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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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alles was recht ist – ich bin vor Sorge um Euch fast umgekommen! Wie ein Wahnsinniger habe ich Euch in der ganzen Stadt gesucht! In welchen Konflikt bringt Ihr mich denn da?«
    Nur mit Mühe gelang es Zahra, Zubair zu beruhigen. Sie erzählte ihm von einer weiteren Patientin von Mosche und einer Operation, bei der sie ihm hatte assistieren müssen, doch als Zubair klarwurde, dass Zahra die Stadt auch am nächsten Tag nicht verlassen wollte, machte er ihr erneut Vorwürfe und wollte nun doch Jaime informieren. »Ihr müsst das verstehen, Herrin. Ich würde es mir niemals verzeihen, wenn Euch etwas zustoßen würde, und der Herr würde mich vierteilen, und das zu Recht! Immerhin stand in der Nachricht seines Boten am Nachmittag, dass er sich voll und ganz darauf verlässt, dass ich mich um Eure Sicherheit kümmere, solange er in der Alhambra bleiben muss – und das wird sicher noch einige Tage lang der Fall sein.«
    Nachdem Zahra ihm hoch und heilig versprochen hatte, dass sie am nächsten Abend mit ihm zurück zur Farm reiten wollte, beruhigte sich Zubair, so dass Zahra und Abdarrahman zumindest einen Tag gewonnen hatten, an dem sie die Aufständischen unterstützen konnten.
     
    Wie nicht anders zu erwarten gewesen war, weiteten sich die Kämpfe am nächsten Tag weiter aus. Jetzt, da ihre wichtigsten Anführer inhaftiert waren, beschränkten sich die Aufständischen nicht mehr darauf, nur die Kinder der verzweifelten Renegados zu schützen, sondern sie wollten auch die eingesperrten Männer befreien und verfolgten letztlich noch ein weit größeres Ziel: Sie wollten die Christen endgültig aus ihrer Stadt und ihrem Land vertreiben.
    In aller Eile zog der christliche Alcaide Granadas, der Conde de Tendilla, seine Truppen zusammen und führte sie gegen die Aufständischen, suchte aber auch den Dialog mit ihnen. Wie Talavera hatte auch er bisher ein gutes Verhältnis zu der maurischen Bevölkerung gehabt und war voller Wut auf Cisneros, der ihm diesen Aufstand eingebrockt hatte.
    »Wie konnten die Könige nur diesen Mann hierherschicken!«, machte er seinem Unmut gegenüber Talavera Luft.
    »Diese Frage stelle ich mir nicht erst seit heute.« Talavera stöhnte. »So wahr mir Gott helfe: Keiner dieser vielen Toten auf beiden Seiten wäre nötig gewesen, wenn Cisneros uns unseren Weg hätte weitergehen lassen! Und dann diese Zwangskonversionen … Nein, nein, so bringt man niemanden zum Glauben. So bringt man die Muslime nur dazu, uns zu hassen!«
    Zumindest dieser Gesprächsteil machte auch bei den Mauren die Runde, und obwohl ihre Achtung vor dem Conde und Talavera weiterhin groß war – die Gemüter beschwichtigen und den Aufstand beenden konnten die Sätze nicht. Auch Abdarrahman war trotz einiger tiefer Schrammen fest entschlossen, sich am nächsten Tag wieder an dem Aufstand zu beteiligen.
     
    Als Zahra am Abend entkräftet nach Hause kam, war es erneut viel zu spät, um die Stadt zu verlassen, und auch Abdarrahman war noch nicht zurückgekehrt. Nach all dem Schrecklichen, was sie an diesem Tag erlebt hatte, wollte sie nur noch schlafen, und sie ließ Zubairs Vorwürfe wie Regentropfen an sich herabrinnen. Sie streifte sich im Hauseingang die Schuhe von den Füßen und wollte Zubair und seine Vorhaltungen eben hinter sich lassen, als die Tür hinter ihr noch einmal geöffnet wurde. Zahra fuhr herum und erschrak bis ins Mark, als sie Jaime vor sich sah.
    »Zahra, wieso bist du hier?« Verwundert trat Jaime auf sie zu und warf Zubair einen zornigen Blick zu. »Ich denke, du bist längst mit Abdu auf der Seidenfarm? Eigentlich bin ich nur hergekommen, um kurz nachzusehen, ob auch bei uns jugendliche Randalierer ins Haus eingedrungen sind, wie man es jetzt allenthalben hört …«
    Zahra wusste nicht, was sie sagen sollte, gar nichts wusste sie mehr. Tränen brannten in ihren Augen, und sie hätte noch nicht einmal zu sagen vermocht, wem genau sie galten: diesem Tag, der so schrecklich wie kaum ein zweiter in ihrem Leben gewesen war, diesem Aufstand, der das Unheil ihres Volkes nur noch zu vergrößern schien, für den es aber doch keine Alternative gab – oder Jaime, in dessen Augen zunehmend Misstrauen und Unwillen traten und damit eine immer größere Distanz zu ihr, eine Distanz, die sie nie gewollt hatte und von der sie nicht wusste, wie sie sie jemals wieder rückgängig machen sollte. Dabei sehnte sie sich nach nichts mehr, als von ihm in den Arm genommen und getröstet, ja, sogar verstanden zu

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