Das Geheimnis der MacKenzies
würde sich einen seiner spöttischen Kommentare nicht verkneifen können, etwa dass sie sich doch bitte in ihrer Freizeit um ihr Liebesleben kümmern solle. So sauste sie in die nächste Damentoilette und schloss sich in einer Kabine ein.
Sie zitterte wie Espenlaub und hatte das Gefühl, gleich in Tränen ausbrechen zu müssen. Dabei weinte sie nur sehr selten. Es brachte nichts ein außer verquollenen Augen und einer verstopften Nase. Wieder einmal war sie geschlagen worden, und es wurde Zeit, dass sie sich den Tatsachen stellte.
Colonel Mackenzie hatte nichts getan, was sie in eine solche Panik versetzen sollte. Es war die eigene Reaktion, die sie so verängstigte. Intelligenz nützte nichts, wenn man den Kopf in den Sand steckte und sich selbst nicht die Wahrheit eingestand. Sie war übermütig geworden, hatte sich zu sehr auf ihre Fähigkeit verlassen, Männer mit ihrer scharfen Zunge abzuwimmeln. Doch nicht nur zeigte sich der Colonel davon unbeeindruckt, nein, er schien es auch noch zu genießen! Aber vielleicht war es ihr auch nur gelungen, die anderen auf Distanz zu halten, weil sie sich zu keinem von ihnen hingezogen fühlte. Diese Atemnot, der rasende Puls und dieses feige Benehmen konnten nur eines bedeuten: sexuelles Interesse. Caroline verspürte nur einen Impuls: Nimm die Beine in die Hand und renn um dein Leben!
Verständlich, dass es ihr nicht gleich aufgefallen war. Sie hatte dieses Phänomen noch nie erlebt. Schließlich hatte sie bei ihrer ersten Fahrstunde auch nicht gewusst, wie man Auto fährt. Mit leicht verblüfftem Blick beobachtete sie sonst stets die Anwandlungen, die Männer und Frauen überfielen, wenn sie sich zueinander hingezogen fühlten. Caroline hatte die Ursache für das geradezu schwachsinnige Verhalten erkannt. Dass die eigenen Körperdrüsen plötzlich zu Verrätern wurden, beunruhigte sie.
Und jetzt steckte sie in einer Situation, in die sie sich irgendwie hatte hineinmanövrieren lassen. Ihr wäre mit Sicherheit eine andere Lösung eingefallen, hätte sie sich nur sachlich dem Problem gewidmet. Aber ihr Verstand hatte den Dienst verweigert - wahrscheinlich ein Nebeneffekt bei überaktiven Drüsen. Denken war Werbungsritualen sicherlich nicht zuträglich.
Caroline versuchte, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte soeben zugestimmt vorzugeben, eine Beziehung mit Colonel Mackenzie zu haben. Damit die anderen Männer sie in Ruhe ließen und sie ihre Arbeit erledigen konnte. Und natürlich auch, damit sich die Männer nicht durch sie ablenken ließen. Tat der Colonel das eigentlich mit allen Frauen auf dem Stützpunkt? Und wenn nicht, warum bei ihr? Was an ihr war so irritierend? Sicher, sie wusste, sie galt als recht attraktiv, aber sie war doch keine Femme fatale!
Und was genau sollte diese angebliche Beziehung mit dem Colonel überhaupt beinhalten? Small Talk und Lächeln? Damit würde Caroline umgehen können. Um den Mann herumflattern wie ein liebeskranker Vogel und mit den Wimpern klimpern, wie sie es bei anderen Frauen gesehen hatte, konnte nicht allzu schwierig sein. Aber wenn er sich einbildete, dass es in dieser Pseudobeziehung zu Küssen und Zärtlichkeiten kommen würde, konnte er es von vornherein vergessen. Das würde ihr Blutdruck nicht durchhalten. So viel Adrenalin konnte nur ungesund sein.
Aber es war keineswegs unmöglich, mit der Situation fertig zu werden. Solange sie einen klaren Kopf behielt und nie vergaß, dass sie ihm nicht trauen konnte, ganz gleich, wie vernünftig er sich auch anhörte, sollte es eigentlich machbar sein.
Mit diesem festen Entschluss straffte Caroline die Schultern und verließ ihr Refugium. Die Sonne brannte ihr auf den Kopf, als sie über das Flugfeld lief, und heizte die Haut ihrer bloßen Arme auf. Die Luft flirrte, und das Donnern landender und startender Flugzeuge dröhnte in ihren Ohren. Überall gingen Luftwaffenangestellte ihrer Arbeit nach. Die Geschäftigkeit war faszinierend und riss mit. Doch noch aufregender war das Wissen, an dem herausragendsten Kampfjet, der je entworfen worden war, mitarbeiten zu können.
Arbeit war immer ihr Universalheilmittel gewesen. Sie liebte ihre Arbeit. Es war das Gebiet, auf dem sie sich auskannte, in dem sie sich wohlfühlte und dazugehörte. Auch wenn Adrian Pendley nach Kräften alles daransetzte, es ihr zu verleiden. Nun, wenn es ihr gelang, Mackenzie zu ignorieren, dann schaffte sie das bei Adrian mit Leichtigkeit.
Das dunkle, markante Gesicht des Colonels tauchte vor ihrem
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