Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
sie brachte, schenkte Jaime ein bittendes Lächeln und strich ihm über die Falten auf seiner Stirn. »Jetzt versetz dich doch einmal in die Lage von Deborah: Letztendlich geht es hier auch um ihre Identität! Wenn ich mir vorstelle, man würde die Moschee schließen und ich dürfte meine Gebete nicht mehr verrichten …«
    »Zahra, ich bezweifle in keiner Weise, dass all dies sehr schwierig und schmerzhaft für sie ist«, fiel Jaime ihr ins Wort, »aber zugleich muss ich an eure Sicherheit denken!«
    Er schnaubte, wirkte aber versöhnlicher als zuvor und ließ eine ihrer Haarsträhnen durch seine Finger gleiten.
    Zahra kam ihr Gespräch mit Abdarrahman in den Sinn. »Vielleicht sieht ja auch bald alles schon wieder ganz anders aus.« Sie lächelte Jaime an. »Immerhin sind ernsthafte Versuche im Gang, Cisneros aus der Stadt wegzubekommen, und wenn Allah auf unserer Seite ist, sind wir ihn womöglich schon in wenigen Wochen wieder los!«
    »Von diesen Bestrebungen seitens der Mauren habe ich zwar gehört, aber sie sind keinesfalls in aller Munde! Woher also weißt du davon?« In Jaimes Augen trat Argwohn.
    Zahra hoffte, dass sie nicht errötete, und verwünschte ihren Sohn, weil er sie nicht gewarnt hatte, all dies noch für sich zu behalten. Zugleich musste sie sich fragen, wie Abdarrahman an diese Informationen gelangt war. War diese Gruppe, der er angehörte, etwa doch nicht so harmlos, wie sie angenommen hatte?
    »Zahra, ich habe dich gefragt, wo du das aufgeschnappt hast!«
    »Ich … keine Ahnung«, stotterte Zahra. »Vielleicht hat … hat einer der Patienten von Deborahs Vater davon erzählt. Er … er betreut ja etliche Mauren in Granada, seit er die Wohnung dort hat, und du weißt, wie oft ich in der letzten Zeit mit ihm unterwegs war …«
    Die Heilkünste von Deborahs Vater waren in der Region sehr gefragt, zumal viele jüdische und maurische Ärzte seit der Machtübernahme der Christen das Land verlassen hatten, aber allmählich machte Mosche sein Alter zu schaffen, so dass er jemanden brauchte, der ihm bei Hausbesuchen zur Hand ging – eine Aufgabe, die Zahra freudig übernommen hatte. Schon seit Jahren suchte sie nach einem Weg, das Heilwissen zu vermehren, das sie von Tamu übernommen hatte, und der alte jüdische Arzt hatte sie nur zu gern unter seine Fittiche genommen.
    Jaime senkte die Augenbrauen. »Ein Patient von Mosche soll dir das gesagt haben? Sag mal, Zahra, hältst du mich für blöd? Zum Donner noch eins, was treibst du wirklich, wenn du mit Mosche unterwegs bist?«
    »Die Kranken versorgen, was sonst?« Zahra sprang auf, riss eines der herbstlich gelbverfärbten Blätter vom Maulbeerbaum und drehte den Stengel nervös in den Händen. Verdammt, verdammt, verdammt, sagte sie sich dabei wieder und wieder und war froh, dass sich Jaimes Argwohn wenigstens nur gegen sie und nicht auch noch gegen Abdarrahman richtete. Wenn er je herausfand, dass ihr Ältester nicht nur zum Studieren in die Medresse ging, würde er ihm zweifelsohne auf der Stelle Hausarrest erteilen.
    »Und … und meinst du, dass diese Bestrebungen Erfolg haben können?«, versuchte Zahra, Jaime abzulenken. »Ich meine, können wir hoffen, dass Cisneros über kurz oder lang wieder abberufen wird?«
    Jaime hob die Achseln. »Auf jeden Fall gibt es auch viele Altchristen, die über seine Anwesenheit alles andere als erfreut sind – mit Talavera angefangen. Er befürchtet, dass Cisneros das ganze Vertrauen, das er so mühsam zu den Menschen hier aufgebaut hat, binnen weniger Monate zerstören wird.«
    »Weiß man inzwischen, was genau Cisneros vorhat?«, drängte sich mit einem Mal Abdarrahmans Stimme zwischen sie. Zahra wandte den Kopf und sah, wie ihr Sohn unter den Zweigen des Maulbeerbaums hindurch zu ihnen trat.
    »Friede sei mit Euch, Vater!« Er verbeugte sich vor Jaime und berührte mit der linken Hand grüßend Brust und Stirn. Danach wandte er sich auch an seine Mutter. Zahra fragte sich, wie ihr Sohn seine Stimme so unbeteiligt klingen lassen konnte. Nach dem Eindruck, den sie soeben über seine »Umtriebe« in der Medresse gewonnen hatte, musste ihm doch alles an dieser Antwort liegen!
    »Die Könige haben ihm doch gewiss konkrete Anweisungen geben …«, fuhr er fort.
    »Alles, was ich weiß, ist, dass sie ihn aufgefordert haben, mit mehr Entschiedenheit gegen jedwede Form von Unglauben vorzugehen, was meiner Einschätzung nach zunächst vor allem abtrünnige Christen zu spüren bekommen werden. Gewiss wird

Weitere Kostenlose Bücher