Das Geheimnis der italienischen Braut
sehe ich dir an.“
Er hatte recht, sie konnte ein Frösteln kaum noch verbergen. „Das finde ich nicht gut“, wandte sie ein.
„Was ist denn schon dabei, Jackie?“
„Ach, ich weiß nicht …“ Sie verstummte und hätte lieber den Schein gewahrt, statt indirekt zuzugeben, dass sie eine Zeit lang mit Romano allein gewesen war. Es war ihr zur Gewohnheit geworden, ihre Beziehung mit ihm geheim zu halten. Das zu ändern, würde ihr schwerfallen.
„Wir brauchen doch kein Geheimnis daraus zu machen, dass wir durch den Garten spaziert sind.“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie auf die Terrasse. „Weshalb soll man uns nicht zusammen sehen? Deine Familie wird sowieso bald alles zu hören bekommen.“
Jackie nickte und gestand sich ein, dass sie kaum noch einen klaren Gedanken fassen konnte und völlig durcheinander war nach allem, was in den letzten Tagen geschehen war. Natürlich würde ihre Familie nun auch erfahren, dass Romano Kates Vater war und sie eine Romanze mit ihm gehabt hatte.
Siebzehn Jahre lang hatte sie ihn gehasst und ihn für herzlos und oberflächlich gehalten. Und jetzt war endlich alles geklärt. Eigentlich hätte es so etwas wie eine Befreiung sein können, stattdessen fühlte sie sich nur wie betäubt. Außer seinen warmen Fingern, mit denen er sie festhielt, spürte sie gar nichts.
Während ihrer Abwesenheit hatte sich die Feier ins Freie verlagert. Die hohen Glastüren des Ballsaals waren geöffnet, und die Gäste strömten nach draußen, wo eine Swing-Band zum Tanz aufspielte.
Jackie hielt Romanos Hand fester, ohne genau zu wissen, warum. Für sie hatte sich alles verändert, und es kam ihr nicht richtig vor, sich unter die Leute zu mischen und so zu tun, als wäre nichts geschehen.
Romano drückte ihr die Hand und wies mit einer Kopfbewegung zum Palazzo.
Das war eine gute Idee, vielleicht fand sie dort einen ruhigen Platz, wo sie die Gedanken ordnen konnte.
Obwohl sie immer noch sein Jackett trug, das ihr viel zu groß war, nahm niemand von ihnen Notiz, als sie sich den Weg zurück in den Palazzo bahnten. Romano ging ihr mit ernster, aber keineswegs verbissener Miene voraus.
Dass er mit der Situation viel besser zurechtkam als sie, obwohl sie viel mehr Zeit gehabt hatte, sich damit auseinanderzusetzen, überraschte sie. Normalerweise hätte sie es nur schwer ertragen, von jemandem übertrumpft zu werden. Momentan war sie allerdings einfach nur erleichtert.
Plötzlich sah sie ihre Mutter aus dem Ballsaal auf sie zukommen und wechselte sogleich die Richtung. Da Romano sie immer noch angefasst hielt, zog sie ihn mit sich.
„Das nenne ich geistesgegenwärtig“, meinte er anerkennend, nachdem er seine Verblüffung überwunden hatte.
Jackie blickte krampfhaft geradeaus, hörte jedoch die Schritte ihrer Mutter hinter ihnen und rechnete damit, sie jeden Augenblick ihren Namen rufen zu hören.
„Jackie?“, ertönte dann auch prompt Lisas Stimme, als sie fast das Ende der Terrasse erreicht hatten.
In meinem jetzigen Zustand kann ich beim besten Willen nicht mit ihr reden, überlegte Jackie und eilte weiter.
„Jacqueline!“
Sie hatte keine Chance, ihr auszuweichen, was sie sich auch hätte denken können.
„Entschuldige, Lisa“, sagte Romano, während er Jackie das Jackett abnahm und es ihrer Mutter reichte. „Deine Tochter hat mir diesen Tanz versprochen. Du hast doch nichts dagegen, oder?“ Ohne eine Antwort abzuwarten, nahm er Jackie in die Arme und wirbelte sie im Kreis herum, bis sie in der Menge verschwunden waren. Als sie einen Blick über die Schulter warf, sah sie ihre Mutter mit Romanos Kleidungsstück in der Hand und mit offenem Mund noch auf derselben Stelle stehen.
„Ich glaube es nicht!“
Romano schenkte ihr ein verführerisches Lächeln. „Wie hast du mich genannt? Unverbesserlich?“
Sie lachte leise auf. „Niemals hätte ich mir träumen lassen, so etwas einmal zu sagen, aber ich bin wirklich froh, dass du es wirklich bist.“
„Es freut mich, dass ich auch eine gute Eigenschaft habe“, flüsterte er sanft an ihrem Ohr. „Ich habe hart daran gearbeitet, eine zu entwickeln.“
Lächelnd barg sie das Gesicht an seiner Schulter. Nach so langer Zeit wieder in seinen Armen zu sein fühlte sich genauso gut und richtig an wie damals. Ich sollte wirklich Abstand wahren und versuchen, etwas mehr Selbstachtung aufzubringen, mahnte sie sich, fand es jedoch zu schwierig, sich von ihm zu lösen.
Und er machte natürlich auch keine Anstalten, sich
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