Das Geheimnis der italienischen Braut
den Rest des Tages hinter sich bringen sollte, war ihr schleierhaft.
Kate lief ihr voraus auf einen freien Tisch zu, während Romano auf das dazugehörige Café zusteuerte. Dort ließ Jackie sich wenig später ziemlich unelegant auf eine Bank sinken und war froh, ihre Pumps wieder abstreifen zu können.
„Er ist in Ordnung, oder?“, stellte Kate unvermittelt fest, ohne ihre Mutter anzusehen.
„Ja“, erwiderte Jackie etwas zu wehmütig, wie sie fand.
„Ist er wirklich nicht mehr als ein guter Freund?“, wollte Kate wissen.
„Nein.“ Jackie schaute sich suchend nach Romano um, konnte ihn jedoch nicht entdecken.
„Warum nicht?“
Eigentlich hatte Jackie nicht vor, darauf zu antworten, aber sie wollte ihre Tochter nicht vor den Kopf stoßen.
„Das ist eine komplizierte Geschichte“, erklärte sie ausweichend.
Sogleich wurde ihr klar, dass sie falsch reagiert hatte, denn Kates Miene verfinsterte sich.
„Das sagst du immer.“
„Meist stimmt es ja auch, das Leben ist nun einmal kompliziert.“ Jackie seufzte.
Schweigend ließ Kate die Finger über das Muster gleiten, das jemand in das Holz geritzt hatte. Plötzlich atmete sie tief durch.
„Meine Mom … ich meine Sue … sagt immer, alles sei einfacher, als wir glauben, wir machten es uns nur selbst unnötig schwer.“
Jackie musste lächeln. Vielleicht konnten sie doch eine gemeinsame Basis finden. Sekundenlang schien Kate schockiert, doch dann verzog sie auch die Lippen zu einem leichten Lächeln.
Am liebsten hätte Jackie sich über den Tisch gebeugt und ihre Tochter umarmt. Sie befürchtete jedoch, von ihr zurückgewiesen zu werden.
Außerdem hatte Kate sich zum ersten Mal korrigiert, als sie von ihrer Mutter sprach, und den Vornamen hinzugefügt, was Jackie als ein winziges Zugeständnis auffasste. Vielleicht tat Romano ihnen beiden gut. Es wäre sicher hilfreich, wenn er und seine Tochter gut miteinander auskamen. Möglicherweise entwickelte sich doch noch alles zum Guten. An diese Hoffnung klammerte sie sich wie an einen Rettungsring.
Schließlich kam Romano mit einem Tablett voller kleiner Pappschachteln und Becher zurück und stellte es auf den Tisch. Jackie betrachtete das Ganze misstrauisch. Es sah nicht so aus, als wäre etwas für sie dabei.
„Burgers und Chips?“, fragte sie betont beiläufig.
„Ja.“
„Toll!“, rief Kate aus und bediente sich sogleich.
Jackie erinnerte sich nicht daran, wann sie das letzte Mal so etwas gegessen hatte, und sie konnte es sich nur mühsam verbeißen, es laut auszusprechen. Kate hätte dafür wahrscheinlich kein Verständnis aufgebracht.
„Möchtest du nichts?“ In Romanos Augen blitzte es sekundenlang belustigt auf.
Sie griff nach einer der Pappschachteln, und als sie sie öffnete, stieg ihr der Duft von warmem Fleisch in die Nase. Kate und Romano ließen es sich schon schmecken.
Wieder warf sie einen Blick auf das, was er mitgebracht hatte. Für Fast Food sah es eigentlich ganz akzeptabel aus. Sie nahm einen Burger. Ich werde Romano zeigen, dass ich vor ein bisschen Fleisch und Kohlehydraten nicht zurückschrecke, schoss es ihr durch den Kopf. Dann biss sie, ohne noch länger zu zögern, hinein und nahm noch einen Bissen. Das war gar nicht so schlecht.
Auf einmal merkte sie, dass er sie beobachtete.
„Was ist los?“, fragte sie mit vollem Mund.
Amüsiert schüttelte er den Kopf, ehe er ihr eine Schachtel mit Chips über den Tisch zuschob. Wieder zögerte sie sekundenlang, entschloss sich jedoch, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, und nahm sich eine Handvoll.
Damit Romano nicht glaubte, er hätte gewonnen, schob sie den Becher mit der Limonade in seine Richtung. „Irgendwo ist Schluss“, erklärte sie, konnte sich jedoch ein Lächeln nicht verbeißen, als er laut und herzlich auflachte.
Wenig später hatten sie alles aufgegessen. Sie bedauerte, dass die Pause schon zu Ende war, denn das bedeutete, dass sie jetzt wieder die Schuhe anziehen und aufstehen musste. Romano sammelte die Schachteln und Becher ein und verschwand damit. Als er nach fünf Minuten noch nicht wieder da war, sahen sich Jackie und Kate verwundert an.
„Hat ihn vielleicht ein Löwe gefressen?“, fragte Kate leicht spöttisch.
„Nein, ganz bestimmt nicht“, erwiderte Jackie belustigt. „Er kann vermutlich jedes Raubtier mit seinem Charme bezirzen und davon überzeugen, ihn ungeschoren davonkommen lassen.“
In dem Moment kam Romano mit einer Tragetüte aus Papier mit dem Aufdruck des
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