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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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Tunika trocken und zwang sich, den Knauf danach lockerer zu umfassen, was ihm jedoch nicht gelang, da die Büttel weiterhin genau auf sie zumarschierten. Es waren hochgewachsene, finstere Gesellen, nur ein dunkelblond gelockter Junge schien in ihrem Alter. In seinen blauen Augen flackerte die gleiche erbärmliche Angst, die auch Abdarrahman im Magen brannte. Jamaal trat vor ihre Gruppe und legte nun ebenfalls die Hand ans Heft.
    »Verschwindet!«, schnauzte der Anführer der Christen ihn an. »Aus dem Weg, sage ich, ihr alle!«
    »Wenn ihr gekommen seid, um die Kinder der Renegados in diesem Viertel zu holen, müsst ihr erst uns aus dem Weg schaffen!«, erwiderte Jamaal. Ohne ein Wort zu sagen, trat Assad neben ihn, schließlich auch die beiden anderen jungen Männer, und endlich fand auch Abdarrahman den Mut vorzutreten. Musheer schloss sich ihm an. Noch ehe sich Abdarrahman seines Platzes und seiner Rolle bewusst werden konnte, zogen die Büttel und die Soldaten ihre Schwerter und griffen an. Abdarrahman hatte sein Schwert noch nicht ganz aus der Scheide gezogen, als ihn eine der Klingen auch schon am Arm traf. Er wich zurück, drückte sich die Hand auf die Wunde, doch der Büttel sprang ihm sofort nach und hieb erneut auf ihn ein. Abdarrahman wich dem Schlag aus und parierte den Angriff. Mit hartem Klirren kreuzten sich ihre Klingen wieder und wieder. Er versuchte, den Mann zurückzudrängen, aber dann führte dieser einen tückischen Hieb direkt auf seinen Hals. Reflexartig ließ sich Abdarrahman fallen, kam mit einer langgestreckten Rolle sofort wieder auf die Füße und dankte seinem Vater insgeheim für seinen hervorragenden Unterricht. Kraftvoll griff er den erstaunten Büttel erneut an und sah aus dem Augenwinkel, dass sich auch seine Freunde wacker zur Wehr setzten. Obwohl die Christen in der Überzahl waren, konnten sie sie zurückdrängen. Schließlich rief einer der Büttel zum Rückzug. Johlend trieben Abdarrahman und seine Gefährten die Christen noch ein Stück vor sich her, ließen sie dann laufen und fielen sich strahlend in die Arme.
    Jamaal jedoch mahnte sie: »Freut euch nicht zu früh. So leicht wird man die Christen nicht los. Würde mich nicht wundern, wenn sie noch heute mit Verstärkung wiederkämen!«
     
    Zwei Stunden später hörten sie in einer der an ihr Gebiet angrenzenden Gassen helles Kinderweinen und verzweifeltes Flehen: »Mein Kind, mein Kind, Ihr könnt mir doch nicht mein Kind wegnehmen!«
    »Na los, worauf wartet ihr?«, rief Jamaal und rannte los. Als sie in die Gasse einbogen, sahen sie, wie zwei Büttel ein etwa sechsjähriges Mädchen wegschleppten, während die Soldaten die Mutter zurückhielten, die panisch schrie und blindlings um sich schlug.
    »Lasst das Kind und die Frau los!«, brüllte Jamaal. Er und Abdarrahman erreichten das Kind als Erste; Assad, Musheer und die beiden anderen knöpften sich die Soldaten vor.
    Bedrängt durch Jamaals und Abdarrahmans Schwerter, mussten die Büttel das Kind loslassen. Sofort rannte das Mädchen zu seiner Mutter, die von den Soldaten nicht länger festgehalten werden konnte. Die Frau riss ihr Kind an sich und eilte zurück ins Haus. Als sie die Büttel und die Soldaten entwaffnet hatten, machte Jamaal den jungen Männern Zeichen, die Schwerter zu senken und die Christen laufen zu lassen. Doch der Soldat direkt neben Jamaal hob sein Schwert auf und ging sofort neu auf ihn los. »Verdammtes Maurenschwein, dich stech ich ab!«
    Der Soldat erwischte Jamaal am Unterarm. Fluchend versetzte Jamaal seinem Gegner einen Tritt in den Unterleib, fand dann wieder die Kraft, auch sein Schwert einzusetzen, und die anderen nahmen ebenfalls den Kampf wieder auf.
    »Verdammt, da kommen noch zwei Soldaten!«, brüllte Abdarrahman.
    Der Nachschub schien den Christen neue Kräfte zu verleihen, und Abdarrahman hatte immer mehr Mühe, sich gegen seinen Gegner, einen vierschrötigen, kampferprobten Soldaten durchzusetzen. Mit einem Mal versetzte der Hüne ihm einen Schwerthieb, der Abdarrahman so hart traf, dass er regelrecht zurückflog. Er knallte mit dem Kopf gegen die Hauswand hinter ihm und sah direkt anschließend eine blitzende Schwertspitze auf seinen Hals zuschießen. Abdarrahman war von dem Schlag noch viel zu benommen, um auch nur sein Schwert anheben zu können. Ergeben schloss er die Augen – und hörte in der nächsten Sekunde einen heftigen Schlag direkt vor sich. Sofort riss er die Augen wieder auf, und noch ehe er verstanden hatte, was

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