Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Geheimnis der Maurin

Das Geheimnis der Maurin

Titel: Das Geheimnis der Maurin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lea Korte
Vom Netzwerk:
das Gleiche.
    »Warum, Jaime, warum bist du gekommen?«
    Er sah zurück zur Decke.
    Zahra biss sich auf die Lippen. Verdammt, knurrte sie in sich hinein. Warum habe ich mich bloß von meinen Gefühlen mitreißen lassen? Wir hätten erst einmal reden müssen. Jetzt war alles noch viel schwieriger … Niemals würde sie es ertragen, wenn er sie nach diesem Liebesakt wieder verließ – und doch wusste sie, dass sie auf keine der Bedingungen, die er ihr zweifelsohne stellen würde, eingehen konnte. Wie zerbrechlich ihre Beziehung doch war! Sie fragte sich, ob sie das jetzt immer sein würde und ob dies tatsächlich nur die Schuld der Christen war. Sie musste an Taufiq denken. Ob sie mit einem Mann wie ihm, einem Mann, der ihre Erziehung, ihre Kultur, ihre Religion teilte, glücklicher geworden wäre? Sie stellte sich vor, wie es wohl wäre, in seinen Armen zu liegen, ihn zu küssen, ihn zu lieben … und schämte sich im gleichen Moment so sehr für diesen Gedanken, als hätte sie Jaime tatsächlich mit ihm betrogen. Sie richtete sich ein Stück auf und fragte noch einmal: »Warum, Jaime, warum bist du gekommen?«
    Mit einem Ruck setzte er sich auf, sah sie kurz an, stand auf und zog seine Beinkleider an. Erst dann blickte er sie wieder an. »Wieso glaubst du eigentlich immer, das alles sei nur für dich so schwer? Die Mauren, die armen, verfolgten Mauren und ja, die armen Juden vielleicht auch noch – aber dass auch ich bei all dem mein Paket zu tragen habe, siehst du nie!«
    Zahra wollte etwas erwidern, doch Jaime brachte sie mit einer entschiedenen Geste dazu zu schweigen. »Warum kannst du nicht wenigstens einsehen, dass ich nichts, aber auch rein gar nichts an dem Gang der Dinge ändern kann? Natürlich diene ich den Christen, natürlich bin ich für Talaveras Sicherheit verantwortlich, aber trotzdem beeinflusse ich in
nichts
deren Entscheidungen, und ich versichere dir überdies, dass ihr Mauren alles Interesse daran haben solltet, dass Talavera niemals auch nur ein Haar gekrümmt wird! Und was auch immer die Christen heute, morgen oder nächstes Jahr aushecken, Zahra, ich bin und war doch trotzdem immer für dich und die Kinder da!«
    Zahra musste daran denken, wie Jaime ihr ihren verletzten Sohn in das Nothospital gebracht hatte. »Du … hast sicher Schwierigkeiten bekommen, weil du von dem Aufstand weggegangen bist, um Abdu und Musheer zu uns zu bringen …«
    »Natürlich hatte ich Ärger. Was denkst denn du?« Er lachte freudlos auf. »Aber wie ich gerade gesagt habe: Auch wenn ich einen Schwur geleistet habe, Talavera mit meinem Leben zu verteidigen, so trage ich doch auch euch gegenüber eine Verantwortung – und meinen eigenen Schwur, dass ihr stets an erster Stelle steht! Und das weißt du, Zahra, das weißt du!«
    »Nicht so richtig, nein«, erwiderte Zahra leise und sah zu ihm auf. »Auf jeden Fall hast du das noch nie so deutlich gesagt.«
    Jaime krauste die Stirn, schwieg aber.
    »Hast du … wegen Abdu und Musheer sehr große Schwierigkeiten bekommen?«
    Jaime zuckte mit den Achseln. »Sagen wir mal so: Talavera hat mir dankenswerterweise die Gelegenheit gegeben, mein Verschwinden zu erklären – und danach beschlossen, meinen Kopf zu retten und es bei einer Verwarnung zu belassen.«
    »Du … willst damit nicht sagen, du warst tatsächlich in Gefahr …«
    »Vergiss es«, fiel Jaime ihr ins Wort. »Ich lebe ja noch. Ein weiteres Mal kann ich mir das allerdings nicht erlauben.«
    »Und die Jungen?«, entfuhr es Zahra. »Werden sie bestraft werden? Und die Mauren? Was haben die Christen jetzt mit uns vor?«
    »Ich weiß es nicht, Zahra, ich weiß es ehrlich nicht, und du kannst mir glauben, dass ich meine Ohren gerade in der letzten Zeit überall hatte. Es kursieren haufenweise Gerüchte, aber niemand weiß, was geschehen wird. Es kann derzeit nicht schaden zu beten – egal zu welchem Gott!«
    Zahra presste die Lippen zusammen und nickte.
     
    Jaime musste schon am nächsten Morgen zurück in die Alhambra, und als er am Abend mit Raschid wiederkam, berichtete er ihnen, dass die Christen die Entscheidung, was mit den Aufständischen geschehen würde, nun allein von dem Verhalten der Aufständischen in den Alpujarras abhängig machten – und wie es schien, waren viele der maurischen Kämpfer bereit, deswegen tatsächlich die Waffen niederzulegen.
    Eine Woche später saß Zahra auf einem Mauervorsprung vor dem Haus und wartete, das Herz von düsteren Ahnungen schwer, auf Jaimes

Weitere Kostenlose Bücher