Das Geheimnis der MacKenzies
Mackenzie, über sieben Pfund schwer, erblickte pünktlich zur ausgerechneten Zeit das Licht der Welt. Sein Erbe war sofort zu erkennen - das Baby hatte dichtes schwarzes Haar und hellblaue Augen, ganz der Vater. Nach der Geburt schlief Caroline erschöpft ein, und Joe saß, seinen neu geborenen Sohn auf der breiten Brust, in einem Stuhl neben dem Bett.
Irgendwann wachte Caroline auf und schaute sich schlaftrunken um, bis ihr Blick auf dem dösenden Paar neben sich ruhte. Sie streckte den Arm aus und berührte leicht die Hand ihres Mannes, dann strich sie über die winzigen Fingerchen, die auf seiner Brust lagen.
Joe schlug die Augen auf. „Hi“, sagte er zärtlich.
„Selber hi.“ Er sieht wunderbar aus, dachte sie glücklich. So zerknittert und übermüdet. Er trug noch Uniform, da man ihn vom Stützpunkt hergeholt hatte. Die Krankenschwestern lagen ihm wahrscheinlich alle zu Füßen. Caroline griff nach seiner Krawatte und zog ihn zu sich heran. „Gib mir einen Kuss.“
Er gehorchte sofort. Die Lippen nahe an ihren, murmelte er: „In ein paar Wochen werde ich dir viel mehr geben als nur einen Kuss.“
„Ich freue mich schon darauf.“
Er flüsterte ihr ins Ohr, was er mit ihr machen würde, und ihr Herz begann, heftiger zu pochen. „Du solltest solche Sachen nicht in Anwesenheit deines Sohnes sagen.“ Sie lachte, als sie das Baby entgegennahm. „Er ist doch noch viel zu jung dafür.“
„Für ihn ist das nichts Neues, Liebling. Er kennt mich gut, von Anfang an.“
Caroline sah auf das kleine Gesichtchen hinunter, und ihr Herz schwoll an vor Liebe, bis es ihr schier die Brust zersprengen wollte. Es war unglaublich. Dieses kleine Wesen in ihren Armen war einfach unglaublich.
Carolines Eltern, die sich entschlossen hatten, ihren verlängerten Aufenthalt in Griechenland abzubrechen, waren auf dem Weg zurück. Auf Grund ungünstiger Flugverbindungen würde es allerdings noch gute zehn Stunden dauern, bevor sie ankamen. Johns andere Großeltern jedoch waren rechtzeitig zur Geburt hier gewesen und hatten ihren Enkel auch schon auf dem Arm gehalten.
„Wo sind Wolf und Mary?“, fragte Caroline.
„In der Cafeteria. Sie meinten, sie seien hungrig, aber ich glaube, sie wollten uns einfach Zeit allein geben.“ „Ich wünschte, sie hätten Maris und die Jungs mitgebracht.“
„Sie stecken alle in den Prüfungen. Sie werden das Baby noch früh genug sehen.“
Wieder blickte Caroline auf ihren Sohn und streichelte ehrfürchtig mit einem Finger über seine Wange. Zu ihrem Erstaunen drehte er blitzschnell den Kopf und begann, an ihrer Fingerspitze zu saugen.
Joe lachte. „Das ist der falsche Ort, Sohn. Du wirst deine Zielerfassung noch besser abstimmen müssen.“ Das Baby wurde unruhig und begann zu quengeln. Caroline schlug den Ausschnitt ihres Nachthemds zurück und führte den gierigen kleinen Mund zur Brust. Mit einem zufriedenen Schnauben setzte der Kleine zu seinem Mahl an.
„Der typische Mackenzie“, murmelte sie. „Was bedeutet, dass er ganz und gar nicht typisch ist.“
Caroline sah auf. Joes Blick ruhte auf ihr. In seinen Augen stand mehr Liebe und Verlangen, als sie in ihrem ganzen Leben je zu sehen gehofft hatte. Nein, an diesem Mann war absolut nichts Typisches. Er war auf der Überholspur zu den Sternen, und auf dem Weg dorthin hielt er sie sicher und fest in seinen Armen.
- ENDE -
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