Das Geheimnis der italienischen Braut
hätte ich mich nicht benehmen dürfen“, erwiderte Jackies Mutter.
Jackie blieb stehen. Lizzie hatte ihr erzählt, dass ihre Mutter bei dem Streit ein Familiengeheimnis verraten hatte. Bis dahin hatten sie alle nichts von der Existenz von Lucas Zwillingssöhnen gewusst. Wir sind schon eine seltsame Familie, es wäre viel leichter, wenn wir einander so lieben und akzeptieren könnten, wie wir sind, überlegte sie. Dass sich ihre Mutter jetzt bei Luca entschuldigte, kam Jackie jedoch wie ein Wunder vor. Oder lag es daran, dass ihre Mutter schon ziemlich viel Champagner getrunken hatte?
„Es lässt sich leider nicht ungeschehen machen“, erwiderte Luca resigniert. „Natürlich hat es mir nicht gefallen, dass dieses Geheimnis ausgerechnet auf der Feier gelüftet wurde. Andererseits bin ich froh, dass meine Familie endlich Bescheid weiß. Es gibt einfach zu viele rätselhafte Dinge in unserer Familie.“
Wenn er wüsste! schoss es Jackie durch den Kopf. Es war Zeit, dass auch sie ihren Verwandten endlich reinen Wein einschenkte. Langsam ging sie weiter und nahm an, ihr Onkel würde sie bemerken. Er war jedoch zu sehr in das Gespräch vertieft und nahm nichts anderes wahr um sich her.
„Ich bin der Meinung, wir sollten die alten Feindseligkeiten begraben und aufhören, uns gegenseitig zu bekämpfen“, schlug er vor und nahm die Hand seiner Schwester.
Sie seufzte. „Ja, wir machen uns schon viel zu lange gegenseitig das Leben schwer. Manchmal weiß ich gar nicht mehr genau, wie das alles angefangen hat.“
Luca lachte und küsste sie auf die Wange. „Wir müssen das tun, was wir am besten können. Wir alle sind ziemlich leidenschaftliche Menschen, wir sollten diese Eigenschaft dazu nutzen, gemeinsam etwas aufzubauen, statt uns ständig zu bekämpfen.“
Jackie lächelte. Wenn ihr Onkel ein wenig zu tief ins Glas geschaut hatte, bekam er immer solche Anwandlungen.
„Jetzt beginnt ein neues Kapitel“, fuhr er fort. „Valentino, Cristiano und Isabella wissen, dass sie noch zwei Brüder haben, und ich möchte unbedingt alles wieder in Ordnung bringen und gutmachen, statt mit der jetzigen Situation zufrieden zu sein.“
Lisa nickte. „Ja, das wäre gut. Ich empfinde meinen drei Töchtern gegenüber auch so. Ich habe allerdings leise Zweifel, ob wir wirklich lernen können, etwas oder alles zu ändern. Es gibt da doch einige Verletzungen, die nicht heilen können, egal, wie sehr man sich bemüht.“
Luca zuckte die Schultern. „Dennoch kann man es versuchen.“
Seine Schwester nickte und sah sich um. Normalerweise hätte Jackie sich spätestens jetzt zurückgezogen, ehe ihre Mutter sie entdeckte. Sie tat jedoch etwas völlig Untypisches. Sie kam näher und stellte sich neben ihren Onkel, der sie freundlich umarmte und auf die Wange küsste.
„Du bist so schön wie eh und je, Kleines.“
Lächelnd schüttelte sie den Kopf. „Du verstehst es, Komplimente zu machen, aber ich habe dich trotzdem gern“, scherzte sie.
„Wir haben uns gerade über unsere Familie unterhalten“, sagte er. „Wir finden, alle Nachkommen von Rosa Firenzi sollten sich endlich versöhnen. Wir müssen dafür sorgen, dass es keine Geheimnisse mehr gibt, die das Klima unter uns vergiften.“
„Ja, da kann ich dir nur zustimmen“, erwiderte sie und wandte sich dann an ihre Mutter. „Und deshalb habe ich mich entschlossen, euch etwas Wichtiges mitzuteilen.“
Obwohl Jackie tief und gut geschlafen hatte, wachte sie mit einem dumpfen Gefühl im Kopf auf. Sie stand auf und ging hinunter in die Küche, wo Scarlett, chic wie immer, schon mit einer Tasse Kaffee vor sich am Tisch saß.
„Du siehst fantastisch aus“, stellte Scarlett lächelnd fest.
Jackie ignorierte das Kompliment. „Ich habe es mamma gebeichtet“, verkündete sie.
„Wie hast du es geschafft, mit heiler Haut davonzukommen?“, fragte ihre Schwester.
„Keine Ahnung.“ Jackie schüttelte den Kopf. „Sie hat ganz anders reagiert, als ich erwartet habe. Sie ist so ruhig geblieben, dass ich mir schon Sorgen gemacht habe. Doch vielleicht steht mir das Schlimmste noch bevor.“
„Dann viel Glück.“
„Danke.“ Jackie ging hinüber zu der Kaffeemaschine. „Außerdem habe ich es Romano erzählt.“
„Wann?“
„Gestern auf der Hochzeitsfeier. Das hatte ich nicht beabsichtigt. Es war jedoch die einzige Möglichkeit, ihn davon abzuhalten … Ach, vergiss es.“
Scarlett zog die Augenbrauen hoch. „Wie interessant! Was wollte er von dir?“
„Darüber
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