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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Gefangenen setzen Cisneros offenbar mehr Widerstand entgegen!«
    »Und was genau droht den Männern, wenn sie sich weigern, sich von Cisneros bekehren zu lassen?«, wollte ein drahtiger Student aus den hinteren Reihen wissen.
    »Wir wissen, dass Cisneros auch vor Gewalt nicht zurückschreckt«, gab Musheer zurück. »Zumindest einen der Faqihs hat er schon foltern lassen.«
    »Aber … aber das kann er doch nicht machen«, entfuhr es dem Mann, und auch durch die Reihen der anderen Studenten ging ein entsetztes Raunen. Stimmen wurden laut, dass man die Männer sofort befreien müsse.
    »Dafür müssten wir erst einmal herausfinden, wo genau Cisneros sie gefangen hält«, bremste Musheer ihren Elan. »Er scheint sie beinahe täglich zu verlegen, und gestern hat unser Informant endgültig ihre Spur verloren.«
    »Dein Vater ist doch einer der Leibwächter Talaveras«, rief Abdul und sah Abdarrahman an. »Wäre es nicht das Einfachste, du fragst ihn, wo die Gefangenen sind?«
    »Wie du schon richtig sagst, ist mein Vater Talaveras und nicht Cisneros’ Leibwächter – und ich kann dir versichern, dass weder mein Vater noch Talavera das Geringste mit diesen Entführungen zu schaffen haben!« Obwohl Abdarrahman fest von der Richtigkeit seiner Aussage überzeugt war, errötete er bis zum Haaransatz. Je mehr Unheil die Christen über die Mauren brachten, desto peinlicher war es ihm, mit ihnen in Verbindung gebracht zu werden – und das vor allem, wenn es um seinen Vater und seine Arbeit ging. Verdammt, Vater, knurrte er in sich hinein. Reicht es nicht schon, dass du Christ bist? Musst du auch noch den Christen an den höchsten Stellen dienen? Machst du dir eigentlich jemals Gedanken darüber, in welche Lage du deine Kinder damit bringst? Nicht zum ersten Mal überkam ihn heftiger Groll gegen seinen Vater, ein Groll, der ihm ebenso peinlich war wie die Verdächtigung seines Kommilitonen, sein Vater könnte auch nur im Entferntesten etwas mit den Gefangenen zu schaffen zu haben, aber trotzdem konnte er diesen Groll nicht überwinden. Wehmütig dachte er daran, wie sehr er seinen Vater früher bewundert hatte für seine Kraft, für seinen Einsatz für die Mauren, für die hochgeachtete Stellung, die er unter dem Emir innegehabt hatte … und wie wenig von dieser Bewunderung heute noch übrig war. Zum ersten Mal wurde ihm der Grund dafür klar: Er fühlte sich von ihm verraten, bloßgestellt …
    Als er merkte, dass die anderen ihn erwartungsvoll ansahen, drängte er seinen Unwillen zurück, holte kurz Luft und fuhr dann ruhiger fort: »Ich denke, wir sind uns alle darüber einig, dass man Talavera und Cisneros nicht über einen Kamm scheren kann. Talavera war strikt gegen Cisneros’ Einsetzung als Inquisitor – und leidet inzwischen kaum weniger unter ihm als wir!«
    Der drahtige Student nickte eifrig. »Cisneros soll den Königen vorgehalten haben, dass es Talaveras Missionierungsmaßnahmen am rechten Glauben fehle, und seit er herausgefunden hat, dass Talavera Kirchenlieder in der kastilischen Sprache dichtet, um seine Gläubigen mehr in den Gottesdienst einzubinden, wirft er ihm gotteslästerliches Verhalten vor. Einzig die lateinische Sprache sei würdig, im Haus Gottes zu erklingen, und es sei unerheblich, ob die Gläubigen etwas davon verstehen oder nicht.«
    »Das habe ich auch gehört«, erhob ein anderer junger Mann die Stimme, »und ebenso, dass Cisneros fast vor Wut geplatzt ist, als er herausgefunden hat, dass Talavera an einem Glossar und einer Grammatik der arabischen Sprache arbeitet und seine Priester Arabisch lernen lässt! Wenn das so weitergeht, kann Talavera froh sein, wenn er von Cisneros nicht noch selbst vor ein Inquisitionsgericht gestellt wird!«
    »Lasst uns lieber überlegen, wie wir die Männer finden und sie befreien könnten«, bat Musheer und wandte sich an ihren Studienkollegen Salah, einen korpulenten, rotgesichtigen Jungen. »Meinst du, dein Cousin würde noch einmal eine seiner Damen für uns einsetzen?«
    Salahs Cousin führte ein anrüchiges Dar al-’attar, in dem nicht nur Christen, sondern auch einer von Cisneros’ Leibwächtern sein Vergnügen suchte. Unter Alkoholeinfluss und angesichts der Verlockungen eines drallen Weibes wurde der Mann recht redselig, was sie sich schon mehrfach zunutze gemacht hatten.
    Salah nickte. »Das wird er für uns gewiss tun. Und keine Frage, dass ihr auf mich zählen könnt, um die Männer zu befreien!«
    Abdarrahman und Musheer nickten einander

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