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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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einem Brötchen, schnitt es auf und beschmierte es mit
Butter. Eine weitere Kanne Kaffee wurde hereingetragen. Viktoria
wurde bewusst, wie selten es in letzter Zeit vorkam, dass sie
gemeinsam mit beiden Eltern frühstückte. Ihr Vater
verschwand regelmäßig am Nachmittag und kehrte erst im
Laufe des nächsten Tages zurück. Früher war er öfter
zuhause gewesen.
         »Vielleicht
sollten Sie mit Herrn Behm, dem Geschäftsführer, reden«,
wandte ihre Mutter sich nochmals an die Zeitung. »Etwas scheint
nicht in Ordnung zu sein.«
         Nun
sank die Zeitung auf den Tisch und gab das Gesicht von Viktorias
Vater frei. Dunkle Schatten lagen unter von Schwellungen
verkleinerten Augen. Warum sah er plötzlich so verlebt aus?
         »In
den letzten Jahren, meine liebe Amalia, lief es mit der Wirtschaft
nicht zum Besten«, meinte er leise. »Das hat natürlich
Folgen. Händler und Verkäufer werden misstrauisch. Damit
müssen wir alle uns arrangieren, auch Sie, verehrte Gemahlin.«
         Viktoria
lächelte ihrem Vater aufmunternd zu. Sie wusste, wie schwer es
war, ihre Mutter zur Einsicht zu bewegen.
         »Trotzdem
würde ich ein Gespräch mit Herrn Behm vorschlagen«,
beharrte Amalia Virchow auch schon. »Warum soll die
angesehenste Reederei Hamburgs auf einmal nicht mehr kreditwürdig
sein?«
         Viktoria
hörte ihren Vater seufzen.
         »Wir
sind nicht die angesehenste Reederei, nur eine recht angesehene. Für
uns gelten deshalb nicht besondere Regeln.«
         Viktoria
war völlig fassungslos, als ihre Mutter mit der Hand auf den
Tisch schlug. Derartige Gefühlsausbrüche passten nicht zu
ihr.
         »Diese
Reederei könnte die angesehenste Hamburgs sein, wenn jemand sich
darum kümmern würde, dass alles ordnungsgemäß
abläuft. Wir besitzen zahlreiche, modern ausgestattete
Dampfschiffe und könnten neue Märkte erschließen,
nicht nur Baumwolle aus Amerika und Kaffee oder Gewürze aus den
afrikanischen Kolonien importieren. Doch stattdessen werden Leute
nach China geschickt, um Kunstgegenstände zu kaufen.«
         Das
Gesicht des Herrn Virchow verzog sich gequält. Er hasste
Streitereien und beendete sie allgemein dadurch, dass er den Raum
verließ. Viktoria hörte auch schon, wie er den Stuhl
zurückschob. Sie legte die Hand auf seinen Arm, um ihn
zurückzuhalten. In letzter Zeit hatte sie so selten Gelegenheit
gehabt, ihren Vater zu sehen.
         »Diese
Kunstgegenstände, die Vater nach Hamburg hat bringen lassen,
sind sicher auch einiges wert«, wandte sie sich sogleich an
ihre Mutter. »Sie können gewinnbringend verkauft werden,
falls es notwendig sein sollte.«
         Amalia
Virchow schüttelte seufzend den Kopf. Ihre Wut war verraucht und
so ging sie wieder dazu über, die Unannehmlichkeiten des Lebens
mit resignierter Bitterkeit hinzunehmen.
         »Als
ob es nicht lukrativere Geschäfte gäbe«, murmelte sie
in ihre Kaffeetasse. Ihr Mann griff wieder nach der schützenden
Zeitung, doch bevor er ganz hinter ihr verschwunden war, wandte er
sich noch kurz an seine übel gelaunte Gemahlin.
         »Um
das einschätzen zu können, muss man etwas von Kunst
verstehen. Ihnen fehlt dieses Verständnis. Zum Glück hat
unsere Tochter es von mir geerbt«, meinte er völlig ruhig.
Viktoria spürte, wie ihre Mutter kurz zusammenzuckte. Dann
begann sie, mit langsamen, ruhigen Bewegungen Marmelade auf ihrem
Brötchen zu verteilen.
         Das
Gespräch war beendet.
         »Kannst
du mir auch die anderen Dinge zeigen, die du aus China bekommen
hast?«, wandte Viktoria sich nach einer Weile an ihren Vater.
Das eisige Schweigen war unangenehm, doch sie kannte ihre Eltern
nicht anders. Sie hatte nur gesprochen, weil sie die Kunstwerke aus
China wirklich sehen wollte, und störte sich auch nicht an dem
Kopfschütteln ihrer Mutter, der es nicht gefiel, wenn sie ihren
Vater duzte.
         »Gern,
mein Kind. Sobald das Frühstück beendet ist.«
         Die
Zeitung war wieder kurz gesunken und Viktoria erhielt einen warmen
Blick von ihrem Vater, der sie mit dem unerfreulichen Beginn des
Tages versöhnte. Ihre Mutter hatte sie bereits vergessen. Sie
überlegte nur, dass sie gegen Mittag mit Anton ausreiten wollte.
Wieder einmal hatte sie Sophies Teilnahme an dem Ausflug
vorgetäuscht. Doch bald schon würde das Frühstück
abgetragen werden und so blieb ihr noch genug Zeit, um sich von ihrem
Vater Kunstwerke zeigen zu lassen und dann ihr Reitgewand anzuziehen.
Sie

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