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Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
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entschuldigend die Hand. »Es tut mir leid, ich sage ja schon nichts mehr!« Doch statt einen Schritt auf ihn zuzugehen oder zumindest sonst noch ein vermittelndes oder gar dankendes Wort an ihn zu richten, wandte sie sich von ihm ab und ging ins Haus, ohne sich noch einmal nach ihm umzusehen.
     
    Erst am nächsten Tag sprach Zahra mit Abdarrahman, der auf die Neuigkeiten so reagierte, wie sie erwartet hatte. Weder war er bereit, sich bei seinem Vater für die Zahlung des Bußgelds zu bedanken, noch würde er versprechen, sich künftig in ähnlichen Situationen zurückzuhalten. Doch Jaime war klug genug, seinem Sohn dieses Versprechen nicht direkt abzuverlangen, er redete überhaupt nur das Nötigste mit ihm. Wie es schien, war ihm bewusst, dass sein Sohn und er spätestens seit der Bücherverbrennung zwei getrennten Lagern angehörten – und dass ein unbedachtes Wort genügte, um die Lunte, die unter ihrer Beziehung lag, zu entzünden.
    Drei Tage später suchte Jaime erneut das Gespräch mit Zahra: Er wollte, dass Chalida und Abdarrahman so bald wie möglich heirateten, am besten in wenigen Wochen. Zahra ahnte den Grund. Er hoffte, dass Frau und Kind ihren Sohn und Musheer davon abhalten würden, weiter in den maurischen Widerstandsgruppen mitzumischen. Musheer, der seit einigen Tagen wieder bei seinem Onkel in Granada wohnte und den er bereits aufgesucht hatte, hatte ihm allerdings schon eine Absage erteilt. Er wollte mit der Hochzeit warten, bis seine Eltern von ihrer Pilgerreise zurück waren, wogegen Jaime nur schwerlich etwas hatte vorbringen können. Bei Abdarrahman hoffte er nun auf Zahras Hilfe. Abdarrahmans Hochzeit mit einem Mädchen namens Adilah war schon seit vielen Jahren beschlossene Sache, so dass es auch hier nur um eine Vorverlegung des Termins ging.
    Zahra seufzte. »So gut ich deine Motive für die Hochzeit nachvollziehen kann – es geht nicht. Heute Morgen hat uns der
dschabbar
im Nachbarort zugesagt, dass Abdu bei ihm in die Lehre gehen kann. Du weißt, wie lange er sich schon bemüht hat, praktische Erfahrungen zu sammeln, und wie enttäuscht er war, dass Mosche ihn nicht hat übernehmen wollen.«
    »Nein, das wusste ich nicht«, brummte Jaime. »Falls du es schon vergessen haben solltest: In der letzten Zeit habt ihr mir so manches verschwiegen – und allzu oft gesehen haben wir uns auch nicht …«
    Zahra errötete. »Mosche sagt, dass ihm eigentlich schon die Ausbildung von Aaron zu viel ist; er spürt das Alter in jedem Knochen, und die anderen Ärzte und
dschabbars
in der Umgebung sind seit der Bücherverbrennung mit ehemaligen Medizinstudenten überlaufen. Solange es der Medresse nicht gelingt, über Marokko eine ausreichende Anzahl an neuen medizinischen Lehrbüchern in die Stadt zu schmuggeln, findet ja kaum Unterricht statt!«
    »Wobei ich das mit dem Schmuggeln eben nicht gehört habe«, knurrte Jaime und sank mit einem Seufzer auf den Diwan. »Und was, bitte, hat der
dschabbar
mit der Heirat zu tun?«
    »Abdarrahman soll bei ihm wohnen, teilweise auch mit ihm herumreisen … Wenig passend für einen frischgebackenen Ehemann, findest du nicht? Übrigens wird Abdu auch bei dem
dschabbar
nicht viel Zeit finden, sich um weitere Aufstände zu kümmern – denn darum geht es dir doch, oder etwa nicht?«
    Jaime zuckte mit den Achseln. »Kannst du es trotzdem versuchen?«
    Obwohl Zahra wenig Lust dazu verspürte, nickte sie, zumal sie ungern daran erinnert werden wollte, dass Abdarrahman nur dank seines Einsatzes die Zwangstaufe beziehungsweise die Ausweisung aus dem Land erspart geblieben war.
    Als Zahra mit Abdarrahman sprach, bekam sie von ihm genau die Antwort, die sie schon erwartet hatte: »Das muss doch wirklich nicht jetzt sein!«, stöhnte er und schoss unwillig von seinem Sitzkissen hoch, um aus dem Raum zu stürmen. Im letzten Moment erwischte Zahra ihn noch am Arm. Sie war so verärgert, dass sie nahe daran war, ihn an den Einsatz seines Vaters für ihn zu erinnern, aber ehe sie auch nur den Mund öffnen konnte, knurrte Abdarrahman auch noch: »Und sag ihm, er soll aufhören, sich in mein Leben einzumischen! Ein Kafir hat mir nichts zu sagen!« Damit stürmte er endgültig davon.
    Ein Kafir, ein Ungläubiger … Sprachlos starrte Zahra ihrem Sohn hinterher.
     
    Eine gute Woche später erreichte die Familie ein Schreiben von Adilahs Eltern. Sie teilten ihnen mit, dass sie nach Marokko auswandern würden, weil sie befürchteten, hier auf Dauer ihren Glauben nicht

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