auf seine Zeit bei Hofe?« säuselte Olivia einladend.
»Glaubt Ihr wirklich, ich wäre so dumm, Euch irgend etwas von dem zu glauben, was Ihr mir über ihn erzählt? Einer Frau wie Euch?«
Olivia verschlug es kurzfristig die Sprache, und sie stand da mit leicht geöffnetem Mund. »Und was genau willst du damit sagen?«
Adriennes schiefergrauer Blick traf kühl auf Olivias stark geschminkte, ovale Augen. »Nur, daß ihr genau die Art Frau seid, die ihren Erfolg mißt an den Männern, mit denen sie ins Bett geht, und an den Frauen, die sie beißt, und eines nahen Tages, in nicht allzu ferner Zukunft, Eurem Anblick nach zu urteilen, werdet Ihr nichts weiter sein als eine aufgeschwemmte unerwünschte alte Frau ohne Freunde. Undwomit werdet Ihr Euch dann die Zeit vertreiben?« Noch vor Jahren hätte Olivia wohl zugeschlagen, aber mittlerweile konnte sie beinah nichts mehr aus der Fassung bringen.
»Was erlaubst du dir, petite salope !« spie Olivia aus. »Ich bot nur meine Hilfe an –«
»Indem Ihr uns folgt, uns bespitzelt und schließlich seine Vergangenheit anschneidet? Seine Vergangenheit ist vergangen, Olivia.« Adrienne war sich nicht bewußt gewesen, daß sie ihn verteidigte, bis sie sich selbst reden hörte. »Einige Menschen lernen aus ihrer Vergangenheit, werden besser und klüger. Mein Hawk hat das getan. Ihr seid wütend, weil Ihr wißt, daß er nicht mehr der Mann ist, der er einmal war. Wenn es anders wäre, wäre er mit Euch im Garten geblieben, anstatt den Abend damit zu verbringen, sich mit mir zu unterhalten.«
»Unterhalten? Er und ich pflegten … uns ebenfalls … auf diese Art zu unterhalten. Er ist nur zeitweilig für einen neuen Körper entflammt. Er wird darüber hinwegkommen. Und dann wird er in mein Bett zurückkehren.«
»Ihr irrt Euch«, sagte Adrienne ruhig. »Und Ihr wißt es. Das ist es, was Euch wirklich aufregt.«
»Alte Hunde lernen keine neuen Tricks, süßes kleines Dummchen«, spöttelte Olivia.
Adrienne schenkte der älteren Frau ein zuckersüßes Lächeln.
»Vielleicht nicht. Aber manchmal geben Hunde ihre alten Tricks ganz auf.«
»Du sprichst wie eine verliebte Frau. Dennoch wolltest du seinen Namen nicht aussprechen«, erklärte Olivia und hob ihre aufgemalten Augenbrauen.
Adriennes Lächeln verblaßte. »Ich spreche sowohl für meinen Gatten als auch für mich, wenn ich vorschlage, daß Ihr Dalkeith bei Tagesanbruch verlaßt, ob Eure Pferde ausgeruhtsind oder nicht. Ihr seid hier nicht länger willkommen. Kommt nie wieder her.«
* * *
Ich suche mir aber auch immer wieder den Richtigen aus, oder? brütete sie, als sie sich vorsichtig den Weg durch den Garten bahnte.
Genau wie bei Eberhard, dem bootsdeckgebräunten Eliteplayboy, der sie so fehlerlos manipuliert hatte, war sie auch diesmal auf eine wundervolle Illusion hereingefallen. Wahre Schönheit mußte von innen kommen. Ein Mann, den man des Königs Hure nannte … Nun,
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