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Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jadefigur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christel Mouchard
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verschwunden. Sie wollte nur noch eines: Nina in ihren Armen halten, sich an ihrer Seite allen Widrigkeiten entgegenstellen. »Wenn wir uns gegenseitig helfen, können wir es schaffen.«
    Tam schniefte. Woher kam plötzlich dieser seltsame Geruch?
    Ein feuchter Geruch nach Keller, der vom Eingang der Villa Henriette kam. Dann hörte sie Schritte. Tam wagte einen Blick durch die Tür; ein graues Kleid zeichnete sich im Flurlicht ab. Madame Morton konnte sie nicht sehen, denn sie befand sich im Halbschatten, verborgen von der halb geöffneten Tür, doch in einer Sekunde wäre sie hier im Zimmer!

Ninas Plan
    In der modrigen Gruft herrschte eisige Stille.
    Paul d’Armand und Nina hockten dicht an der Mauer. Professor Morton stand mit dem Rücken an die Metalltür gelehnt, hatte die Arme verschränkt und wartete auf die Rückkehr seiner Frau. Vielleicht würde Madame Morton in eben diesem Moment die Madonna aus Jade als Jungfrau Maria angemalt finden. Man musste nur warten, dachte der dicke Mann mit dem Gesicht eines Büffels. In seiner Hand glänzte der Dolch. Er war jetzt deutlich zu sehen: ein antiker Dolch mit zwei Klingen, dessen Griff in der Form einer Frauenbüste gestaltet war.
    ›Eine unzureichende Waffe‹, sagte sich Paul d’Armand. ›Wahrscheinlich hatte er nichts Besseres, und eine Pistole oder ein Gewehr wären hier nicht angebracht. Den Lärm würde man bis zum Pavillon hören, außerdem ist ein würdevoller Archäologe ja kein Gauner. Er besitzt kein Schnappmesser. Er hat das genommen, was er bei sich zu Hause fand: ein Museumsstück.‹
    Vater und Tochter schwiegen und waren unabhängig voneinander damit beschäftigt, sich ihre Chancen auszurechnen: Morton war allein, sie zu zweit. Sicher, der Mann war bewaffnet und breit wie ein Ochse, doch er war gezwungen, stehen zu bleiben, um seine Gefangenen besser überwachen zu können, und das ermüdete ihn. Seine Konzentration würde bald nachlassen. ›Für ihn zähle ich gar nicht‹, dachte Nina. Er sieht in mir ein Mädchen, das sofort anfängt zu schreien, sobald er seinen Theater-Dolch hebt. Also achtet er nur auf Papa. Das ist unsere Chance.‹
    Paul d’Armand hatte keine Ahnung von den Gedanken, die seine Tochter sich machte. Dementsprechend überrascht war er, als Nina sich erhob, um sich vor Morton aufzubauen.
    Aus ihrer Perspektive sah sie die breiten, haarigen Nasenlöcher des Scheusals, darunter seinen ordentlich gewachsten Schnauzbart.
    »Wissen Sie eigentlich, dass die Nasenlöcher eines Elefanten sauberer sind als Ihre?«, fragte Nina und schaute dem Professor provozierend in die Augen.
    »Setz dich hin«, brummte dieser.
    »Sie haben mir keine Befehle zu erteilen. Sie sind nicht mein Vater.«
    »Nein, aber ich habe eine Waffe.«
    »Das stimmt, aber Sie sind zu fett, um sich ihrer zu bedienen.«
    Nina sah, wie sich die Nasenlöcher des bärtigen Rindviehs röteten. Die Wut stieg ihm in die Nase, im wahrsten Sinne des Wortes. Sie musste weitermachen, die Taktik war gut.
    »Ich bin sicher, dass Sie Ihren Pimmel nicht sehen können, so dick sind Sie.«
    »Du kleine, dreckige …«, brüllte Morton. Dann nahm er sich zusammen und fügte mit vorgetäuschter Ruhe hinzu: »Was dir fehlt, sind ein paar ordentliche Peitschenhiebe!«
    »Versuchen Sie es doch!«
    Paul d’Armand hörte bestürzt zu. Wie konnte seine Tochter sich nur so unreif verhalten? Er beobachtete sie: ihr Gesicht, das sie dem rötlichen Antlitz Mortons entgegenstreckte, ihre provozierende Haltung, ihren Körper, der jederzeit bereit schien, ihr Gegenüber anzuspringen. Wie groß sie geworden war! Sie war kein kleines Mädchen mehr. Sie war zwar noch nicht erwachsen, aber doch schon fast eine Frau. Und plötzlich begriff er. Nina hatte einen Plan. Und er blieb einfach dumm da sitzen und schaute seiner Tochter zu, wie sie versuchte, den Feind in Wallungen zu bringen. Er stand auf, als wollte er sich die Beine vertreten. Nina hatte den Blick auf einen Punkt am Boden gesenkt, den Morton wegen seines Bauches tatsächlich nicht sehen konnte.
    »Ihre Füße sind zu klein«, lachte sie hämisch. »Mit Füßen wie ein Windhund und einem Bauch wie ein Elefant kann man nicht kämpfen.«
    Das war zu viel! Jetzt verlor Professor Morton endgültig seine Beherrschung. Er warf die Arme nach vorn, um Nina zu packen. Doch Nina war zu sehr auf der Hut, als dass der Angriff eine Überraschung gewesen wäre. Mit einem Satz sprang sie zur Seite und brach in Gelächter aus. Durch das Ausweichen verlor

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