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Das Geheimnis der italienischen Braut

Das Geheimnis der italienischen Braut

Titel: Das Geheimnis der italienischen Braut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fiona Harper
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aus seiner Versunkenheit. „Und jeder Geburtstag war eine einzige Qual. Da war es allerdings längst zu spät, es war alles schon geschehen. Doch selbst wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich die Zeit nicht zurückdrehen wollen, das wäre falsch und egoistisch gewesen.“
    Schon wieder sprach sie in Rätseln, und er war drauf und dran, sich von Neuem zu ärgern. Nur die Traurigkeit, die sie umgab, und ihre hängenden Schultern ließen ihn seinen Zorn vergessen und machten ihn neugierig.
    „Was heißt das, es war längst zu spät?“
    „Sie war schon bei ihrer neuen Familie, bei den Leuten, die sie adoptiert haben.“
    „Heißt das, du hast sie in fremde Hände gegeben, als wäre sie irgendeine Ware, statt sie selbst großzuziehen und mit mir, ihrem Vater, über ihre Existenz zu reden?“ Er ging auf sie zu und packte sie an den Schultern. „Sie passte nicht in deine Lebensplanung, deshalb hast du sie einfach weggegeben, stimmt’s?“
    Jackie wurde ganz blass. Sie löste sich aus seinem Griff und lief so schnell, wie sie in den hochhackigen Schuhen konnte, aus dem Garten und den Weg hinunter, der zum Strand führte.
    Ihm war klar, dass er zu weit gegangen war. Doch wie sollte er retten, was vielleicht noch zu retten war? „Verdammt“, stieß er leise hervor und lief hinter ihr her. Er musste verhindern, dass sie Jack und Lizzie begegnete, sonst würde sie den beiden noch die Stimmung verderben. Außerdem würde es ihr bestimmt nicht gefallen, dass jemand sie in ihrem momentanen Zustand sah.
    Kurz vor der Weggabelung und genau an dem Punkt, wo man einen wunderbaren Blick auf den Kiesstrand hatte, holte er sie ein.
    „Jackie?“, flüsterte er heiser.
    Nach kurzem Zögern ging sie weiter. Er legte ihr jedoch die Hand auf den Arm und sagte leise: „Das ist die falsche Richtung.“
    Angespannt und aufgewühlt beschleunigte sie die Schritte, hörte aber in dem Augenblick zu ihrer Überraschung leises Lachen vom Strand her.
    „Komm mit“, forderte er sie ruhig auf und führte sie zwischen den Bäumen hindurch zu der anderen Seite der Insel, weit genug weg vom Palazzo, sodass sie sich ungestört unterhalten konnten.
    Auf der Lichtung hatte sie plötzlich das Gefühl, sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können, und ließ sich aufs weiche Gras sinken.
    „Es war ganz anders, als du denkst“, erklärte sie schließlich. „Du weißt ja gar nicht …“ Sie verstummte, und erst nach einigen Sekunden begriff er, dass sie das Gespräch fortsetzte, das sie vorhin so jäh unterbrochen hatte.
    Und noch etwas anderes war geschehen, was ihm seltsam vorkam: Sein Zorn und sein Ärger waren verraucht. Vielleicht hatten ihn die widersprüchlichen Gefühle erschöpft, die ihn in der letzten halben Stunde bewegt hatten. Er setzte sich neben sie.
    „Dann erzähl mir doch, wie es wirklich war.“ Es klang nicht gerade freundlich, was unter den Umständen auch nicht anders zu erwarten war.
    Sie streifte die Schuhe ab und hoffte, die schmerzenden Füße würden sich in dem weichen Gras etwas erholen. Ihm fiel auf, dass sogar der Nagellack, mit dem sie die Fußnägel lackiert hatte, farblich auf ihr Outfit abgestimmt war.
    „Ich wollte einfach glauben, dass du kommen würdest“, erwiderte sie. Sie blickte in seine Richtung, schien jedoch durch ihn hindurch zu sehen. „Ich habe mir immer wieder eingeredet, alles würde gut werden, aber ich glaube, ich war selbst nicht davon überzeugt.“
    Offenbar hatte sie ihn für einen völligen Versager gehalten. Er hätte sich darüber ärgern und wieder zornig werden müssen, sie wirkte jedoch so verletzlich und es klang so ehrlich, was sie da sagte, dass er ihr wie gebannt zuhörte. Er brauchte Antworten, und nur sie konnte sie ihm geben.
    „Meine Mutter war wütend, als ich ihr erzählte, ich sei schwanger. Sie behauptete, eine Adoption sei die beste und einzige Lösung. Ihr zu widersprechen war sinnlos. Allein hätte ich mein Kind sowieso nicht großziehen können.“
    „Konnte dein Vater dir nicht helfen?“
    Sie stieß einen verächtlichen Laut aus. „Er ist zwar ein erfolgreicher Unternehmer, aber er hätte sich gehütet, sich dem Wunsch meiner Mutter zu widersetzen oder ihr zu widersprechen. Irgendwie wusste er nicht, wie er mich behandeln sollte. Er kann perfekt mit Zahlen, Bilanzen und dergleichen umgehen und neue Geschäftsideen entwickeln, im Umgang mit mir war er jedoch nicht besonders geschickt. Es wäre ihm sicher lieber gewesen, das Problem hätte sich von selbst

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