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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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Jade bezahlt hat. Sicher war es Wenji.«
    »Aber warum ist er dann immer noch auf der Suche nach ihr?«
    »Das kann nur heißen, dass sie nicht in seinem Besitz ist.«
    »Du meinst, dass jemand sie gestohlen hat?«
    »Genau, und zwar weder Wenji noch Morton, da er sie ja auch sucht.«
    Die beiden Freundinnen schwiegen, von Furcht ergriffen: In welche düsteren Machenschaften waren sie da geraten?
    Langsam verschwand das Tageslicht, und der Wald wurde von Schatten bevölkert. Die Natur wirkte nun bedrohlich. In der Ruhe des Sonnenuntergangs vernahm man den Atem des Elefanten und das Knacken der Büsche unter seinen Füßen. Hier und da sah man in der dichten Vegetation Steinreliefs, die massiv, schwarz und rund wie Tierrücken unter Büschen und Sträuchern auftauchten. Tam überlegte, wie sie ihr Unbehagen verscheuchen konnte. Sie machte Nina auf die Überreste aufmerksam.
    »Das sind verlassene Gräber längst verstorbener Mandarine. Sie sind in der Form einer Schildkröte gehauen, die Schildkröte ist ein Symbol für Langlebigkeit und Weisheit.«
    Ihre Stimme brach beim letzten Wort.
    »Bist du mir böse wegen des Safes?«, fügte sie flüsternd hinzu.
    »Nein«, antwortete Nina seufzend. »Ich bin nicht klüger als du. Ich frage mich, wie wir aus all dem wieder herauskommen sollen. Wenn das Geld von Wenji stammt, gehört es nicht mir. Und das heißt, dass ich nichts mehr zum Leben habe.«
    »Wir sitzen also im selben Boot«, sagte Tam und rückte näher an Nina heran, die ihr den Arm um die Schultern legte. Es tat gut, sich zu zweit zu fühlen.
    Die Dunkelheit würde bald über den Wald hereinbrechen, über die Hügel, über Hué. Eine Stadt, in der es Menschen gab, die sich fragten, wovon sie am nächsten Tag ihr Essen kaufen sollten. Und in der andere zehntausend Piaster für eine kleine Madonnenfigur bezahlten – Menschen, die zu allem bereit waren. Vielleicht sogar zu einem Mord.
    Der Elefant blieb stehen. Er war an der Anlegestelle am Fluss der Düfte angekommen, wohin er die beiden Mädchen bringen sollte.
    Als der Soldat sich mit seinem Tier entfernt hatte, waren Tam und Nina wieder ganz allein. Die untergehende Sonne brachte Himmel und Wasser zum Glühen, doch sie waren nicht in der Stimmung, die Landschaft zu bewundern. Stattdessen fragten sie sich, wie sie den Fluss überqueren sollten.
    »Es ist weit und breit kein Sampan zu sehen!«, sagte Nina bestürzt. »Wir sind zu lange bei der Königin geblieben«, jammerte Tam. »Es ist spät, die Schiffer haben ihren Betrieb bereits eingestellt.«
    »Wir können wohl kaum auf die andere Seite schwimmen.«
    »Unmöglich ist es nicht, die Jungen aus meiner Schule tun es.«
    »Jungen lieben diese Art von Herausforderung. Aber wir Mädchen benutzen eher unseren Kopf als unsere Arme.«
    »Vor allem, wenn man an die Wasserschlangen denkt!«
    Nina wandte sich entschlossen vom Fluss ab und erforschte das Ufer.
    »Sieh mal, dort hinten, die Hütten. Da müssten doch auch Menschen sein, oder?«
    Etwa hundert Meter vom Anlegesteg entfernt standen in der Tat einige Häuser aus Bambus um einen kleinen Platz aus gestampfter Erde herum.
    »Ja, dort leben Fischer«, stimmte Tam zu. »Sie müssen irgendwo ihre Sampans festgebunden haben. Oder zumindest Korb-Schiffe.« Nina erinnerte sich an die kleinen, runden Kähne, die sie entlang des Flusses gesehen hatte. Sie hatten die Wahl: entweder eine Fahrt in einem dieser kleinen, runden Nussschalen – oder schwimmen. Doch als sie bei den Hütten ankamen, war der Platz menschenleer. Auch in den Hütten war niemand.
    »Es sieht so aus, als wären sie gerade erst verlassen worden«, wunderte sich Tam und schaute nachdenklich auf eine noch glühende Feuerstelle. »Ich verstehe das nicht.«
    Genau in diesem Moment erhob sich aus dem Wald hinter ihnen ein furchtbares Gebrüll.
    »Hölle und Verwesung!«, rief Nina. »Was ist das? Der Geist von Tu Dûc?«
    Das Gebrüll begann von Neuem und wurde dann zu einem Geheul, einem furchtbar klingenden Schmerzensgeheul.
    »Nein«, korrigierte Tam mit blasser Stimme. »Das klingt eher nach einem Tier, das von einem anderen angegriffen wird.«
    Nina wollte lieber nicht weiter nachfragen.
    »Ein Tier? Angegriffen?«
    Sie musterte Tam mit besorgtem Blick.
    Nach dem Schmerzensgeheul ertönte wieder lautes Gebrüll. Der Ton war tief und rau – ein Tier, das solche Laute von sich gab, musste riesig sein.
    Nina spürte, wie sich ihr Magen zusammenzog wie ein Schwamm, den man auswringt.
    »Sag nichts«,

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