Das Geheimnis der Mangrovenbucht
verabschieden, als er zögerte und noch einmal von der Türe zu ihm zurückkam: »Inspektor«, begann er, »was Sie herausgefunden haben...«, dann stockte er, zutiefst gedemütigt, beschämt, um Diskretion bitten zu müssen.
Wright entgegnete ihm sofort: »Was ich herausgefunden habe, Mr. Taylor, ist Ihre Privatsache. Ich untersuche einen Mordfall und bin kein Hüter der Moral. Ihre persönliche Geschichte ruht bei mir in Sicherheit.«
»Vielen Dank, Inspektor. Ich weiß, daß ich mich auf Sie verlassen kann«, sagte Taylor und verließ schnell den Raum.
»Armer Teufel«, dachte Wright, als sich die Tür geschlossen hatte. »Nicht schön, sehen zu müssen, wie ein Mann jegliche Stärke verliert. Aber er hat natürlich gelogen. Holder zwang ihn zum Verkauf.«
Von dem Toten waren zweifellos Schwierigkeiten zu erwarten, entschied Wright lächelnd. Schließlich war er ja kein sehr einnehmender Mensch gewesen, wie sich der junge Irving ausgedrückt hatte. In diesem Augenblick klopfte Anthony an die Tür. Ob der Inspektor zum Mittagessen kommen möchte?
Wright entschuldigte sich. Wäre es vielleicht möglich, daß Mrs. Holder ihm eine Tasse Tee und ein Sandwich machte, damit er in seiner Arbeit fortfahren könnte? Aber natürlich nur, wenn das nicht zu viel Mühe bereiten würde.
»Überhaupt keine Mühe«, versicherte ihm Anthony. »Stets zu Diensten. Der Anlaß wäre natürlich ein etwas freudigerer, wenn...«, dann ließ er seinen Satz unbeendet, was etwas merkwürdig wirkte.
Doch Wright lächelte freundlich. »Ich begreife, was Sie meinen, und gebe Ihnen völlig recht. Nichts ist verwirrender, als mit einem Polizisten zusammenzusitzen, der sich fragt, wer von den Anwesenden der Mörder war«, sagte er gewandt, worauf Anthony sich wegen des Fehlschlages seiner zynischen Äußerung etwas enttäuscht zurückzog.
Wright fuhr in seiner Arbeit fort, fand aber nichts Interessantes — nur weitere Beweise des Reichtums dieses Mannes und der schamlosen Ausnutzung seiner Macht, aber nichts, was auf einen Mord hindeutete. Als Anthony gerade mit einem Tablett erschien, auf dem er Tee und Sandwiches brachte, sagte Wright plötzlich: »Der alte Mann, der gerade den Weg heraufkommt. Ist das Dibble? Ich glaube ja. Ich gehe schnell hinaus und spreche mit ihm.«
»Bevor jemand von uns ihn warnen kann?« sagte Anthony boshaft. Wright überhörte seine Stichelei. Er wollte auf jeden Fall nicht das Risiko eingehen, daß Verity Dibble ersuchte, nichts von dem Gespräch zwischen Holder und Taylor zu erzählen; denn Wright war überzeugt, daß, falls bei diesem Streit das Thema auf Holders Beziehung zu dieser Frau, die er seine Gattin nannte, gekommen war, Verity alles tun würde, um dieses unglückliche Paar zu schützen. Das war eben die Art der Frauen.
Dibble mochte die Polizei nicht. Das sah man schon an seinem ersten Blick, den er auf den Inspektor warf. Er wollte nicht verhört werden. Das ließ er sofort durchblicken. Er ging sogar zum Angriff über.
»Was ist jetzt wieder los? Wollen mich wohl ausfragen, so wie es die Polizei mit unschuldigen Leuten immer tut? Was ich gesehen habe? Wo ich war? Aber — die Antwort ist —, daß ich nichts gesehen habe, daß ich nichts getan habe, daß ich nirgendwo gewesen bin.«
Nach dieser glänzenden Darbietung über den Nutzen der allgemeinen Schulpflicht verfiel Dibble in brütendes Schweigen. Wright blickte ihn streng an und sagte: »Mein Lieber, es besteht keinerlei Grund, diesen Ton anzuschlagen. So reden nur Leute, die etwas zu verbergen haben. Das bringt mich übrigens auf einige Gedanken. Wann haben Sie Holder zum letzten Mal gesehen?«
Dibble spuckte kräftig aus, womit er nicht nur seine Meinung über den Verstorbenen, sondern auch die über die Polizei kundtun wollte.
»Hab’ ihn schon ungefähr einen Monat nicht mehr gesehen. Könnt’ ihn nicht riechen. Weiß nix von ihm, außer, daß seine Leiche irgendwo beim Wasser gefunden worden ist — so, wie es dieser alte Teufel vorhergesagt hat«, endete er triumphierend.
Wright blickte ihn interessiert an. Dibble schien darüber erfreut zu sein, daß man die Leiche in Davids Bootshaus gefunden hatte. Er sagte ruhig: »Dann mögen Sie also Mr. Marshall auch nicht so besonders? Was haben Sie gegen ihn einzuwenden?«
Doch jetzt war Dibble auf der Hut. Er hätte zweifellos David des Verbrechens beschuldigt, wenn er damit nicht Verity hineingezogen hätte. Er sagte unhöflich: »Hab’ nix gegen ihn. Legen Sie mir nicht solche
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