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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Akunin
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danach, warf einen kurzen Blick darauf und gab es Fandorin.
    »Die gleiche Handschrift.«
    Auch Fandorin erkannte Schrift und Text:
»Eure neue Verordnung nebst Stammregister entfremden uns vom wahren christlichen Glauben und führen uns zur Verleugnung des Vaterlands, unser Vaterland aber ist Christus …«
Und weiter, Wort für Wort das gleiche, bis zum Abschluss:
»Euren neuen Gesetzen können wir niemals gehorsam sein, darum wünschen wir lieber für Christum zu sterben.«
    Er fasste den Boten an der Schulter. »Habt ihr sie retten können?«
    »Ach, woher denn! Erstickt sind sie. Haben sich wohl schon in der Nacht, gleich nach dem Brand, ins Grab gelegt …«
    Odinzow packte den Bauern an der Brust.
    »Lawrenti, der Gottesnarr, ist der abends noch durch die Häuser gegangen?«
    Der Bauer glotzte verständnislos in das verzerrte Gesicht des Polizisten.
    »Ja doch, Almosen sammeln.«
    »War er auch bei den Ljapunows?«
    »Ja, Marja freut sich immer über fromme Leute … hat sich gefreut«, fügte der Bauer hinzu, und seine runzligen Wangen zitterten – gleich würde er weinen.
    Der Polizist knirschte mit den Zähnen.
    »Dieser Giftwurm! Hat zugeschlagen! Ich kenne die Ljapunows. Nikita war so ein Stiller, ein Pantoffelheld. Im Haus hatte Marja die Hosen an, sie war eine ganz Fromme. Ach, auch die Kinderchen haben sie nicht verschont!« Er drehte sich um, lief zum Schlitten. »Steigen Sie ein, Erast Petrowitsch, wir fahren zurück.«
    Aber Fandorin rührte sich nicht vom Fleck.
    »Fahr a-allein! Ich habe im Paradies nichts zu tun.«
    »Wieso nicht?« Odinzow war stehen geblieben. »Wir müssen doch ermitteln, oder? Womöglich find ich nichts, wenn Sie nicht helfen.«
    »Ermitteln können wir später. Jetzt müssen wir Menschen retten.«
    Alle außer Kirilla und dem Mädchen, die im Schlitten geblieben waren, umstanden die beiden, aber den Sinn des Streits begriffen sie nicht. Nur Kryshow, dem Fandorin vorhin erklärt hatte, warum Eile geboten sei, hörte ohne Verwunderung zu.
    »Ohne Sie komme ich nicht zurecht, Kryshow«, sagte Fandorin. »Fahren Sie weiter?« Kryshow nickte schweigend. »Ihr Pferd, schafft es drei Männer? Mein Diener muss ja mit. Er und ich können uns abwechseln.«
    »Wovon ist die Rede?«, fragte Jewpatjew. »Was ist mit Lawrenti?«
    Die Reisegefährten mussten über den Brandstifter aufgeklärt werden.
    »Der Mann ist sehr gefährlich, er schreckt vor nichts zurück. Letzte Nacht hätten wir alle draufgehen können. Fahren Sie mit dem Wachtmeister zurück ins Dorf, H-Herrschaften. Dort wird sich Lawrenti bestimmt nicht mehr zeigen«, schloss Fandorin. »Jetzt ist nicht die Zeit für Zählungen und erst recht nicht« – er wandte sich Vater Vikenti zu – »für geistliche Besuchsfahrten. Wenn wir den Verbrecher unschädlich gemacht haben, dann soviel Sie w-wollen.«
    Nach dem Brand kam es niemandem in den Sinn, dem »Touristen« aus der Hauptstadt das Entscheidungsrecht abzusprechen.
    Jewpatjew sagte: »Richtig. Kehren Sie um, Herrschaften. Ich fahre mit Ihnen, Erast Petrowitsch. Einer muss schließlich den Bauern den Kopf zurechtsetzen, oder? Auf Sie wird keiner hören, Sie sind für die ein Fremder.«
    »Na, den Kopf zurechtsetzen, das fällt eher in mein Gebiet«, bemerkte Scheschulin. »Besonders wenn wir den Gottesnarren finden. Ein klassischer Fall von paranoider Megalomanie mit stark ausgeprägter destruktiv-suizidaler Komponente. Sie werden ja bemerkt haben, dass ich mich auf solche Leute verstehe.«
    Vater Vikenti bekreuzigte sich und sprach gewichtig: »Wann soll ein geistlicher Hirte bei seinen Schäfchen sein, wenn nicht in der Stunde der Prüfungen? Herr Kusnezow, ich möchte Sie begleiten. Mehr noch, ich bin dazu verpflichtet.«
    Und selbst Aloisi Kochanowski wollte nicht zurückstehen.
    »Erast Petrowitsch, ich habe dem Semstwo den Eid abgelegt, meine Pflichten getreulich zu erfüllen, ohne Ansehen der Person und ohne vor Hindernissen zurückzuweichen«, erklärte der Statistiker und nahm Haltung an. »Und es kränkt mich ein wenig, dass Sie glauben konnten, ich als Absolvent der Petersburger Universität würde aus Angst vor der Gefahr …«
    »Ach was!«, unterbrach Odinzow das Gestammel und schleuderte seine schwarze Persianermütze zu Boden. »Ich fahr auch mit! Soll der Polizeichef mit dem Untersuchungsführer die Leichen ausbuddeln, ich will Lebende retten.«
    Jewpatjew beendete die Diskussion.
    »Also fahren wir weiter wie bisher. Aber denken Sie daran,

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