Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
erlebt, aber du müsstest doch noch genug Erinnerungen daran haben, um zu wissen, wie …«
    »Mutter, so weit sind wir doch noch lange nicht!«, fiel Abdarrahman ihr ins Wort. »Jetzt geht es erst einmal nur darum, die Könige auf diese himmelschreiende Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen und wieder für Recht und Ordnung zu sorgen!«
    »Aber wenn du den nächsten Schritt schon ins Auge fasst …« Zahra biss sich auf die Lippen. Sie durfte ihren Sohn durch ihre Reaktion nicht zu sehr verschrecken, wenn sie wollte, dass er auch in Zukunft weiter so offen zu ihr war. Sie strich sich über die Stirn. »Gut, bleiben wir bei der Delegation. Habt ihr schon ein paar mächtige Verbündete im Auge, die euch unterstützen könnten? Diese Männer sollten auch bei den Christen einen guten Namen haben! Mir fallen hier als Erste Ismail ibn Badr und seine Freunde ein. Ismail war einer der engsten Freunde Boabdils und ist bei den Christen hochgeachtet. Wenn sein Name unter eurer Petition steht, wird sie mehr Gewicht haben!«
    Abdarrahman hob anerkennend die Augenbrauen. »Ihr habt recht, das wäre allerdings ein kluger Schachzug! Ich werde es den anderen vorschlagen!«
    Zahra hielt ihren Sohn am Ärmel seiner Tunika fest und zwang ihn damit, stehen zu bleiben und sie anzusehen. »Abdu, du weißt, dass du jederzeit auf meine Unterstützung zählen kannst, aber bitte versprich mir, dass du dich nicht in Gefahr bringst und dass du dich an keinem Blutvergießen beteiligst!« Und nach einer kurzen Pause fügte sie leiser hinzu: »Und bete, dass uns dein Vater niemals auf die Schliche kommt!«
    Abdarrahman warf ihr einen hochfahrenden Blick zu und machte sich mit einer ruckartigen Bewegung von ihr frei.
    Irritiert sah Zahra zu ihm auf. »Verdammt, Abdu, er ist dein Vater!« Aber sie spürte selbst, wie erbärmlich wenig das in Momenten wie diesen wog.
     
    »Lass mich los, verdammt, du tust mir weh! Du sollst mich loslassen!«
    »Nichts da, ich bringe dich jetzt zu Mutter, du schamloses Ding!«
    Von den Schreien ihrer Kinder alarmiert, eilte Zahra von der Küche in den Innenhof der Seidenfarm, wo Abdarrahman Chalida mit hinter dem Rücken hochgedrehten Arm höchst unsanft vor sich herschob.
    »Was soll das?«, herrschte sie ihn an. »Was fällt dir ein, so mit deiner Schwester umzuspringen? Lass sie sofort los!«
    Abdarrahman tat, wie Zahra ihm geheißen, versetzte seiner Schwester dabei aber einen unsanften Stoß, so dass sie fast stürzte. Zahra stellte sich zwischen die beiden und stemmte die Hände in die Hüften. »Das reicht jetzt!«
    »Wartet, bis Ihr wisst, was sie getan hat!«
    »Nichts habe ich getan, gar nichts«, zischte Chalida und rieb sich den schmerzenden Arm.
    »In diesem Aufzug« – Abdarrahman wies auf Chalidas offenes Haar und ihr unverschleiertes Gesicht – »ist sie in den Männertrakt reingeplatzt, um ihren blöden Aaron zu suchen. Nicht mal angeklopft hat sie. Und selbst als sie gesehen hat, dass ich dort nicht allein war, ist sie nicht gegangen, sondern hat Musheer angestarrt, als hätte er drei Augen und einen Rüssel im Gesicht.«
    »Musheer?«, rief Zahra erstaunt. »Er ist hier? Seit wann? Und warum? Und wieso bist du noch nicht in der Medresse? Du hast doch heute früh Unterricht!«
    »Wir … wir haben eben einiges zu besprechen, Dinge, die … die wichtiger sind als das Studium!«, gab Abdarrahman ausweichend zur Antwort, warf noch einen wütenden Blick auf seine Schwester und stürmte zurück in das Zimmer, in dem sein Freund auf ihn wartete.
    Kopfschüttelnd drehte sich Zahra zu Chalida um. »Und du? Was fällt dir ein? In dem Aufzug hast du allerdings nicht in den Männertrakt zu gehen, eigentlich überhaupt nirgendwohin – und das weißt du auch! Und dann ausgerechnet, wenn Musheer da ist! Was soll er denn jetzt von dir denken?«
    »Je schlechter, umso besser!«, gab Chalida patzig zurück.
    Wider Willen musste Zahra lachen. »Manchmal kommst du mir wirklich noch wie ein kleines Kind vor!«
    »Aber ich bin keins mehr«, zischte Chalida. »Und diesen Musheer – den heirate ich niemals! Der ist ja noch blasierter als Abdu, und wie wichtig der sich nimmt.
Du musst heute Abend unbedingt in unsere Geheimversammlung kommen
«, äffte sie Musheer nach.
»Du weißt, worum es geht!«
    »Geheimversammlung?« Schlagartig wurde Zahra ernst. »Was für eine Geheimversammlung?«
    »Das weiß ich doch nicht!«, gab Chalida unverändert erregt zurück, »und es ist mir auch egal. Aber wenn er jetzt schon

Weitere Kostenlose Bücher