Das Geheimnis der italienischen Braut
bemühte sich, die Stimme warm und herzlich klingen zu lassen. Sie zögerte kaum merklich, ehe sie ihre Tochter umarmte. „Ich habe einen Freund mitgebracht und hoffe, du hast nichts dagegen.“ Sie blickte über die Schulter, vermochte jedoch Romano nirgends zu entdecken. Dabei hätte sie schwören können, er sei ihr gefolgt.
„Ich bin gleich wieder da“, erklärte sie nervös lächelnd und wollte sich umdrehen. Aber sie bekam gerade noch mit, dass Kate die Augen verdrehte und ihrer Mutter einen bedeutsamen Blick zuwarf.
Jackie eilte zu dem Wagen zurück, doch Romano war und blieb verschwunden. Als sie die Straße in beide Richtungen absuchte, sah sie ihn ungefähr zehn Meter entfernt vor einer Ligusterhecke stehen, in deren Anblick er versunken zu sein schien. Sie wollte ihn rufen, doch in dem Moment merkte sie, wie sehr seine Hand zitterte, mit der er sich durch das Haar und über die Augen fuhr.
Alle ihre guten Vorsätze, nicht schwach zu werden, waren vergessen. Romano weint doch nie, er kann gar nicht weinen, schoss es ihr durch den Kopf, während sie auf ihn zuging und die Hand nach ihm ausstreckte. Sein tapferes Lächeln brach ihr fast das Herz. Sie biss sich auf die Lippe und nickte ihm zu. Seinen Schmerz konnte sie verstehen, denn es war auch ihr Schmerz.
Er küsste ihr die Hand und ließ sie wieder los. Da sie hinter der Hecke verborgen waren, konnte Kate sie nicht sehen. Jeder hat seinen Stolz, sagte sich Jackie. Schließlich gingen sie zurück zu dem Wagen, wo Kate auf sie wartete. Sie sah Romano neugierig an.
„Kate, das ist Romano, ein guter Freund“, stellte Jackie ihn vor. „Er begleitet uns heute. Ist das okay für dich?“
Kate neigte den Kopf leicht zur Seite. „Klar.“
Nachdem sie eingestiegen waren, fragte sie Romano: „Bist du wirklich nur ihr Freund oder ihr Partner?“
„Nur ihr Freund“, erwiderte er mit wehmütiger Miene. „Sie lässt nicht zu, dass ich mehr für sie bin“, fügte er lächelnd hinzu.
Es war nicht gerade schmeichelhaft, was er da sagte, obwohl es dank seiner unbekümmerten Art irgendwie lustig wirkte.
„Wohin fahren wir?“, fragte Jackie, um sich an der Unterhaltung zu beteiligen.
Nach seiner Miene zu urteilen war Romano sehr zufrieden mit sich. „In den Zoo.“
„In den Zoo?“, wiederholten Jackie und Kate wie aus einem Mund.
Kate ist sechzehn und nicht mehr sechs, das wird eine Katastrophe, überlegte Jackie.
„Jeder geht gern dorthin“, erklärte er im Brustton der Überzeugung. Sie verschränkte die Arme und warf ihm einen Blick zu, der besagen sollte: „Wir werden ja sehen.“
Auf der Fahrt zurück in die City plauderte Kate unbekümmert mit ihm, was sie offenbar für sicherer hielt, als sich mit ihrer leiblichen Mutter zu unterhalten. Jackie war es recht. Sie wünschte sich, dass ihre Tochter ihn mochte und akzeptierte.
Allerdings war sie normalerweise nicht so großzügig. Wieso also jetzt?
Romano warf ihr ab und zu einen Blick über Kates Kopf hinweg zu, und das Leuchten in seinen Augen schien auszudrücken: „Ist sie nicht wunderbar? Das haben wir gut gemacht.“
Und da konnte sie ihm nur Zustimmung signalisieren.
Jackie lehnte sich an das Sicherheitsglas der Wand des Affenhauses und betrachtete ihre hochhackigen Schuhe. Was für eine dumme Idee. Schon als sie sie angezogen hatte, war ihr klar gewesen, dass ihr die Füße früher oder später schmerzen würden.
Romano und Kate hatten einen Mordsspaß und liefen eifrig von einem Tierhaus zum anderen, während sie hinterherhumpelte. Seufzend streifte sie die Stilettos von den geschwollenen Füßen und wackelte mit den Zehen.
Ein heftiges Klopfen hinter ihr ließ sie zusammenfahren und sich abrupt umdrehen und sich Auge in Auge mit einem großen Schimpansen wiederfinden, der sie mit gefletschten Zähnen beobachtete.
Prompt fingen Romano und Kate an zu lachen.
Normalerweise wäre Jackie darüber empört gewesen. Doch dieses Mal reagierte sie ganz anders. Das Lachen der beiden klang so ähnlich und so ansteckend, dass sie mit einstimmte und wieder widerwillig in ihre Schuhe schlüpfte.
„Ich bin hungrig“, erklärte Kate dann.
„Ja, ich finde auch, wir sollten etwas essen.“ Romano sah auf die Uhr, ehe er einen Blick auf Jackies Füße warf. „Vorhin habe ich im Vorbeigehen unter den Bäumen dahinten“, er wies in eine bestimmte Richtung, „Holztische mit Bänken gesehen. Setzt euch schon hin, ich hole uns inzwischen etwas.“
Jackie blickte ihn dankbar an. Wie sie
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