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Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen

Titel: Das Geheimnis der Jadekette - Fandorin ermittelt Kriminalerzaehlungen
Autoren: Boris Akunin
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die Profis nicht erpicht. Die Einbrecher haben den Besitzer umgebracht und irgendwelchen Trödel mitgenommen.«
    »Ich habe Prjachin sehr gut gekannt!«, unterbrach Chruzki den General erregt. »Ich war oft bei ihm. Er hat von opiumsüchtigen Chinesen alle möglichen Sächelchen aufgekauft und für mich aufgehoben. Größtenteils wirklich Plunder, aber manchmal war auch was Interessantes dabei. Hören Sie, Erast Petrowitsch, vor drei Tagen wurde der Laden schon mal überfallen. Am späten Abend, als nur noch der Gehilfe da war. Er bekam einen Schlag auf den Hinterkopf und verlor das Bewusstsein. Dann haben die Gauner alles durchwühlt und sind gegangen, ohne etwas mitzunehmen. Wie finden Sie das?«
    »Recht merkwürdig«, gab Fandorin zu, während er mit einem Auge sah, dass Mademoiselle Nemtschinowa sich den Plaudernden bis auf ein paar Meter genähert hatte und unschlüssig stehenblieb.
    Eine äußerst besorgte Miene aufsetzend, wandte sich der Hofratdem Grafen zu und fragte: »Die haben wirklich nichts mitgenommen?«
    »Prjachin hat mir erzählt, dass sie das Unterste zu oberst gekehrt, aber nur eine große bunte Fayencevase mitgenommen haben, die höchstens fünf Rubel wert ist. Das japanische Netsuke aus Achat, die größte Kostbarkeit, haben sie nicht angerührt. Darüber hat sich der Ärmste noch so gefreut!«
    »Wurde diesmal etwas gestohlen?«
    »Ich habe mit Nikifor gesprochen, das ist der Gehilfe«, teilte Chruzki mit. »Die Strolche haben wieder den ganzen Laden durchwühlt, sogar die Bodenbretter herausgerissen, aber nur ein paar billige Hongkong-Tücher und eine arabische Messingpfeife mitgenommen. Nein, meine Herren, da steckt etwas anderes dahinter. Ich versichere Ihnen, die Mörder haben etwas Bestimmtes gesucht!«
    Fandorin hob verwundert die Brauen.
    »Wie kommen Sie darauf, dass es mehrere waren?«
    »Die Polizei nimmt es an«, antwortete Baranow für den Grafen. »Eine solche Verwüstung kann einer allein kaum anrichten. Höchstens in einer extremen Raserei. Der arme Händler wurde mit dem Beil fast in Stücke gehackt.«
    »Die Geschichte ist in der Tat m-merkwürdig.« Von hinten waren leichte Schritte und das Rascheln eines Spitzenkleides zu hören, weshalb Fandorin noch einen Schritt auf den General zutrat, als wolle er ihm eine höchst wichtige Mitteilung machen. »Zwei Überfälle auf einen bescheidenen Laden, noch dazu mit allen Anzeichen einer Durchsuchung. Das sieht nicht nach einem gewöhnlichen Raubüberfall im Suff aus.«
    »Finden Sie?«, Baranow war es gewohnt, die Schlußfolgerungen des Beamten für Sonderaufträge sehr ernstzunehmen, und schlug darum vor: »Vielleicht sollte man den Fall der Kriminalpolizei übergeben?«
    »Das ist vorerst nicht nötig. Ich schaue mir morgen früh den T-Tatort an. Dann sehen wir weiter. Wer ist dort Reviervorsteher? Nebaba?«
    »Ja, Makar Nebaba 2 .« Der General schmunzelte. »Komischer Name. Wie ein Weib sieht er wirklich nicht aus. Vor seinen pudschweren Fäusten zittern alle Clochards von Sucharewka. Natürlich ein Halunke, aber er hält Ordnung.«
    Da fiel der Blick Seiner Exzellenz auf etwas hinter Fandorins Rücken, sein Gesicht nahm einen zuckersüßen gerührten Ausdruck an, der gezwirbelte Schnurrbart bauschte sich galant, woraus zu schließen war, daß Peggy zum Sturm ansetzte.
    Fandorin hörte ein leises Klacken, begleitet von einem melodischen »Ach!« Mit einem schicksalsergebenen Seufzer drehte er sich um und hob den heruntergefallenen Fächer auf. Die Quadrille war nicht zu umgehen.
     
    2
     
    »Um wie viel Uhr ist das passiert?«, fragte Fandorin, hockte sich hin und untersuchte aufmerksam das Türschloss.
    »So zwischen neun und zehn Uhr abends«, rapportierte der in ganz Sucharewka bekannte Reviervorsteher Makar Nilowitsch Nebaba, ein muskulöser Mann mit langen Armen und derbem, finsterem Gesicht. »Der Laden hatte schon zu, aber der Besitzer war noch zugange. Wahrscheinlich hat er seine Einnahmen gezählt. Der da war nicht im Laden.«
    Der Polizist deutete mit dem Kopf auf den Gehilfen Nikifor Nilowitsch Kljujew, ein krummes und nervöses Männlein um die vierzig. Dessen Kopf war mit einem nicht sehr sauberen Lappen umwickelt – bei dem vorigen Überfall hatte er einen mächtigen Schlag auf den Schädel bekommen.
    »Danach hab ich lange flach gelegen«, klagte der Gehilfe. »Und auch jetzt noch taumle ich hin und her. Der Feldscher hat gesagt, ein himmlisches Wunder, dass meine Schädeldecke nicht in zwei Hälften zersprungen
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