Das Geheimnis der MacKenzies
geblieben.“
Mackenzie lächelte. Caroline konnte es nur aus dem Augenwinkel sehen, aber die Reaktion, die sie die ganze Zeit über zurückgedrängt hatte, erfolgte prompt: Ihr wurde abwechselnd heiß und kalt. Schauer jagten ihr über den Rücken, und ihre Haut schien plötzlich zu brennen.
„Könnten Sie in einer halben Stunde in mein Büro kommen, Dr. Evans?“, fragte der Colonel jetzt. Caroline verabscheute es, wie er etwas als Frage formulierte, wenn es dem Ton nach eindeutig ein Befehl war.
Mit einem strahlenden Lächeln drehte sie sich zu ihm. „Wenn Sie darauf bestehen, Colonel.“
An dem Funkeln in seinen Augen erkannte sie deutlich, dass er wusste, sie hatte ihn dazu gezwungen, den Befehl offen auszusprechen. Aber er zögerte auch nicht. „Ja, ich bestehe darauf.“
„Dann also in einer halben Stunde.“
Als das Laserteam gemeinsam zum eigenen Arbeitsbereich zurückging, trat Adrian an Carolines Seite. „Cleverer Zug“, sagte er feindselig. „Sich direkt beim Oberboss einschmeicheln. Dann ist es ja egal, wenn man Fehler im Job macht.“
Sie hielt den Blick starr geradeaus gerichtet. „Ich mache keine Fehler in meinem Job.“ Jedes Wort, das eine mögliche Beziehung zu Mackenzie bestreiten würde, wäre sinnlos, also versuchte sie es erst gar nicht.
Cal blickte über die Schulter zurück, sah Adrian neben Caroline hergehen und verlangsamte seinen Schritt, bis sie zu ihm aufgeholt hatten. „Kompliziert wird’s erst, wenn wir mit den beweglichen Zielen anfangen. Allerdings gibt’s bisher keine Probleme mit dem Programm. Ist schon fast unheimlich, wie glatt die Tests verlaufen sind.“
Adrian schritt ohne ein Wort aus und lief schneller. Cal pfiff leise durch die Zähne. „Für den Vorsitz deines Fan-Clubs wird er bestimmt nicht kandidieren, was? Als uns gesagt wurde, dass du als Ersatz für Walton kommst, hat er ein paar abfällige Bemerkungen von sich gegeben. Aber ich hätte nicht erwartet, dass es einen offenen Krieg zwischen euch gibt. Wieso eigentlich?“
„Das hat persönliche Gründe“, erwiderte Caroline knapp. Schuldzuweisungen wären ein ebenso sinnloses Unterfangen, beschloss sie.
Cal wirkte besorgt. „Wir müssen als Team funktionieren, oder Colonel Mackenzie lässt uns alle austauschen. So was macht sich nicht gut in der Personalakte. Es gibt eine Frist für diese Tests. Sie wollen Resultate haben, um sie dem Kongress und den Medien vorzulegen, wenn die Abstimmungen über den Etat erfolgen. Das ist schon in ein paar Wochen.“
„Adrian kann ich ignorieren.“
„Das hoffe ich. Ich biete mich ja gern als Puffer zwischen euch an, aber irgendwann werdet ihr Zusammenarbeiten müssen.“
„Wenn es um die Arbeit geht, denke ich, dann sind wir beide professionell genug, um das Persönliche beiseitezustellen. Aber trotzdem danke.“
Cal nickte, dann breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. „So, der gute Colonel ist also an dir interessiert. Das hat er ziemlich klargemacht, was?“
„Völlig grundlos“, antwortete sie grimmig. „Vielleicht von deiner Seite aus. Er jedoch scheint genügend Gründe gefunden zu haben.“
Es mochte albern sein, aber Caroline fieberte dem Treffen mit Colonel Mackenzie in der privaten Atmosphäre seines Büros entgegen. Projektleiter oder nicht, sie wollte ihm ein paar Dinge ganz deutlich erklären. Sie ließ sich den Container zeigen, in dem sein Büro lag, und machte sich zur verabredeten Zeit mit energischen Schritten über das Flugfeld auf den Weg. Ihr Ärger wuchs mit jedem Schritt.
Im Vorzimmer bewachte Sergeant Vrska den Schreibtisch. Der junge Mann hatte eine Statur, die jedem Profifootballspieler zur Ehre gereicht hätte, aber er grüßte Caroline zuvorkommend und führte sie weiter zu Colonel Mackenzies Büro.
Mackenzie hatte geduscht und die Flugkluft gegen eine leichte Sommeruniform eingetauscht. Das Blau des Hemdes intensivierte noch die Farbe seiner Augen. Er lehnte sich in seinen Stuhl zurück und betrachtete Caroline gelassen, so als warte er auf die bevorstehende Explosion.
Caroline spielte durchaus mit dem Gedanken, so richtig loszulegen, selbst wenn sie wusste, dass er das erwartete. Das würde auf jeden Fall die unterdrückte Wut in ihr lösen. Anderseits würde ein Ausbruch ihrerseits ihm nur einen Vorteil verschaffen. Also setzte sie sich still, auch wenn er ihr keinen Stuhl angeboten hatte. Sie schlug die Beine übereinander und lehnte sich zurück, so machte sie mit ihrer Körpersprache deutlich, dass
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