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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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jungen Männer standen schweigend und guckten in den Brand. Es war klar, das Gebäude war nicht zu retten, es würde gänzlich niederbrennen.
    Fandorin sah, dass der Wachtmeister auf allen vieren im Schnee wühlte. Er fand etwas, führte es zu den Augen.
    Fandorin trat unauffällig zu ihm.
    »Feuerstahl«, meldete Odinzow halblaut. »Und Zunder, angekohlt. Wer von denen mag’s gewesen sein?«
    Er bohrte den Blick in die Dörfler.
    »Schlecht suchst du«, sagte Fandorin und machte einen Schritt zur Seite. »Dabei bist du P-Polizist.«
    Er scharrte den Schnee weg und fand einen schweren Gegenstand, der im Schein der Flammen matt blinkte.
    Es war ein massives Eisenkreuz an einer Kette, an der ein Glied sich gelöst hatte.
     
    Der rasende Satan
     
    Am frühen Morgen, wie vorgesehen, ging es weiter.
    Die Verluste nach dem nächtlichen Brand waren nicht gar so schlimm. Zum Glück war das ganze Gepäck in den Schlitten geblieben und hatte darum keinen Schaden genommen. Nur ein paar Kleidungsstücke waren verbrannt, da der eine und andere in Unterzeug ins Freie gesprungen war, doch das war ersetzbar. Den schlimmsten Verlust hatte Diakon Warnawa erlitten – Kappe und Leibrock, und nun besaß er nichts mehr zum Umziehen. Aber Kryshow gab ihm seine Reserve-Filzstiefel, Kochanowski einen Strickpullover, Jewpatjew einen Halbpelz, und um den Kopf wand der Brandgeschädigte ein Wolltuch wie ein Pirat und sah in diesem Putz geradezu malerisch aus.
    Die wie durch ein Wunder gerettete Kirilla wurde mitgenommen, sie wollte auch flussaufwärts. Jewpatjew bat sie ehrerbietig inseinen Schlitten; Polkaschka wurde in eine Decke gewickelt und neben den Kutscher gesetzt.
    Dann brach man auf.
    Diesmal lief Fandorin nicht nebenher, er setzte sich zu Odinzow in den Schlitten. Es gab was zu bereden.
    Als die Karawane sich auf dem Eis zu einem gemächlichen Tausendfüßler auseinanderzog, begann im hintersten Gefährt ein ernsthaftes Gespräch, das für fremde Ohren kaum verständlich gewesen wäre.
    »Das war’s dann«, sagte der Polizist, der zu Jewpatjews Schlittenkutsche vor ihnen einigen Abstand hielt.
    »Wirklich?,« sagte Fandorin nachdenklich.
    »Etwa nicht? Wer hat denn gezündelt?«
    »Er.«
    »Wozu, das ist klar. Er wollte uns Antichristen vernichten. Damit die Altgläubigen nicht gezählt zu werden brauchen. Hü, Schrat, beweg dich!«, rief der Wachtmeister seinem Pferdchen zu, das noch nicht recht wollte. »Haben Sie gehört, was er zu dem Doktor gesagt hat? ›Ich weiß es jetzt‹, hat er gesagt, ›ich weiß, wie man mit euch Nattern umzugehen hat …‹ Dieser rasende Satan! Zieht durch die Dörfer, wiegelt das Volk auf.«
    Odinzow blickte Fandorin an und sah ihn sorgenvoll die Stirn runzeln.
    »Ist es nicht so?«
    »Doch doch, schon … Aber noch ist nicht alles klar. Wie konnte der Gottesnarr vor uns im Paradies sein? Erstens. Er wollte die Fremdlinge v-verbrennen, begreiflich, aber Kirilla und das Mädchen – wofür? Zweitens. Und schließlich das Schwierigste: Wo finden wir jetzt diesen P-Provokateur?«
    »Ach, Erast Petrowitsch, das ist doch ganz einfach.« Der Polizist lachte gönnerhaft. »Dass Lawrenti vor uns dort war ist nicht erstaunlich. Wir sind ja auf dem Fluss gefahren, mit all seinen Windungen,und er hat den geraden Weg genommen, durch den Wald. Wer sich auskennt, verirrt sich nicht. Und dass er die Frau und das Mädchen nicht geschont hat – er ist eben wie ein tollwütiger Hund. Böse, wahnsinnig und obendrein neidisch. Haben Sie gesehen, wie es ihn krumm gezogen hat, als alle Kirilla zuhörten? Das konnte er nicht ertragen. Und was Ihre dritte Frage betrifft, sage ich: Der Übeltäter ist in den Dörfern am Oberlauf. Dorthin ist er gelaufen, bestimmt. Und er wird verrücktspielen, einschüchtern, schwache Seelen ins Grab treiben. Wir müssen ihn unbedingt abfangen, bevor er noch Schlimmeres anrichtet. Und wenn wir ihn haben, führen wir ihn in allen Dörfern am Fluss den Leuten vor. Schaut her, ihr Blödiane, was für einem Satan ihr geglaubt habt, freut euch am Anblick dieser Missgeburt, die ihr euch als Lehrer genommen habt.«
    »Werden sie’s denn g-glauben?«
    »Wenn wir ihn auf frischer Tat ertappen und Zeugen dabei haben aus der Bevölkerung, bleibt ihnen nichts anderes übrig. Aber wieso fährt Kryshow so langsam, diese Schlafmütze? Wir sind doch in Eile!«
    »Ich sag B-Bescheid.«
    Fandorin sprang aufs Eis und lief zu dem vorderen Schlitten.
    Nachdem Kryshow den Grund für die Eile erfahren

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