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Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition)

Titel: Das Geheimnis der Jaderinge: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tereza Vanek
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vermochte sie nicht allein ihr Korsett zu schnüren, aber
sich ohne Magdas Hilfe umzuziehen, dazu war sie durchaus in der Lage.
Leise summte sie ein Lied von Schubert, während sie den Knoten
ihres Haares löste, um es vor dem Spiegel durchzubürsten.
Viktoria hatte niemals etwas Besonderes an ihrem Aussehen feststellen
können. Rotblondes Haar, blaue Augen, helle Haut, die zu
lästigen Sommersprossen neigte. Ein leidlich hübsches
junges Mädchen mit weichen Wangen und Stupsnase, wie es auf
Hamburgs Straßen zuhauf herumlief. Nur ihr Name und ihre teure
Kleidung hoben sie aus der Masse hervor, nichts daran war ihr eigener
Verdienst. Doch heute hatte sie am Alsterufer einen Mann bezaubert,
von dem zahllose Frauen schwärmten. Sie spürte, wie das
Glücksgefühl durch ihre Adern floss, obwohl ihr Rausch
endgültig verklungen war. Am liebsten hätte sie die nächste
Flasche Champagner geöffnet, aber dann kam ihr eine bessere
Idee, wie sie diesen Tag feiern konnte.
         Als
ihre Zofe mit einem Tablett eintrat, saß Viktoria bereits
fertig angezogen und frisch frisiert auf ihrem Sofa. Genüsslich
biss sie in ihr Käsebrot und leerte ein Glas frischer
Zitronenlimonade.
         »Weißt
du, Magda«, meinte sie kauend, denn ihre Mutter war nicht hier,
um sie zu ermahnen, dass sie beim Essen nicht reden sollte. »Ich
wollte dir auch noch eines meiner Kleider für deine Hochzeit
schenken. Das aus der blauen Seide zum Beispiel. Da würde die
Familie deines Bräutigams doch Augen machen.«
         Ein
Lächeln huschte über Magdas Gesicht. Ihre zukünftigen
Schwiegereltern waren nicht begeistert, dass sie ein gewöhnliches
Dienstmädchen war. In diesem Kleid hätte sie tatsächlich
Eindruck gemacht.
         »Aber
das geht nicht, weil meine Mutter mir soeben verboten hat, meine
eigenen Sachen an Bedienstete weiterzureichen«, fuhr Viktoria
fort.
         Magdas
Kopf senkte sich zu einem schicksalsergebenen Nicken. Falls sie
enttäuscht war, wagte sie es nicht zu zeigen.
         »Und
aus diesem Grund«, redete Viktoria sogleich weiter. »Um
dieses Verbot nicht zu missachten, sollten wir beide heute noch
aufbrechen, um dir ein nagelneues Kleid zu kaufen. Das wäre doch
eine gute Idee, findest du nicht?«
         Magdas
Augen, deren Blau noch strahlender war als bei Viktoria, weiteten
sich ungläubig.
         »Aber
… aber das geht nicht. Das ist unmöglich«,
stammelte sie. Viktoria sprang auf und ergriff ihr Ridikül.
         »Natürlich
ist es möglich. Wir brechen gleich auf und fahren zu Herrn
Behrens, meinem Schneider. Sag dem Kutscher, dass er anspannen soll.
Dann sind wir bis zum Abendessen rechtzeitig zurück.«
         Zunächst
stand Magda ratlos herum, doch als Viktoria in ein paar
Schnallenschuhe schlüpfte und einen mit Blumen geschmückten
Strohhut aus dem Schrank holte, wurde ihr klar, dass es der jungen
Dame ernst war. Sie huschte hinaus, um Viktoria bald darauf
mitzuteilen, dass sie losfahren konnten.
         Sie
schlichen die Stufen hinab. Amalia Virchow litt häufig an
Migräne und dämmerte dann hinter zugezogenen Vorhängen
vor sich hin, was es erleichterte, ihrer Kontrolle zu entkommen.
Viktorias Vater war wieder einmal unterwegs. Sie schaute aus dem
Kutschfenster, genoss den vertrauten Anblick des bunten Treibens der
Stadt, die sie durchquerten, bis sie endlich am noblen Jungfernstieg
zum Stillstand kamen. Dort befand sich schräg gegenüber vom
Alsterpavillon Behrens Modesalon, eine der vornehmsten Adressen der
Stadt. Viktoria wurde beim Anblick des Schaufensters bewusst, dass
sie in ihrem Lieblingskleid zu schlicht aussah, um in dieses edle
Geschäft zu passen, aber das störte sie nicht weiter.
Schließlich gehörte sie zu den besten Kundinnen. Allein
ihr dort bestelltes Hochzeitskleid würde ein Vermögen
kosten. Sie ließ die Tür aufschwingen und wurde von
Fräulein Michels, der ranghöchsten Verkäuferin, mit
einem freudigen Lächeln begrüßt.
         »Wie
geht es Ihnen, Fräulein Virchow?«
         Viktoria
brachte das höfliche Geplänkel pflichtbewusst hinter sich.
Drei weitere Mädchen waren herbeigeeilt, rückten ihr einen
Stuhl zurecht und brachten Kaffee.
         »Ich
brauche nochmals ein Hochzeitskleid«, wandte sie sich an
Fräulein Michels, auf deren Gesicht ein ratloses Stirnrunzeln
erschien.
         »Diesmal
geht es nicht um mich, sondern um meine Zofe, Fräulein Magda
Skerpov. Sie wird demnächst einen Angestellten meines Vaters
heiraten«, löste

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